「12」 Der Hinterhalt

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Kraftvoll stieß ich die Türen zum Saal auf. „Wir müssen sofort hier weg. Androx und Pai-"
Ich erstarrte, als ich sah, wer mir aus der Mitte des Saales breit entgegen grinste.
In einem blutroten Mantel eingehüllt und mit einem dämonischen Funkeln in den Augen musterte er mich. Maddys Vater Keith hatte auch nach 10 Jahren keinen Funken seiner Bedrohlichkeit verloren. Hinter ihm standen viele Soldaten, ebenfalls in blutroten Klamotten. „Sieh an, sieh an. Die kleine Prinzessin ist uns auf die Schliche gekommen. Nur leider zu spät!"
„Maddy, die wollen dich mitnehmen.", zischte ich. „Und mich hier behalten. Und sie wollen die Erde angreifen, frag mich nicht wieso!"
Jetzt erblickte ich auch meine Familie neben Keith. Mein Vater sah mich emotionslos an.
„Warum wollt ihr die Erde angreifen?", fragte ich scharf.
„Rache, Lucienne.", antwortete mein Vater.
„Was hat die Erde getan, dass ihr sie angreifen wollt!? Und zum letzten Mal, ich bin Raven!", fauchte ich.
„Sie haben uns weggeschickt.", antwortete Keith mit hasserfüllter Stimme. „Unsere Vorfahren waren Forscher und haben mit Viren und Krankheiten rumexperimentiert. Sie entwickelten ein hochgradig ansteckendes Virus, das eine tödliche Krankheit verbreiten konnte. Ein Teil der Forscher wollten es zerstören, doch ein Teil wollte es an der Menschheit ausprobieren. Sie wollten die Menschheit auslöschen."
„Sie konnten gestoppt werden. Doch als Strafe wurden sie auf Androx geschickt, einem Planeten ohne Rohstoffe und Lebensformen. Die Forscher, die das Virus zwar entwickelt hatten, aber es vernichten wollten, wurden auf Paixus geschickt. Weit weg, um die Menschheit nicht weiter zu beeinträchtigen, aber auf einem Planeten mit den lebensnotwendigen Rohstoffen.", fuhr mein Vater fort. „Wir haben Jahrhunderte lang so getan, als würden wir uns hassen, damit die Erde glaubte, wir wären zu sehr mit uns selbst beschäftigt, als dass wir uns um die Erde kümmern würden. Doch währenddessen planten wir unsere Rache."
Fassungslos sah ich ihn an. „Seid ihr vollkommen geisteskrank?!" Dann wandelte sich mein Blick zu Hass. „Jeder von euch verdient es hier zu sein.", presste ich hervor.
Mein Blick wanderte zu meiner Mutter. „Und du? Du unterstützt ihn sogar?!"
Beschämt wandte sie den Blick ab.
Dann sah ich zu Amaryllis. „Und was ist mit deiner friedvollen gütigen Seite passiert?", spottete ich. „Du bist genauso falsch und verlogen, wie ich es immer gedacht habe."
Stur starrte Amaryllis auf den Boden, doch sie zitterte merklich.
Jetzt blickte ich zu meinen Brüdern. „Und von euch habe ich mehr erwartet. Wolltet ihr nicht mit mir noch mit zur Erde? Ich war noch nie so enttäuscht von euch allen wie jetzt!"
Florin und Kiran schienen hin uns her gerissen zu sein.
Doh dann fluchte Kiran plötzlich und lief zu mir. „Du hast Recht. Was er tut, ist falsch."
Florin zögerte, doch dann seufzte er und folgte seinem Bruder. „Ja."
„Florin! Kiran!", brüllte Alvaro. „Ihr bleibt hier!"
„Vergiss es!", schrie Kiran zurück.
„Wachen!", zischte Alvaro. „Nehmt sie fest!"
Plötzlich wurde ich grob von hinten gepackt und meine Arme nach hinten gezogen.
Schmerzerfüllt zischte ich auf und versuchte mich zu wehren, doch jede noch so kleine Bewegung tat weh.
„Machen wir einen Deal, Lucienne. Ich wette, dann bleibst du freiwillig.", fing Alvaro mit gönnerhafter Stimme an. Wann hatte ich ihn in meinem Kopf eigentlich als Alvaro abgespeichert? Mein Unterbewusstsein hatte ihn als Vater bereits abgeschrieben.
Schnaubend sah ich auf. „Es gibt nichts, was du mir anbieten könntest."
„Oh doch.", meinte Alvaro. „Solltest du nicht hier bleiben und Maddison nicht mit nach Androx kommen, werde ich eure Freunde nicht gehen lassen. Und glaub mir - Das bedeutet nicht nur dass ich sie hier festhalte. Ich hab kein Problem mit Mord."
„Du bist krank!", schrie ich ihn an. „Absolut krank!"
Doch dann ließ ich den Kopf hängen und hörte auf mich zu wehren. „Wenn du sie gehen lässt, bleibe ich hier.", flüsterte ich kaum hörbar, doch in der Totenstille konnte es jeder hören.
„Und was ist mit dir, Maddison?", wandte Alvaro sich an meine Freundin.
Sie knirschte mit den Zähnen. In ihren Augen lag die blanke Wut und ein grenzenloser Hass. „Ich hasse euch. Jeden einzigen. Sogar dich, Agnesa."
Meine Mutter zuckte bei ihrem Namen zusammen, sah aber nicht auf. Wenn es etwas gab, was ich noch mehr hasste als Paixus und Androx, dann waren es Weicheier. Und meine Mutter war eins.
„Gott, ich schäme mich für dich fast noch mehr als für Alvaro! Hast du keine eigene Meinung, keinen eigenen Kopf?! Bist du wirklich nur eine Marionette!? Glückwunsch, da hast du aber was erreicht! Du kannst stolz auf dich sein.", spottete ich kalt und voller Abscheu.
Ich sah wie sie weinte, doch ich fühlte kein Mitleid. Ich fühlte gar nichts.
Maddy setzte sich in Bewegung und ging auf ihren Vater zu, welcher die Arme ausstreckte. „Wag es nicht mich anzufassen, Keith, oder ich schlag dir den Schädel ein!"
„Ich bin dein Vater, du Rotzgöre!", fuhr Keith sie an.
„Nein, Dave und Naomi sind meine Eltern.", zischte Maddy. „Aber weil du die Erde und damit auch meine Eltern zerstören willst, bin ich wohl ein Waise."
Tränen traten mir in die Augen, als Maddy von ihren Adoptiveltern sprach. Auch mein Adoptivvater war auf der Erde. Auch er würde sterben.
Auch Maya schien daran zu denken, sie sah komplett am Boden zerstört aus.
Alvaro wandte sich an den Hauptmann seiner Wachen. „Lasst die Leute erst gehen, wenn wir zurück sind. Sie sollen uns nicht aufhalten können."
Dann sah er zu mir. „Du und Maddy kommen mit. Florin und Kiran bleiben hier. Ich kümmere mich später um sie."
Die Wachen an meinen Seiten schoben mich grob nach vorne.
Auch Maddy wurde von zwei Wachen flankiert.
Hilflos blickte ich zu Giorgia. Giorgia, mein Anker, die Ruhe in Person. Die, die immer einen Plan B hatte, klug und ruhig war.
Doch jetzt sah sie ganz anders aus.
Und das erste Mal sah ich meine Hilflosigkeit in ihren Augen.

「𝕊𝕥𝕒𝕣 𝕋𝕣𝕖𝕜 - 𝕋𝕙𝕖 𝕋𝕖𝕒𝕞」Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt