Kapitel 1
„Bist du nicht ein wenig zu alt für Schule?"
Erste Schultage waren immer anstrengend, doch zu wissen, dass sich alle schon ein wenig aneinander gewöhnt hatten, war komisch und setzte Harry sehr zu, als er sich im Spiegel ansah, ehe er einen Schluck Wasser trank. Es war angenehm kühl und belebte seine trockene Kehle, die noch ganz rau und verschlafen war, zum Leben.
Jeder kannte den Stundenplan (er auch), jeder die Lehrer (er nicht) und jeder kannte den Namen des anderen. Bis auf Harry. Er wusste nicht, wieso er es nicht einmal einen Tag ohne Louis versucht hatte, aber tief in seinem Inneren hatte er einfach Angst, dass die Schule dann negativ für ihn behaftet sein könnte. Und das zusätzlich zu seinen anderen Problemen, musste nun wirklich nicht sein. Seit zwei Wochen hatte er eigentlich offiziell Schule, doch er wurde beurlaubt, damit er auf die Zustimmung, seinen Assistenzhund mit in die Klasse zu bringen, warten konnte. Gestern hatte er das Okay seines Vertrauenslehrers bekommen und heute ging es schon los. So zog er seinem Hund das rosa Geschirr, welches er so sehr liebte, an. Die farblich passende Kenndecke durfte nicht fehlen, damit auch jeder sehen konnte, dass der Hund arbeitete und nicht abgelenkt, sowie gestreichelt oder angestarrrt werden durfte. Was, wie er wusste, so gut wie nie klappte. Mental stellte er sich schon einmal auf all die Fragen und besserwisserischen Kommentare ein, während er sich die Boots über die Füße zog. Er wusste, dass mit Louis, seinem jungen Labrador, nichts schief gehen konnte.
Es stellte sich heraus, dass sehr viel absolut schief ging. Erst hatte er seine Tabletten nicht genommen und auf dem Hinweg zwei Schübe gehabt, die Louis aber sicher angezeigt hatte, sodass sie gar nicht in einem Flashback enden konnten und er keine Gefahr für sich selbst war.
Ein Krankenhausaufenthalt an seinem ersten Tag in der neuen Schule konnte er sich nicht erlauben.Zudem hatte er seine Wasserflasche vergessen und in der Nähe gab es nur diesen unfreundlichen alten Bäckermeister, der ihn schon einmal fertig gemacht hatte, weil er mit seinem „dreckigen Köter" den Laden betreten hatte.
Und eigentlich hatte er – zugegebener Maßen - noch genug Zeit, um bei seiner Schwester zu klingeln, damit diese ihm eine Flasche Wasser geben konnte, doch das würde bedeuten, dass er nicht vor allen im Klassenzimmer war und so verzichtete er auf die Wasserflasche. Verdursten war nun eben nicht so schlimm wie die vollen, engen Flure in einem riesigen Gebäude.Auf dem Schulhof ging es dann weiter. Die Blicke, mit denen man ihn schon fast abwarf, kannte er. Trotzdem machten sie ihn unglaublich nervös, sodass er Louis für sich arbeiten ließ, der die nächste Bank ansteuerte, ehe sich Harry darauf fallen ließ und durchatmete. Sein Hund öffnete den Rucksack und legte ihm die kleine pinke Notfalltasche auf den Schoß. Der braunhaarige Junge musste schmunzeln, kramte die passenden Medikamente aus dem Täschchen, ehe er sie schluckte, aufstand und mehr oder weniger selbstsicher weiter ging.
Eigentlich wollte seine Mutter mit ihm kommen, doch er wusste, er konnte das – mit Louis an seiner Seite. Mit seinem Hund schaffte er alles.
Im Klassenzimmer legte er Louis neben seinem Platz ab und breitete alle wichtigen Utensilien aus. Louis Decke fand seinen Platz hinter ihm, die Wasserschüssel etwas außer Reichweite und dann befreite er seinen Labrador von dem Geschirr. Er fand, dass er es während des Unterrichts nicht brauchte und so konnte Louis schlafen, wenn Harry sich entspannt hatte. Zudem wusste trotzdem jeder, dass dieser Hund kein normaler war. Harry hatte sich das Nähen selbst beigebracht und somit eine wunderschöne, rosa Decke gezaubert, die in einer Ecke mit einem Klettverschluss ausgestattet war. So konnte er verschiedene Patches, die er gemacht hatte, draufkleben. Heute war es der Assistenzengel Louis Patch, den er so sehr liebte.
Die ersten Stunden ging ziemlich langsam um, da es eine Reihe an Fragen gab – es waren immer die selben und Harry beantwortete sie alle geduldig, dennoch immer gleich. Am Ende der letzten Stunde vor der großen Pause, die sich wie Lava auf seinem Körper angefühlt hatten, kam ein großes Mädchen zu ihm. Sie kannte er. Ihr Name war Eleanor und sie hatte schon die ganze Zeit ein Auge auf seinen Hund geworfen.
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Brown-eyed Soul
Fanfiction"Er ist weg!" "Wie er ist weg?" "Er ist weg! Er ist einfach weg!" Angst machte sich in ihm breit, Panik überkam ihn, als er sich auf den Stuhl sinken ließ und hektisch nach seinen Medikamenten griff. "Er ist weg! Einfach... weg." Diese Geschichte i...