14

1 0 0
                                    

Still strich ich über die Narben auf meinem Unterarm und dachte nach als ich im weißen Wartezimmer auf einem der unbequemen blauen Stühle saß. „Liam, kommst du rüber?" hörte ich meinen Therapeuten rufen, stand auf, strich den Ärmel runter und ging in das andere Zimmer.

Man hörte für einige Momente nur den Kugelschreiber auf dem Papier kratzen und das Ticken der Uhr. Er betrachtete dann nochmal das, was er niedergeschrieben hatte und sah über den Rand seiner Brille auf mich. Er überlegte kurz, rückte die Schwarze Brille zurecht und nickte „Gut Liam..." Ich unterbrach ihn „Gut?! Ich heule jeden Abend wie ein kleines Baby wegen einem Mädchen das schon anderthalb Jahre Tod ist!" er räusperte sich „Gut das du mir das gesagt hast. Ich verstehe es. Deine Trauer kommt zurück, du vermisst sie. Ihr hattet starke Gefühle zueinander, sehr intensiv. Bei sowas ist es normal das du trauerst, auch eine lange Zeit nachdem es geschehen ist." er legte seinen Block zur Seite, den Stift drauf und legte ein Bein auf sein Knie und sah mich weiter an „Wenn diese Gefühle kommen... Ist es Wut oder Trauer? Gemischt oder eines mehr?" Kopfschüttelnd sah ich zur Seite „Ich weiß nicht genau. Trauer ist glaub ich an erster Stelle, Wütend bin ich nicht. Doch, nein... Oder?" angestrengt dachte ich nach und nickte dann „Ich bin erst Wütend auf sie, aber ich kann's nicht dann bin ich es auf mich." „Warum?" „Weil ich so einen scheiß getan habe und wir deshalb auseinander waren und sie sich die Pulsadern aufgeschnitten hat." Erneut kratzte der Kulli auf dem Papier „War sie oder du in der Schule beliebt?" ich nickte „Sie mehr als ich. Sie war Schülersprecherin und so ein Zeugs, ich war damals nur Footballspieler der Schulmannschaft." „War das deine große Leidenschaft? Football?" Ich nickte „Wie habt ihr euch kennengelernt? Erzähl mir von Lisa, egal was du willst." in Gedanken versunken fing ich an zu erzählen. „Lisa war das hübscheste Mädchen das ich kenne. Sie war 14 und ich 15 als wir uns kennenlernten und 15 und 16 als wir dann zusammen kamen. In der kurzen Zeit hat sie viel mitgemacht genauso wie ihre Eltern. Sie waren immer für mich da. Ich habe Lisas Mutter als erste Außenstehende Person erzählt was bei mir zu Hause alles passiert ist und immer wieder vorfiel. Zusammen mit ihr suchten wir Sie auf. Es schien besser zu werden, Lisa gab mir viel - zu viel. Sie hat alles für mich geopfert, gestoppt und hätte für mich Flugzeuge geschleppt." ein Schmunzeln huschte über die Lippen von Herrn Grothe und meinen. „Lisa war einfach immer gut drauf. Sie war ein einfacher Mensch und brauchte nicht viel. Sie war gut erzogen und... perfekt." ich wurde leiser und schloss die Augen „Ihre Stimme,ihre Haut und ihre Haare waren so weich... Sie war ein zartes Mädchen, was neben mir aussah wie eine Elfe." meine Stimme zitterte und ich räusperte mich mehrmals aber Grothe sah mich verständnisvoll an und hörte mir Aufmerksam zu. „Ihre blonden Haare waren wie Engelslocken wenn sie sich hübsch gemacht hatte." still schwebte ich in Erinnerungen und driftete ab.

Nach einiger Zeit riss mich der grauhaarige Mann aus den Gedanken "Habt ihr beide eure Zukunft geplant, Liam?" Still nickte ich. "College. Ich hätte ein Stipendium für Kunst und Football bekommen und sie hatte ja das Geld." "Die Psychiatrie?" "Haben wir nicht ein geplant. Kurz nach der Planung von der Juni Hochzeit..." ich schmunzelte kurz "Tauchte meine Mutter auf, und der ganze scheiß passierte." Mit einem nicken sah ich aus dem Fenster "Hast du in letzter Zeit an Selbstmord gedacht Liam?" Leider nickte ich "Ich will sie sehen..." sagte ich leise und spürte Tränen aufkommen "Aber sie ist im Himmel und ich komme in die Hölle." Ich schluchzte kurz auf "Ich will sie wieder in den Armen halten!" Flehte ich und weinte bitterlich los. "Du wirst sie wieder sehen, du bist nicht für die Hölle bestimmt Liam. Deine Taten haben Gründe." Ein nicken und das piepsen von Grothes Uhr "Bis nächste Woche, Liam. Wenn was ist melde dich bitte bei mir." wir schüttelten uns die Hände "Bis nächste Woche." mit diesen Worten ging ich.

-PRESCOTT   THE   P S Y C H O-(pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt