School of Dragons

Kapitel 15 - Wetteifern

Zu der Überraschung der Schüler führte Hicks sie den Holzweg hinauf, den er ihnen noch gestern zu betreten verboten hatte. Sofort entwickelte sich neugieriges Gemurmel, das den ganzen weiten Weg über anhielt. Außerdem trommelte der Regen auf das dunkle Holz unter ihren Füßen und die Wikinger zogen den Kopf ein, nur die Drachen schien das viele Wasser nicht zu stören. Während die meisten der Gruppe einfach gehorsam folgten, schlief Mondblüte den ganzen Weg über in Mailas Armen. Die junge Schülerin war noch immer stolz und glücklich über diese Geste und beobachtete die Kleine grinsend.

Dennoch beeilte sie sich an das Ziel zu kommen, wie die anderen auch. Es war vielleicht wärmer geworden, doch der Regen und der stetige Wind kühlten die Gruppe aus und Maila spürte bereits wie sich an ihren Armen die Haare aufstellten. Doch erst als sie den Rand des Felskessels erreicht und einem gepflasterten Steinweg durch die oben liegende Siedlung gefolgt waren, erreichten sie ihr Ziel. Ein kreisrunder Platz, an dem mehr als ein duzend Häuser anschlossen, indessen Mitte sich eine kunstvoll bearbeitete Statue einer Drachengruppe befand. Doch die Hütten unterschieden sich von jenen, die sie auf dem Weg gesehen hatten. In dem Dorf, das nun hinter ihnen lag, lebten Bewohner und Familien, die sich vermutlich an ihre Feuerstellen zurückgezogen hatten. Doch diese Häuser hier waren kleiner und individueller. Über jeder Tür hing ein hölzerner Drachenkopf und jede Hütte war in verschiedenen Farben an einen anderen Drachen angepasst.

Maila brauchte nicht lange  - besonders als sie eine blau-schwarze Hütte mit gleich zwei Drachenköpfen entdeckte - und ihr wurde klar, dass dies die Hütten der Reiter waren. Diese hier, die von Hicks und Astrid. Doch auch die, die nicht hier waren und die Schüler, die die Schule vor ihnen besucht hatten, hatten ihren Platz. Haus um Haus sah Maila sich interessiert um und staunte über die Kreativität der Reiter. Zumindest alle ihr bekannten Reitern konnte sie auf anhieb eines der Häuser zuordnen, doch als ihr Blick nach links wanderte entdeckte sie fünf weitere, schlichte Hütten. Sie waren noch vollkommen unbearbeitet und passten nicht in das spezielle, doch gar friedliche Bild des Dorfes.

Nachdem die Schüler sich zur genüge im Kreis gedreht und ihr neues Heim bewundert hatten, trat Hicks nach vorne und alle wandten sich ihm zu. "Ihr habt es bestimmt inzwischen erkannt: Diese fünf Hütten werden eure sein", er deutete noch einmal auf die hölzernen Häuser und die Blicke der Schüler folgten seiner Hand, "Ihr könnt sie gestallten wie immer ihr wollt, wenn ihr Zeit übrig habt. Wenn nächste Woche wieder die Händler an die Insel kommen, findet ihr sicherlich etwas nützliches und die Bewohner haben sich in den letzten Jahren immer als hilfsbereit erwiesen. Ansonsten gibt es einen hölzernen Drachenkopf für jeden von euch, ihr müsst euch nur noch einigen wer welches Haus bekommt. Vielmehr gibt es auch nicht zu sagen und dann können wir endlich nach drinnen gehen", erklärte er schnell, um dem Regen zu entfliehen. Er trat zurück und die Schülergruppe sah sich unsicher an.

"Irgendwelche Wünsche?" fragte Erik und Maila zuckte nur mit den Schultern, die Hütten unterschieden sich kaum voneinander. "Mondblüte?" fragte sie den kleinen Drachen, der sie verschlafen ansah und gähnte. Doch nun musterte auch sie die hölzernen Bauten, sprang schließlich aus ihren Armen und lief auf eines der Häuser zu, das mittig und in Nähe des Waldes lag. Dort setzte sie sich abwartend auf die Treppe und Maila lächelte. "Dann nehmen wir wohl das", erklärte sie und Hicks bedeutete ihr, schon hinein zu gehen. So verbrachte sie keine Sekunde länger im Regen, als nötig und folgte dem kleinen Drachen zu ihrem ersten eigenen Haus.

Sie wollte Monblüte gerade wieder aufsammeln, da lief sie verschlafen weiter, woraufhin Maila schulterzuckend die Tür aufstieß. Sofort verstummte der Regen, nur das schwache Prasseln auf dem Dach war zu hören. Einige Regentropfen fielen von ihren Haaren und Klamotten auf den hellen Holzboden und hinterließen ein dumpfes Geräusch in dem großen Raum, doch Maila bemerkte es nicht. Ihre Blicke wanderten fasziniert durch das ganze Haus, während sie langsam einige Schritte machte.