Kapitel fünf
"Wie geht es dir heute?"
„Danke, dass du ihn nach Hause gebracht hast, Liam.", lächelte Anne den Angesprochenen dankbar an, nachdem sie die Tür hinter Harry und Liam geschlossen hatte.
Der Labrador ließ sich kurz den Kopf kraulen, ehe er – ohne sein Geschirr, das hatte Anne ihm ausgezogen, als sie dem 40kg schweren Hund über den Kopf gestreichelt hatte, um ihn zu begrüßen – in die Küche tapste und man nur noch das laute Schlabbern wahrnehmen konnte. Da hatte wohl jemand Durst, dachte sich Liam, als er dem Hund und der Familie Styles in die kleine, weiß gehaltene Küche folgte.
Harry saß das ganze Gespräch noch ziemlich in den Knochen. Er wusste, dass Louis es nicht böse meinte. Gemma – Harrys Schwester, war am Anfang genauso gewesen. Nun gut, manchmal war sie immer noch so. Dieses ständige Aufpassen und Anrufen und Nachfragen und Hast du deine Medikamente?; Hast du dein Wasser eingepackt?; Soll ich dich fahren?; Soll ich dich schieben?; Hast du schon gegessen?; War alles in Ordnung?
„Harry ist alles in Ordnung?"
Da war es wi-
Er unterbrach seine Gedankengänge, als er merkte, dass nicht Anne mit ihm sprach, sondern Liam. Das war etwas anderes. Liam durfte so etwas fragen. Er war in Ordnung und nicht so übersupermega überführsorglich.
Der Jüngere nickte etwas, umschloss seine Tasse mit seinen zarten Fingern und blickte Liam in seine braunen Augen. Er fühlte sich ... geliebt.
Louis hatte es sich derweil auf dem kühlen Fliesenboden, im Türrahmen, breit gemacht und schnarchte vor sich hin. Auch für ihn war all das anstrengend, aber er fragte nicht nach (das konnte er ja auch nicht) und es machte ihm Spaß Harry zu helfen. Sonst wäre er nie freiwillig bei Harry geblieben, als dieser ohnmächtig geworden war.
Liam mochte Hunde nicht besonders, aber Louis schien okay zu sein. Vielleicht lag es daran, dass er erzogen war, oder aber, weil er so eine ruhige und ausgeglichene Seele war. Zudem war Liam auch nicht ganz von Harry abgeneigt.Nachdem der gut gebaute junge Mann – nach einem langen Gespräch mit Anne – gegangen war, wollte Harry nur noch in sein Bett, doch er hatte seinem Vierbeiner versprochen, dass sie noch ein wenig Zeit im Pool verbrachten. Wieder dachte der Braunhaarige an die Worte seiner Trainerin. Ein Hund muss ausgelastet werden. Geistig und körperlich.
Und nachdem der Gute ziemlich viel Nasenarbeit getan hatte, gab es ein bisschen Abkühlung und Muskeltraining. Stagediving vom Poolrand war ihre Lieblingsbeschäftigung.
Louis musste dabei ungefähr vier Meter Abstand vom Beckenrand haben. Sitzen bleiben und warten, bis sein Besitzer das schwimmfähige Spielzeug ins Wasser geworfen hatte und das Loswort rief.
Mit drei riesigen Sätzen landete der Hund mit einem Platsch im Wasser, tauchte auf und hechtete zu seinem Spielzeug, welches er dann aus dem Wasser trug und zu dem Lockenkopf brachte. Dort schüttelte er sich und wurde dann von Harry – so gut es eben ging – durch den Garten gejagt.
So war es, einfach Hund zu sein. Und beide genossen es.
Am nächsten Morgen fühlte sich Harry gerädert. Seine Knie taten weh und seine Knöchel fühlten sich, als könnten sie dem Gewicht nicht lange stand halten.
Also wieder ein schlechter Tag. Er war es ja gewohnt. Und obwohl die Sonne schien und Louis auf der Morgen-Gassi-Runde ausgelassen mit einem anderen Hund tobte, was Harry normalerweise immer zum Lächeln brachte, fühlte sich sogar das ermüdend an. Während sich nämlich die Hunde und der Halter des anderen Vierbeiners, der vielleicht ein Pudelmix war, auf der Wiese aufhielten, musste Harry in seinem Rollstuhl auf dem Asphalt warten und von weitem zusehen. Eigentlich würde er sich gerne mit dem Mann unterhalten, da er ihn kannte und sie eigentlich oft zusammen Gassi gingen, aber würde der Halter zu nah an die Straße kommen, würde der Pudelmix ihm folgen und vielleicht auf der Straße landen. Deshalb vermieden sie den Kontakt zueinander, und versprachen sich, – nach einer halben Stunde Spielen – dass sie sich einmal wieder zu einer großen Runde treffen mussten.
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Brown-eyed Soul
Fanfiction"Er ist weg!" "Wie er ist weg?" "Er ist weg! Er ist einfach weg!" Angst machte sich in ihm breit, Panik überkam ihn, als er sich auf den Stuhl sinken ließ und hektisch nach seinen Medikamenten griff. "Er ist weg! Einfach... weg." Diese Geschichte i...