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Liz rannte sofort zum Telefon und ließ ihre Finger über der Tastatur schweben. Sie wählte die Nummer vom Krankenwagen, doch vor lauter Zittern verwählte sie sich öfters. Als sie endlich die richtige Nummer gewählt hatte, meldete sich auf der anderen Seite eine freundliche Person: „Leitstelle Darmstadt. Guten Tag. Wie kann ich ihnen helfen?“ „Hallo? Hier ist Liz Jeicee. Meine Mutter liegt bewusstlos im Bad. Sie hat die Tür abgeschlossen und wir können nichts tun“, brach es aus Liz heraus.

  Franzi hatte die aufgeregte Stimme ihrer Schwester gehört und kam nun auch von der Badezimmertür ans Telefon. Liz stellte den Lautsprecher ein, damit ihre Schwester mithören konnte.

  „Jetzt beruhige dich doch erst mal“, kam es aus dem Hörer. „Wo wohnst du denn?“ „In der Wiesenstraße 143a. Bitte machen sie schnell.“ „Ich schicke sofort einen Krankenwagen.“

  Die Frau am Ende der Leitung wandte sich einem zweiten Telefon zu und gab die Informationen weiter. Dann richtete sie sich wieder an Liz: „Ist noch jemand bei dir?“ „Ja, meine kleine Schwester“, antwortete Liz. Die Frau klang nun etwas erleichtert. „Gut. Dann sag ich dir jetzt, was ihr macht. Du gibst deiner kleinen Schwester das Telefon. Die muss aber dran bleiben, das ist sehr wichtig für den Fall, dass es noch Fragen gibt. Du öffnest solange die Tür für den Krankenwagen. Wenn du damit fertig bist, versuchst du ins Badezimmer zu kommen und deine Mutter aufzuwecken. Möglicherweise kannst du auch den Grund herausfinden, weshalb deine Mutter ohnmächtig geworden ist. Hast du alles verstanden?“ „Ja… Ja, doch. Alles verstanden“, antwortete Liz.

  Vor ihrem inneren Auge spielte sich ein schrecklicher Film ab: Ihre Mutter lag zwischen Liz und Franzi auf dem Fußboden, ihr Gesicht kreidebleich und ihre Haut eiskalt. Der Rettungswagen brauchte eine halbe Ewigkeit und als er endlich da war, war es längst zu spät.

  Liz hatte nicht mitbekommen, dass Franzi ihr schon den Hörer aus der Hand genommen hatte und stand immer noch wie angewurzelt neben ihrer Schwester. Erst ein leises Stöhnen aus dem Bad holte sie in die Realität zurück.

  Sie rannte zur Haustür und öffnete sie mit so viel Schwung, dass sie gegen die Hauswand knallte. Dann rannte sie zum Badezimmer und rüttelte an der Tür. Doch sie schaffte es nicht sie aufzubrechen und die Tür blieb weiterhin verschlossen.

  Franzi rief ihr zu: „Benutze doch den Zweitschlüssel.“ „Zweitschlüssel?“, fragte Liz verwundert. „Ich weiß nichts von einem Zweitschlüssel. Wo ist der?“, fragte sie Franzi. „Mama hat gesagt, er ist oben auf dem Türrahmen.“ Liz griff nach oben und fühlte den Türrahmen ab. Er war staubig und Liz griff in ein Spinnennetz, aber das war ihr egal. Sie tastete den Türrahmen einmal von links nach rechts ab. Den Schlüssel fand Liz ganz außen auf dem Rand.

  „Hab ihn!“, rief sie ihrer Schwester zu, steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch und riss die Tür auf. Ihre Mutter lag, wie von Franzi berichtet, auf dem Boden. Liz kniete sich neben sie und tätschelte ihr leicht die Wangen. Es half nichts.

  Sie lief zum Wasserhahn und drehte ihn an, merkte jedoch nicht, dass sie das leere Päckchen dabei auf den Boden warf. Das Wasser war eiskalt. Liz formte ihre Hände zu einer Schüssel und füllte diese auf. Sie kniete sich wieder neben ihre Mutter und lies erste ein paar Tropfen und schließlich das restliche Wasser auf das Gesicht ihrer Mutter herabrieseln.

  Ihre Mutter schlug kurz die Augen auf, doch schon nach einer Sekunde waren sie wieder zu. Liz versuchte es noch Mal mit tätscheln, doch ohne Erfolg.

  Sie wollte gerade noch eine Hand voll Wasser holen, als die das Päckchen sah. Liz nahm es und begutachtete es. Es war ein leeres Päckchen Schlaftabletten. Das war ihr vorher gar nicht aufgefallen.

  Liz dachte nach. Wenn ihre Mutter alle auf einmal genommen hat, erklärte das ihren Zustand. Sie stand auf und lief zum Telefon.

  „Was ist denn?“, rief Franzi schon von weitem. Liz nahm Franzi den Hörer aus der Hand und  schrie fast: „Hallo? Hier ist Liz Jeicee nochmal. Ist da jemand?“

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