"...damit ich ja nicht an die Luft komme."

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Kapitel vier

„Du benimmst dich, als würdest du nichts anderes tun, als versuchen mich in Watte zu packen und in einen Karton zu stecken, damit ich ja nicht an die Luft komme, um atmen zu können."

„Harry? Geht's dir gut?", rief der Fußballer panisch, als er merkte, dass der Jüngere seine Augen versuchte zu öffnen. Völlig verzweifelt tastete Louis den Kopf des Jüngeren ab und fühlte, dass sich eine Beule anbahnte und extrem verängstigt richtete er die Decke, die Liam aus dem Rucksack genommen und zum Kissen umgewandelt hatte. Irgendetwas musste er ja schließlich tun. Liam, der einfach herumsaß war so gar nicht hilfreich.

Harry ließ seine Augen geschlossen und merkte, wie der Vierbeiner auf leisen Pfoten auf die Drei zukam. Die Anwesenheit seines Hundes bemerkte er immer sofort und wenn er einmal nicht da war, bekam Harry Panik, weil er nicht wusste, ob es dem Labrador gut ging, irgendetwas passiert sein könnte oder ihn jemand mitgenommen hatte. Er brauchte den Vierbeiner einfach bei sich – nicht nur wegen seiner Probleme, bei denen ihn sein Hund half. Nein, er wollte ihn immer bei sich haben, weil er der einzige Freund war, der immer an seiner Seite stand, egal was passiert ist oder passieren wird.

„Es tut mir so leid, Harry, ich hätte mehr auf den Hund achten sollen. Er hatte vorher schon einmal gebellt. Du musst mir doch sagen, was das alles bedeutet." Würde dem Lockenkopf nicht alles so schrecklich weh tun, hätte er den Braunhaarigen schon längst erwürgt.

Es war doch nicht wichtig, dass Louis alles wusste. Das sollte er doch auch gar nicht, so oft würden sie nun auch nicht mehr miteinander unterwegs sein. Louis würde den Lockenkopf sicherlich auch wieder fallen lassen, weil es zu anstrengend war, dass er immer einen Hund bei sich hatte, oft im Rollstuhl saß und an die tausend Tabletten in der Woche nehmen musste. Von den ganzen Arztbesuchen einmal abgesehen.

Es nervte ihn, dass er so von Menschen dachte, aber das Meiste war nun eben einmal wahr. Er konnte nichts dafür, hielt sich aber zurück, solche Gedanken laut auszusprechen, denn so konnte er wenigstens ein bisschen Zeit mit jemandem verbringen, der ihn eine gewisse Zeit mochte, bis Harry zu anstrengend wurde.

Sein Exfreund hatte oft gefragt, ob er den Hund nicht einfach mal zuhause lassen konnte, da sie ja nur kurz auf die Bank gehen mussten. Anfangs hatte der Grünäugige zögerlich zugesagt, da er nicht wollte, dass Michael ihn sofort wieder abschob, bis er aber einen Schub bekam und im Krankenhaus landete, da ihm keiner geholfen hatte und er Louis nicht dabei hatte, der die Notfallmedikamente immer bei sich trug.

Michael war einfach verschwunden. Nach ein paar Tagen, die Harry in seinem Zimmer verbracht hatte, tauchte dieser Idiot auf, nur um ihm zu sagen, dass er ein Baby war, nichts alleine auf die Reihe bekam und er einen Freund wollte, mit dem er feiern konnte. Er wollte kein Baby, das nicht einmal allein ins Kino konnte, ohne diesen blöden Köter dabei haben zu müssen, weil er ja so todkrank war.

Es hatte den - damals noch sensibleren Harry - sehr mitgenommen, aber dieses Schuljahr wollte er nicht mehr so sein, also hatte er sich mit seinem Köter in den Bus gesetzt, noch mehr mit diesem geübt, bis sie so ein Team geworden waren, das alles zusammen überstand. Sogar diese Art von Mensch, die keiner leiden konnte. Michael war das beste Beispiel dieser Art Arschloch.

Natürlich, das musste der Lockenkopf zugeben: es war nicht immer einfach. Oft entstand ein Streit, weil ein Ladenbesitzer den Hund nicht in seinem Laden haben wollte (obwohl er das Kennzeichen B in seinem Schwerbehindertenausweis hatte), oder jemand diesen einfach anfasste, Harry eine Episode bekam oder weil sonst irgendetwas passierte.

Man konnte nicht in die Zukunft schauen und Harry war sich sicher, alles war besser, als wieder nur innen zu sein. Keinen Besuch zu bekommen, oder gar eingeladen zu werden, weil sie Angst hatten, dass etwas mit Harry passieren könnte.

Brown-eyed SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt