Kapitel 7

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Seit ich von dem Anwesen meines Strigoi-Vaters abgefahren war, sahen meine Augen nur Eines. Das weite wilde Sibirien, dass in eine weiße Decke aus Schnee gehüllt war. Jeder Baum, Strauch, sogar die Wege glichen wie einem Ei dem Anderen. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, so wäre es mir vorgekommen als ob meine Wenigkeit im Kreis gefahren sein könnte. Dies war zum Glück nicht der Fall, da es für mich nur eine Richtung gab. Nicht rechts, nicht links, es ging einfach geradeaus. Man konnte buchstäblich dazu sagen-Immer der Nase nach. Trotz alledem driftete mein Verstand ab, denn die letzten Wochen saßen mir in jede einzelne Faser meines Körpers. Ab und zu schlossen sich meine Augen, da der Schlaf an die Tür meiner Seele klopfte. Dafür war jedoch keine Zeit, also öffnete ich das Fenster des Wagens einen spaltbreit. Sogleich streifte die kalte sibirische Winterluft meine zarte Haut und erweckte in mir neue Lebensenergie. Immer noch flog der eisige Wind durch das Innere des Wagens, als mein Körper langsam aber sicher anfing zu frösteln. Leicht runzelte ich die Stirn, da meine Sinne die Landschaft bewusst nun wahrnahm. Zuerst huschten nur vereinzelte weitentfernte Häuser an meinen Augen vorbei.

Doch schon bald gesellten sich die Häuser zu den Bäumen und Sträuchern, die unweit der Straßen ihren Platz gefunden hatten. Aus wenigen kleinen Behausungen wurden immer mehr ausgewachsene Gebäude, die die Vorboten einer größeren Stadt waren. Zwar sah ich nun viele Häuser, Gebäude und andere Sachen die zu einer Stadt gehörten, doch eine Telefonzelle war weit und breit nicht zu sehen. Die Sekunden wurden zu Minuten, erst fünf, dann zehn, dann dreißig Minuten. Das ganze Spielchen dehnte sich immer weiter aus und ehe ich mich versah waren zwei Stunden vergangen. Die Zeit verging wie im Flug, was mir eigentlich gar nicht passte. Ich hatte soviel an diesem Tag vor, aber nein man machte mir einen fetten roten Strich durch die Rechnung. Nur wegen meines Vaters und dieser beschissenen Telefonzelle, die immer noch wie von Erdboden verschluckt zu sein schien. Gerade schon wollte ich aufgeben, als meine Augen das heißersehnte gelbe viereckige Häuschen erblickten. Ohne auf den Verkehr zu achten bremste ich den Wagen ab, was mir ein höllisches Hupkonzert der anderen Autofahrer einbrachte. Doch im Grunde war es mir scheißegal, da ich nur eines im Sinn hatte. Mit Lissa zu telefonieren, um ihr meine Neuigkeiten erzählen zu können. Die Menschen, die immer noch wütend an mir vorbei fuhren, ignorierte ich galant.

Gerade erreichte ich die heißersehnte Telefonzelle, als sich das nächste Problem auftat. >Shit...MÜNZEN...wo bekomm ich jetzt die her< schoss es mir durch den Kopf. Fluchend drehte ich mich einmal um mich selbst, als meine Augen ein kleines schnuckliges Café erblickten. Kurzerhand ging ich in das stilvoll eingerichteten Café. Erstens um mir einen Kaffee und süßes Teilchen zu bestellen und zweitens, der Grund war eigentlich der Wichtigste, um Kleingeld zu haben. Gemütlich schlenderte ich Richtung des gelben Häuschen und genoss die heiße Flüssigkeit, die mich auf angenehme Weise von innen anfing zu wärmen. Gekonnt öffnete ich die Tür des kleinen Fernsprechhäuschen, da kam mir sofort ein leicht muffiger Geruch entgegen. Egal ob ich die Tür offen hielt oder die Luft anhielt, doch der Geruch blieb wo er war. Es half alles nichts, also musste ich wohl oder übel dadurch. Die ganze Telefonzelle hatte auch mal bessere Zeiten erlebt, denn nun waren der Hörer und die Tastatur vom Staub und Dreck überzogen. Vorsichtig hob ich den Hörer ab, um nun die Münzen in den für sie vorgesehenen Schlitz zu befördern. Das gleichmäßige Tuten signalisierte mir, dass ich die von mir gewünschte Telefonnummer wählen durfte.

Gerade hatte ich die letzte Ziffer auf der schmierigen Tastatur eingegeben, da fing es am anderen Ende der Leitung zu läuten. Erst einmal, zweimal, dreimal bevor beim vierten Tuten eine verschlafene Lissa den Hörer abnahm. „Ja..." gähnte Lissa in die Sprechmuschel, bevor sie dann weitersprach. „Wer ist da...? Warum haben Sie diese..." weiter kam Lissa nicht, da ich ihr unsanft ins Wort fiel. „Lissa...ich bin es...ROSE" Man konnte deutlich spüren, wie aus einer müden und verschlafenen Lissa eine hellwache wurde. „Rose...DU...aber wie...was ist mit..." Abermals unterbrach ich sie, weil es ja nur ein begrenztes Telefonat werde würde. „Lissa...hör mir jetzt aufmerksam zu. Mein Geld reicht nicht so lange." Ich erzählte Lissa alles, angefangen von dem Verhalten meines abartigen Vaters bis hin zu der komischen Karte an der Wand. Weiterhin berichtete ich Ihr, dass sich auf der Landkarte eigenartige Fähnchen, die den Flaggen der adligen Morois ähnelte, befanden. Das Beste hob ich mir bis zum Schluss auf. Nun verkündete ich meiner besten Freundin, dass mein ach so toller Vater der neue Herrscher der Strigois in Sibirien war. Meine Erzählungen fügte ich dann noch eine Kleinigkeit hinzu. „Lissa...mir das seltsame Verhalten von diesem Abe Mazur nicht geheuer, deshalb entschied ich mich gegen das Handy. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er irgendetwas geplant hat. Und wir wollen ihn ja nicht auf unsere Spur bringen oder."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 26, 2019 ⏰

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