06. Oktober 2013
Ich verliebte mich in Audrey, jeden Tag mehr und jede Stunde treuer. Meine Gedanken kreisten damals nur um sie, heute noch habe ich nichts anderes im Kopf als die wunderschöne Hepburn und unsere gemeinsamen Erinnerungen. Erinnerung vor allem, weil es die einzigen Sachen sind die ich von ihr noch bis zu meinem Tod, ein ganzes Leben lang behalten darf.
„Ich kann das nicht, Justin. Hilf mir doch bitte“, quengelte Audrey weinerlich und stampfte mit ihren Füßen, wie ein kleines Kind auf den Boden. Lachend wandte ich mich vom Salat ab und stellte mich hinter Audrey, die mit der Lasagne beschäftigt war. Ich drückte meinen Oberkörper an ihren Rücken und stellte mein Kinn auf ihrer Schulter ab, um mir Überblick zu verschaffen. „Okay, Audrey. Als aller Erstes die Tomatensoße“, murmelte ich sanft in ihr Ohr und küsste es dann leicht. „Mit dem Hackfleisch“, stellte Audrey mit einer kindlich-süßen Stimme fest und nahm die Schale mit dem roten Inhalt in ihre Hände. „Das verteilst du jetzt sorgfältig überall, aber nicht zu viel“, wisperte ich und inhalierte Audreys bekannten Damenduft ein. Sie roch so unheimlich gut. „So okay?“, fragte sie unerfahren niedlich, was mich entzückte und mein Herz kitzelte. „Ja, genau so. Baby.“
Ich musste sie nie ansehen, um zu wissen dass sie lächelte, wenn ich sie mit solchen Kosenamen überschüttete. Ich musste sie auch nie fragen, um zu wissen dass sie sich in meinen Armen wohl und geborgen fühlte. Ich genoss die Zeit in der ich ihr so nah sein durfte, ohne dass es eine Vorstellung ist, die aus meiner Fantasie und meinem Wollen besteht.
Ich beobachtete Audrey dabei, wie sie mit selbststolz die Lasagne mit Leichtigkeit in den Ofen schob und sich davon wegdrehte, als sie ihn mit einem Hüftschwung schloss. Auf ihren Lippen ein Lächeln und in ihren Augen ein Strahlen. „Und jetzt?“, fragte sie glücklich und klatschte in die Hände. Den Salat, den ich vorbereiten sollte verscheuchte ich in die hinterste Ecke meines Gehirns und streckte die Arme nach der Schönheit aus. „Komm her“, murmelte ich rau und verlangend. Ohne zu zögern kam Audrey auf mich zu, eigentlich sprintente sie schon fast und umarmte mich klammernd, wobei sie wirklich süß aussah. Ich lehnte mich zurück, um in ihre blauen Augen sehen zu können, die mir immer verrieten wie es in Audreys Seele aussah. Sie haute mich um und ihre Lippen gaben mir den Rest.
Audrey war ein weiches Mädchen mit kaltem Herz, sowie einer kalten Seele. Sie war weich, doch kalt. Sie war süß, doch dynamisch, tatkräftig und in einigen Fällen hart und grob. Sie war so besonders und so anders. Sie war nie langweilig und sagte nie das gleiche, sondern fand immer neue Dinge über die sie reden konnte. Überhaupt redete sie viel, wobei man ihr gut zuhören konnte, vor allem wenn man ein guter Zuhörer war. Sie hatte eine starke Ausdrucksweise und interpretieren konnte sie ebenfalls perfekt.
„Wusstest du, dass ich mal schauspielern wollte?“, fragte mich Audrey ganz zufällig und malte mein Sixpack mit ihren Fingerspitzen nach. Immer und immer wieder. „Ich hätte es mir denken können. So wie du auf Serien stehst“, erwiderte ich und lächelte sie an. „Aber ich wollte in Krimis mitspielen“, sagte sie grinsend und legte ihren Kopf auf meine Brust. Sie ließ sich fallen, sie fühlte sich wohl. „Wolltest du eine Ermittlerin sein, oder ein Schwerverbrecher?“, fragte ich sie, woraufhin sie lachte. „Ich steh mehr auf Schwerverbrecher spielen“, antwortete sie und atmete ruhig. „Würdest du dich dann auch in einen Schwerverbrecher verlieben“, wisperte ich und strich ihr durchs Haar, so wie ich es öfters und gerne tat. „Ich liebe Bad Boys, das weißt du doch“, grinste sie und verließ schließlich das Bett, um wahrscheinlich in der Küche nach dem Essen zu sehen. „Justin, der Salat wartet auf dich. Beweg dich!“, schrie Audrey aus der Küche, wobei ich herzhaft laut auflachte.
Das war einer der besten Tage, aber man kann von Glück sprechen, dass ich noch einige Erinnerungen im Kopf habe, die ich auch in dieses Buch schreiben werde. Denn irgendwann, wenn ich alt werde und Frau und Kinder haben werde, möchte ich mich an das wichtigste aus meiner Vergangenheit erinnern können. Audrey.
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Audrey » bieber
PoetryAls Kind dachte ich immer, dass man sich nie in eine Eiskönigin verlieben könnte, weil sie kaltherzig und gemein ist. Nun ist dies fast fünfzehn Jahre her und ich kann Nachts nicht schlafen, weil ich an das kaltherzige und gemeine Mädchen denken mus...