「2」 Die zusätzlichen Torpedos

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Als ich schließlich in dem hellen Aufzug zur Brücke meines neuen Schiffes stand und die Aufzugtüren aufschwangen, konnte ich mein Strahlen gar nicht mehr dämpfen. „Ich bitte um Erlaubnis, die Brücke betreten zu dürfen."
Giorgia, die ich bereits auf ihrem Captain-Stuhl erblickt hatte, stand auf und drehte sich um. „Erlaubnis erteilt. Wie sollen wir schließlich ohne unseren Steuermann hier weg?" Sie lachte. Ihre braunen Augen strahlten Wärme und Ruhe aus, eine Eigenschaft, die gerade in Stress- und Notsituationen von Vorteil war. Ich hatte früher immer das Gefühl gehabt, in Stresssituationen kalt und berechnend zu werden, was viele meiner Brückenoffiziere in noch mehr Panik versetzt hatte. Giorgia würde dagegen einen perfekten Captain abgeben.
Grinsend trat ich auf sie zu und umarmte sie komplett undiensttauglich. Trotz allem waren wir Freundinnen. Das mussten wir nicht wegen ein paar lächerlichen Vorschriften beim Beruf untergraben.
Danach ging ich zu meinem Platz an der Steuerkonsole.
Meine nächste Freundin saß schon an ihrem Platz neben mir.
„Hey, Eve.", begrüßte ich sie freundlich.
Evelyn Quinn, kurz Eve, hob den Kopf und wandte den Blick von ihrem Schaltpult ab. Schief grinste sie mich an. „Hi."
„Bereit, das Universum unsicher zu machen?", fragte ich sie aufgeregt. Abed auf eine gute Weise aufgeregt. Die Enterprise und die Unico brachen heute zusammen auf eine 3-Jahres-Mission auf, die die abgeschlossene 5-Jahres-Mission der Enterprise fortsetzte. Wir würden Planeten ausfindig machen und versuchen sie zu unseren Verbündeten zu machen. Da die letzte 5-Jahres-Mission etwas... anspruchsvoll gewesen war, hatte man die Unico diesmal mitgeschickt. Ich war vor allem wegen dieser Mission hier. Aber vor allem weil ich hoffte, zu verhindern, dass man meinen Heimatplaneten fand. Oder Maddys. Das wäre ein Desaster. Und obwohl beide Planeten unterschiedlicher nicht hätten sein können, waren beide nicht wirklich... besuchsreif.
Paixus und Androx waren aus einem Grund ausgesucht worden.
Und aus einem bestimmten Grund waren damals Menschen auf diese zwei Planeten geschickt worden.
Sie zu finden und alte Geschichten und Geheimnisse auszugraben wäre ein Fiasko.
Wahrscheinlich dachte der oberste Admiral dasselbe, denn er hatte quasi auf Maddys und meiner Versetzung auf die Unico bestanden, auch wenn wir dagegen natürlich nichts einzuwenden hatten. Er war einer der wenigen Leuten, die von unserer Herkunft wussten und wusste natürlich auch, dass es, wenn es hart auf hart kam, nur Maddy und mich als Verhandler gab. Er hatte zwar beteuert, dass er uns nur als Übersetzer bräuchte, aber das nervöse Zucken seines rechten Auges, das gequälte Lächeln und das Kneten seiner Hände hatte verraten, was er wirklich befürchtete - Und ich befürchtete dasselbe.
Aber selbst ich wusste nicht, wie ich zwei Raumschiffe voller Menschen davon überzeugen sollte, meinen Heimatplaneten nicht zu betreten, wenn sie ihn erst einmal entdeckt hatten. Ich musste einfach hoffen, dass es nie dazukam, dass ich mir einen Plan überlegen musste.
„Keine Ahnung. Ich fühl mich nicht mal anders.", riss Eve mich mit ihrer Antwort aus meinen Gedanken. „Ich bin einfach froh, dass endlich mal was passiert."
Maddy kam plötzlich auf die Brücke geeilt. Sie schiss auf jedes Protokoll und fragte nicht mal nach Girogias Erlaubnis, so wie ich es von ihr auch nicht anders gewohnt war. Manchmal fragte ich mich, wer hier auf dem Schiff wirklich die Hosen anhatte.
„Warum zur Hölle haben wir so viele Torpedos?! Nicht dass ich mich beschweren will, ich liebe Tod und Zerstörung, you know, aber sind fast 100 Torpedos mehr als abgemacht nicht etwas übertrieben für eine friedliche Mission?!", richtete sie sich an Giorgia.
„Die zusätzlichen Torpedos waren Anweisung von Admiral Brown. Wie viele es sind, ist wirklich nicht wichtig. Hoffen wir, dass wir sie nicht brauchen.", antwortete Giorgia ruhig.
Maddy und ich wechselten einen alarmierten Blick. 100 Torpedos für eine friedliche Mission auf Befehl von Admiral Brown? Ging er wirklich von einer so großen Gefahr aus? Und wenn ja, waren seine Befürchtungen in Bezug auf Paixus und Androx entstanden oder fürchtete er eine andere galaktische Gefahr? Sehr beunruhigend. Extrem beunruhigend.
„Gibt es sonst noch ein Problem, Maddy?", fragte Giorgia und folgte ihrem Blick zu mir. Verständnislos sah sie zwischen uns hin und her. „Stimmt was nicht?"
Ich beugte mich vor. „Das sind einfach echt viele Torpedos, Giorgia, was will er mit so vielen?", fragte ich mit gesenkter Stimme.
Giorgia zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber sie schaden doch nicht oder?"
Beinahe hätte ich hysterisch aufgelacht. Sollten nur die Paixaner unsere Torpedos sehen, würde es keine Schwierigkeiten geben.
Aber die Androxaner? Sie ließen sich leicht provozieren und liebten Krieg und Tod. Es wäre unser Untergang.
Ich wusste, dass Maddy das Gleiche dachte. Ich sah wie es in ihrem Kopf ratterte und sie nach einer möglichen Lösung suchte, die funktionieren könnte, wenn es soweit wäre.
Doch dann schüttelte sie leicht den Kopf, bevor sie sich wieder Giorgia zuwandte und ihr zunickte. „Nein. Wir sind nur irritiert. Nichts Großes. Die Waffen habe ich überprüft, von meiner Seite ist alles startklar.", lenkte sie ab.
Ich wandte mich wieder dem Schaltpult zu und starrte auf die Tasten.
Paixus und Androx würden kein Problem werden. Wir würden sie nicht mal finden.
Das musste ich hoffen.
Und es musste so geschehen.

「𝕊𝕥𝕒𝕣 𝕋𝕣𝕖𝕜 - 𝕋𝕙𝕖 𝕋𝕖𝕒𝕞」Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt