Vergangene Gefühle

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Die erste Stunde hatte ich gut überstanden, obwohl ich mich beobachtet fühlte. Das Luka direkt hinter mir saß, machte mich sehr nervös. Als alle anderen den Raum, für die Pause, verließen, sprach ich Madame Bustier an. "Was kann ich für dich tun?" fragte sie mich freundlich. "Ähm... Wäre es möglich das ich mich woanders hinsetzen könnte?" meine Stimme zitterte hörbar und ich traute mich kaum sie anzusehen. "Warum denn, wenn ich fragen darf?" ich konnte es ihr nicht erklären und suchte vergeblich nach Worten. "Es sind leider keine weiteren Plätze frei. Tut mir Leid" entschuldigte sie sich schließlich. Scheinbar hatte sie gemerkt wie unangenehm es mir war. "Kein Problem..." ich verließ schnell den Raum und spürte gleich einen aufprall. "Alles in Ordnung?" Luka stand vor mir. Das konnte nicht wahr sein, schon wieder rannte ich gegen ihn. "Sorry" sagte ich nur und sah, wie gewohnt auf den Boden. Doch Luka umfasste sanft mein Kinn und hob meinen Kopf, so das ich ihn ansah. Er lächelte und seine Augen funkelten regelrecht. Ich spührte wie mein Gesicht rot anlief aber war geradezu erstarrt. Dieser Moment dauert gefühlte Minuten, bis ich endlich dazu fähig war einen Schritt von ihm zurück zu treten und mich somit aus seinem Griff zu lösen. Nun sah er mich verwirrt an aber lächelte sofort wieder. "Ich finde es cool das du auch an dieser Schule bist und sogar in der selben Klasse wie ich" sagte er fröhlich ohne den Blick von mir abzuwenden. "Das ist die einzige Schule die mich genommen hat" antwortete ich ohne nachzudenken, was Lukas löcheln verschwinden lies. Hätte ich mal nachgedacht, jetz hält er mich sicher für eine Idioten. "Wenn du nach der Schule Zeit hast, könnte ich dir die Stadt zeigen. Es heißt du bist gerade erst hergezogen." wie schnell doch Gerüchte und Informationen verbreitet werden, einfach unglaublich. "Zurückgezogen. Ich bin hier aufgewachsen und habe die letzten Jahre woanders gelebt." diese Antwort kam unfreundlicher rüber als sie gedacht war aber ich wollte dieses Gespräch beenden. "Cool. Wo hast du denn gelebt? Und warum bist du überhaupt weggezogen wenn du jetzt wieder hier bist?" man der ließ sich wirklich nicht so leicht abwimmeln. Dann musste ich es eben auf die Art machen die ich am besten konnte. "Unwichtig" lautete meine Antwort. Ich drängte mich nun schnell an ihm vorbei bevor er weiter reden oder mich aufhalten konnte.

Draußen angekommen atmete ich kurz durch und setzte mich auf die Treppe. Es war ein wunscherschöner Tag. Kaum Wolken am Himmel und etwa 25 Grad. Viel Zeit hatte ich nicht denn die nächste Stunde begann in wenigen Minuten. Aber ich brauchte einen kurzen Moment Ruhe. "Ist wirklich alles in Ordnung?" Luka stand hinter mir. Man, warum konnte er mich nicht in Ruhe lassen? Dieses mal antwortete ich nicht. "Ich kann verstehen das es nicht leicht ist, neu an einer Schule zu sein." er setzte sich neben mich doch sah mich diesesmal nicht an. "Aber das legt sich mit der Zeit." fügte er hinzu. Wieder antwortete ich nicht. "Du sagst zwar immer das alles ok ist, aber ich glaube das stimmt nicht." erschrocken sah ich ihn und auch sein Blick lag wieder auf mir. Nach einem kurzen lächeln griff er hinter sich und holte eine Gitarre zum vorschein. "Es sieht eher so aus als würdest du dich so fühlen" sagte er und begann eine ruhige und etwas traurige Melodie zu spielen. Er konnte das wirklich gut und die Musik beruhigte mich für einen Moment etwas. Zwar klang die Melodie improvisiert, aber irgendwie erninnerte sie mich an etwas. Etwas das mir die Tränen in die Augen trieb. Luka fiel das nach einem kurzen Augenblick auf woraufhin er sofort aufhörte. "Tut mir Leid... Das wollte ich nicht." entschuldigte er sich und legte sacht eine Hand auf meine Schulter. Das alles war mir aber zu viel. Ich sprang auf und rannte davon. Das gerade erst die erste Stunde vorbei war interessierte mich nicht. Ich musste einfach weg. "Tess!" hörte ich Luka noch rufen doch ich rannte weiter ohne darauf zu achten wo lang.


Irgendwann war ich zu Hause angekommen und schmiss mich einfach nur auf mein Bett. Morgen würde Luka sicher fragen was passiert war. Doch ich wusste es selbst nicht genau. Diese Melodie hat einfach negative Gefühle in mir hoch gebracht. Negative Erinnerungen an diese eine Person. Dabei will ich mich nicht erinnern, ich will nur vergessen. Auch der Direktor wird morgen sicher sauer sein weil ich am ersten Tag einfach abgehauen bin. Wenn er mich nicht gleich wieder rauswarf.

Es hieß immer, um etwas verarbeiten zu können sollte man darüber reden. Aber bei meiner Mutter wollte ich dieses Thema nie ansprechen. Sie hatte immer genug eigene Probleme, da wollte ich sie nicht noch mehr belasten. Freunde hatte ich nie, mit denen ich hätte reden können. Vielleicht konnte ich eines Tages mit Luka darüber sprechen. Wie er wohl reagieren würde?

Das besondere am anders seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt