Fete la musique

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Die erste Schulwoche hatte ich gut überstanden, wobei gut eher relativ gemeint war, wenn man bedenkt was am ersten Tag los gewesen ist. Ich hatte es irgendwann sogar geschafft, für meine Verhältnisse, normal mit Luka und den anderen zu sprechen. Nun war Samstag und die 'Fete la musique' stand an, zu der Luka mich eingeladen hatte. Zugegeben, ich war mir noch immer nicht sicher ob ich zu dem Konzert von ihm und seiner Band gehen sollte. Angesichts des Band Namens 'Kitty Section' war ich schon etwas neugierig was für Musik die wohl spielen würden. Aber ich war froh die Zeit in der Schule, inmitten der ganzen anderen Schüler, einigermaßen zu schaffen. Aber nun auch noch das ganze in der Freizeit?

Luka erklärte mir am Freitag erst einmal wo genau er überhaupt wohnte, für den Fall das ich mich dazu entschied dabei zu sein. Ich fragte ihn warum er nicht einfach die Adresse sagte, das wäre leichter als mir eine halbe Wegkarte zu malen. Doch nach seiner Erklärung verstand ich es. Denn sein Haus, oder besser gesagt Zuhause, war ein Boot mitten auf der Seine. Gut, soviel dazu, doch als er mir erklärte wo genau das Boot anlegte bekam ich doch einen kleinen Schrecken. Denn wir waren sozusagen Nachbarn. "Das ist ja umso besser" sagte er lachend, als ich ihn darauf hinwies.


Gegen Mittag schrieb er mir eine Nachricht in der er fragte ob ich mich schon entschieden hätte ob ich da sein würde oder nicht. Ich dachte darüber nach, denn entschieden hatte ich mich noch lange nicht. Da ich auf meinem Balkon schon immer am besten nachdenken konnte, ging ich dort raus. Mein Blick viel zuerst auf das Boot das quasi genau vor meiner Haustür anlegte. Besagtes Hausboot von Luka und seiner Familie auf dem, merkwürdiger Zufall, er stand und genau in meine Richtung sah. Als sich unsere Blicke trafen begann er zu lächeln und winkte leicht mit seinem Handy. Das sollte wohl ein Wink dafür sein das er auf meine Antwort wartete. Ich schrieb ihm das ich es noch nicht wüsste. Sofort, nach dem absenden, sah ich wieder zu ihm. Sein lächeln war nicht mehr da, nun sah er etwas enttäuscht aus. Als er auch wieder zu mir sah übertrieb er es mit dem enttäuschten Blick. Es war nun eher der sogenannte 'Welpenblick'. Ich musste lachen was ihn sofort ansteckte. Er sah wieder auf sein Handy und tippte. "Vielleicht kann ich dich ja überreden" war seine Nachricht. Das bezweifelte ich sehr stark doch fragte ihn in meiner Antwort wie er das schaffen will. "Lass dich überraschen" schrieb er nun, dazu ein Smiley das mit einem Auge zwinkerte.

Ich war wirklich gespannt was er wohl vor hatte um mich zu überreden.

Er hatte sich scheinbar Verstärkung geholt denn in den nächsten Stunden schrieben mir erst Marinette, dann Alya, gefolgt von Juleka und zu guter letzt Rose ob ich am Abend bei dem Konzert sein würde. Einerseits nervte es mich etwas und ich bereute es ein wenig den allen meiner Nummer gegeben zu haben. Andererseits freute es mich denn scheinbar wollten sie alle wirklich das ich da sein würde. Hatte ich jetzt etwa Freunde? Richtige Freunde? Der Gedanke brachte mich zum lächeln.

Es war etwa 16 Uhr als es an meiner Wohnungstür klingelte. Ich hatte sie noch nichtmal richtig geöffnet da kam mir bereits ein lautes "Überraschung" entgegen. Alle standen da. Marinette, Alya, Juleka, Rose und sogar Luka. "Was macht ihr denn hier?" fragte ich, noch etwas perplex. "Dich überraschen natürlich. Desshalb auch unser 'Überraschung'" sagte Rose lachend. Sie war manchmal wirklich verpeilt aber das war irgendwie niedlich. Ich mochte sie, sie alle, auch wenn ich das warscheinlich nie wirklich so offen zugeben würde. "Ich glaube Tess wollte auf etwas anderes hinaus" kam es von Alya. "Wir dachten, wenn wir alle gemeinsam zu dir kommen würden, hättest du keine andere Wahl als für das Konzert heute Abend zuzusagen." erklärle mir Juleka lächelnd. Ich wusste nicht wie ich das finden sollte und erst recht nicht was ich nun sagen sollte. Ich hatte wirklich Schwierigkeiten gegenüber einer Gruppe 'Nein' zu sagen. Doch ich wusste es einfach noch nicht und das jetzt alle desshalb vor meiner Tür standen setzte mich sehr unter Druck. Ich fühlte wie mein Herz zu rasen begann. Ich wurde immer nervöser und konnte es auch nicht verstecken oder überspielen. "Ist alles in Ordnung?" fragte Luka besorgt doch ich schloss schnell die Tür ohne zu antworten. Ich hörte wie sie von der anderen Seite durcheinander riefen was denn los sei, ob sie etwas falsch gemacht hätten und das ich doch die Tür wieder öffnen sollte. "Geht weg!!!" schaffte ich es schließlich heraus zu brüllen. Nun herrschte einige Minuten Stille. Ich öffnete kurz wieder die Tür um sicher zu gehen das sie wirklich weg waren. Schließlich setzte ich mich auf den Boden und versuchte erstmal mich zu beruhigen.

Als die Sonne unterging hörte ich Stimmen von der Straße. Vom Balkon aus sah ich wie Luka und die anderen auf dem Hausboot versammelt waren und alles für das Konzert aufbauten. Luka sah traurig aus und das bereitete mir ein schlechtes Gewissen. Er hatte es nur gut gemeint genau wie die anderen. Ich beschloss wenigstens kurz runter zu gehen und mich zu entschuldigen.

Zwischen dem Hausboot, welches den Namen 'Freiheit' trug und der Straße lag ein Steg. Als ich vorsichtig hinüber ging rief mich Rose. Alle sahen sofort in meine Richtung und lächelten. Auch ich zwang mich zu einem kleinen lächeln. "Hi Leute" sagte ich als ich drüben war. "Ist alles ok?" fragte mich Juleka. Als Antwort nickte ich nur leicht. "Luka macht sich totale Vorwürfe." sagte sie. "Wo ist er?" fragte ich nachdem ich mich kurz umsah aber ihn nirgends mehr sehen konnte. "In seiner Kajüte. Die Treppe runter und dann rechts." erklärte sie.

Ich ging unter Deck doch Lukas Zimmer, oder eben Kajüte, fand ich nur weil ich hörte wie er Gitarre spielte. Ich folgte dem Klang und fand ihn auf seinem Bett sitzend. Seine Augen waren geschlossen also hörte ich zu bis er kurz Pause machte. "Das klingt schön" sagte ich schließlich. Luka öffnete die Augen und sah ungläubig zu mir. Nachdem er realisiert hatte das ich wirklich da stand legte er die Gitarre weg und kam schnellen Schrittes auf mich zu. "Tess, ist alles in Ordnung? Es tut mir Leid, so sollte das nicht ausgehen" begann er verzweifelt. "Beruhig dich. Es ist alles gut. Ich hatte nur die Nerven verloren. Das passiert mir leider öfter als mir lieb ist. Ich bin es die sich entschuldigen sollte" Luka legte eine Hand auf meine Schulter und lächelte mich an. "Ich schätze, es gibt noch einiges das ich über dich lernen muss." sagte er kichernd.

Kurz darauf begannen die vielen Konzerte, überall in der Stadt. Auch 'Kitty Section' legte los und Rose begann zu singen, oder eher zu brüllen "Das Einhorn lieb ich". Es war nichtmal annährend die Art von Musik die ich mir bei diesem Band Namen vorgestellt hatte aber ich fand es irgendwie witzig. Und wenn ich so darüber nachdachte hatte es etwas gutes das ich vorher die Nerven verloren hatte. Denn sonst wäre ich vielleicht nicht rüber gegangen.

Das besondere am anders seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt