Bevor Maila zu Throk hinauf gelaufen war, hatte sie wie von selbst den Weg zu ihren besten Freunden gefunden, um ihnen alles zu erzählen. Sie alle hatten sie scherzhaft für verrückt erklärt, so spontan eine solche Entscheidung zu treffen, wo sie doch sonst so verkopft war. Doch nachdem sie sich beruhigt hatten, freuten sie sich natürlich für sie, auch wenn Maila bemerkt hatte, wie traurig sie waren. Ihr ging es allerdings nicht anders, sie zurückzulassen war schwer, noch schwerer bei ihrer Familie. Jedoch tröstete sie sich damit, dass ihre Zeit ohnehin begrenzt gewesen wäre. Sie hätten nicht mehr viel länger als zwei Monde zusammen auf dieser Insel verbringen können, denn sobald es wärmer wurde brachen die jungen Beschützer auf ihren Außeneinsatz auf. Sie hatte also bereits Zeit gehabt sich an den Gedanken zu gewöhnen, sich zu trennen, auch wenn nun sie es war, die die anderen verließ.
Seufzend schüttelte sie die Gedanken ab und schlug den Weg in den Wald ein. Der unberührte Schnee der vergangenen Nacht knirschte unter ihren Füßen und ihr Atem hing in feinen Wolken in der Luft.
Hier im Schutz der Bäume würde sie nicht so vielen anderen Beschützern begegnen, was ihr die Gelegenheit gab ihre Gedanken ein wenig zu sortieren. Durch die Dorfmitte zu laufen würde sie sowieso nur traurig machen. Es war ihr zwar immer so vorgekommen, als würde man sie nur wegen ihrer Mutter kennen und respektieren, aber dennoch verspürte sie ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Ihr Stamm legte viel Wert auf Vertrauen und Tradition, sie arbeiteten als eine Einheit. Sie, gerade als Tochter der Anführerin, wurde oft von anderen angehalten, um ein paar Worte zu wechseln, als wäre es eine unausgesprochene Regel. Es kostete sie viel Zeit. Sie stand auch nicht gerne im Zentrum der Aufmerksamkeit, auch wenn sie wohl hatte lernen müssen damit umzugehen.
Mit jedem Schritt mit dem sie ihrem Ziel näher kam, stieg auch die Aufregung und ihre Neugier wieder und alles andere rückte in den Hintergrund. Bald schon erreichte sie ihr Ziel, wo sie kurz Sturmpfeil über die Schnauze strich, bevor sie anklopfte. Kaum, dass sie ihre Hand zurückzog, öffnete Astrid ihr die Tür.
Sie hatte ihre Flugmaske in der Hand, vermutlich hatte sie gerade wieder aufbrechen wollen. Immerhin neigte der Tag sich dem Abend und Hicks würde bald zurückkehren. "Wolltest du gerade gehen?" fragte sie also und Astrid blinzelte überrascht. "Brauchst du mich denn?" - "Ich wollte dich etwas fragen, ja", ihr Blick viel auf Throk und lächelte ihm zu, "und mich verabschieden natürlich." Seine braunen Augen leuchteten traurig auf, er wusste also schon, warum die Reiter hier waren. Maila wandte sich schnell wieder Astrid zu. "Ich will dich aber nicht aufhalten, also -" Astrid schüttelte schnell den Kopf. "Nein, nein! Kein Problem, Maila, ich wollte nur meinerseits Throk nicht aufhalten!"
"Nun, dann setzt euch doch," sagte dieser dann, "Astrid, willst du in dem Fall doch noch etwas trinken haben?" Geschlagen nickte die Reiterin und setzte sich wieder, während Throk zu seiner Kochstelle lief. Maila selbst setzte sich ebenfalls an den großen Tisch in der Mitte des Raumes. Sie würde es vermissen hier zu sein, Throk war immer so etwas wie ihr großer Bruder gewesen. Er war um einiges älter als sie, doch hatte er sie beschützt, begleitet und unterstützt, seit sie die Insel betreten hatte.
"So, was wolltest du also wissen?" fragte Astrid sie irgendwann, was ihre Konzentration wieder zurückholte. "Okay also..." Sie überlegte kurz. Wo sollte sie anfangen? Doch sie wusste es gleich: "Die Drachen! Ich wollte fragen welche wir bekommen und woher und-" Bevor sie weiter sprechen konnte fing die Reiterin an zu lachen. "Das fragen die Schüler alle! Natürlich verständlich! Aber ich kann dir leider nur sagen, dass ich es selbst nicht weiß - nicht mal Hicks weiß es."
"Aber wie...?" Ein fragender Blick genügte, Astrid nickte bereits eilig. "Wir werden zur Brutinsel segeln, wo vor etwa ein paar Tagen die Drachen ausgezogen sind. Sie brüten dort, ziehen ihre Jungdrachen auf bis sie fliegen können und verlassen die Insel dann gemeinsam wieder", Maila nickte aufmerksam und Astrid fuhr fort, "Viele Dracheneier schlüpfen allerdings nur unter bestimmten Umständen, werden sie zurückgelassen oder gehen verloren, dann bleiben sie oft unberührt zurück. Deshalb sammeln wir sie ein, brüten sie selbst aus und teilen die Jungdrachen einem Reiter zu. Ihr sucht euch euren Drachen selbst, das ist sowieso sehr wichtig! Nicht jeder Drache passt zu jedem Wikinger. Wir setzten euch auf der Insel ab und dann segeln wir mit denen, die einen Partner gefunden haben weiter zur Schule."
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School of Dragons
FanficFünf Jahre nach dem Untergang von Drago Blutfaust besucht die 16 jährige Maila eine von Hicks gegründete Schule zum Trainieren von Drachen. Voller Freude bricht sie mit einer Gruppe gleichaltriger Wikinger auf, um ein Drachenreiter zu werden, doch a...