"Sich eine Uhr zulegen, war eine Aufgabe, die er sich zutraute."

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Kapitel zwei

„Sich eine Uhr zulegen, war eine Aufgabe, die er sich zutraute. Nicht aber, einen Hund zu trainieren."

Die nette Dame konnte der Braunhaarige natürlich dazu überreden ihm die richtige Klasse, in der sich der Junge mit seinem Hund aufhielt, zu nennen. Louis war einfach zu charmant und viel zu freundlich, als dass man ihm einen Wunsch abschlagen konnte. Das war einer der Vorteile, wenn man Louis William Tomlinson hieß, Fußballcaptain war, die besten Noten schrieb und einfach Lehrer- sowie Schülerliebling war. Der perfekte Schüler stand quasi vor Miss Chadler, der Sektretärin, und so war das Zimmer, in dem sich der Besitzer des Handys aufhielt, auch schnell auf einen kleinen Zettel geschrieben und mit einenm „Sag das bloß nicht weiter", war der Schönling aus der Tür verschwunden. Zimmer 045 also.

Witzigerweise wäre der Fußballer ihm sowieso über den Weg gelaufen, da er selbst nebenan eine Englischklasse hatte. Da es aber eh schon zu spät war, um in seiner Klasse aufzutauchen, beschloss er, es einfach sein zu lassen und es sich noch ein paar Minuten auf den Toiletten bequem zu machen und eine zu Rauchen. Eigentlich durften sie rauchen – sogar das Schulgelände dafür verlassen, aber rechtzeitig würde es der Braunhaarige nicht mehr schaffen, wieder hier zu sein und ehrlich gesagt hatte er auch nicht wirklich wieder Lust, die ganzen Treppen nach unten zu steigen. Ja, für einen Sportler war er sehr faul, aber das war sicher das, was alle so an ihm mochten. Er war authentisch. Nicht wie in all diesen Filmen, in denen die Sportler jeden Tag trainierten und bis zum Äußersten gingen. Louis war das viel zu anstrengend. Liam, sein bester Freund seit Kindheitstagen, fühlte sich immer so athletisch, wenn er sah, dass Louis – der Capitan der Mannschaft, der eigentlich der Fitteste des ganzen Haufens sein sollte – nicht einmal aufstand, um sich anzuziehen. Es war witzig mit anzusehen, wie er sich versuchte so wenig wie möglich zu bewegen, ehe er es schaffte in die Hose zu kommen, nur, um dann mit voller Wucht auf dem Laminatboden zu landen. Daraus gelernt hatte Louis nie, oder aber, er wollte es einfach so, damit er seinen besten Freund immer zum Lachen bringen konnte.

Die Schulklingel, die das Ende der letzten Stunde verkündete, ließ den Braunhaarigen zusammenzucken. Waren die zehn Minuten schon vorüber? Er sollte sich eine Uhr zulegen. Vielleicht kam er dann auch nicht immer zu spät zum Unterricht, weil er verschlafen hatte. Die Tasche über der Schulter und das Handy des Unbekannten in der Hand, stand er also ein paar Minuten später vor der Zimmertür und wartete auf den Jungen mit dem schokoladenfarbenen Hund. Die beiden lassen sich aber Zeit, dachte er, überlegte dann aber einen Schritt weiter und war sich sicher, dass das vielleicht auch gar nicht so dumm war, damit sich die Masse nicht so sehr auf ihn und den Hund konzentrierte. Oder vielleicht, damit der Junge keine Angst hatte – wobei er vorhin auf der Wiese nicht so gewirkt hatte, als hatte er irgendwelche Probleme mit Menschen, oder einer sozialen Angst. Davon hatte Louis aber auch keine Ahnung. Sicher wusste seine Schwester Phoebe über so etwas bescheid. Sie belegte den Hauptzweig Psychologie und war eine wahre einser Schülerin, was ihren Bruder so unglaublich stolz machte, da er sich sicher war, sie ein bisschen in diese Richtung geleitet zu haben.

Der Gang wurde immer leerer und die ersten Klassenzimmer wurden schon zugesperrt, als ein Lockenkopf in seinem Blickfeld auftauchte, ehe ein Hund mit einer Wasserflasche im Maul folgte. Die beiden waren schon eine komische Kombination, doch Louis ließ dieser Anblick ehrlich lächeln.

„Na ihr beiden? Wie ich sehe, seid ihr beide schwer am Arbeiten.", dabei zeigte der Fußballspieler auf den Hund, der abwartend zu Harry sah. Die Wasserflasche nahm der Lockenkopf in die Hand und trank einen großen Schluck, ehe er sie in den Rucksack stopfte, der auf einem Rollstuhl seinen Platz gefunden hatte. Der Große runzelte die Stirn, als sich Harry hinein sinken ließ und den Vierbeiner an eine der Vorrichtungen fest machte. Seufzend sah der Lockenkopf zu dem Blauäugigen auf.

Brown-eyed SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt