- 6 -

9 0 0
                                    

Verena hatte die Nachricht nun fertig angehört und konnte sich nicht vorstellen, was da passiert sein könnte.

  Sie lief nach Hause und packte ein paar Sachen zusammen, die sie Liz mitbringen wollte und stopfte sie in eine große Reisetasche: Essen, Trinken, und ein paar Klamotten.

  Verena hatte exakt die gleichen Größen wie Liz. Das war manchmal ziemlich praktisch. Sie packte auch ihre Ladestation und ein Verbindungskabel zu Liz' Handy ein, damit sie es nochmal aufladen konnte.

  Als sie fertig war mit packen, schrieb sie einen Zettel an ihre Eltern: „Schlaf heute bei Liz. Im Notfall bin ich auf dem Handy erreichbar.“ Den Zettel legte Verena auf den Tisch.

  Dann lief sie zum Schuppen und holte ihr Fahrrad heraus. Sie setzte sich auf den Sattel und war auch schon um die Ecke gebogen.

  Unterwegs grübelte sie darüber nach, was Liz gesagt hatte. Es war die rede von einem Polizeiauto gewesen, aber Liz hatte noch nie etwas mit der Polizei zu tun gehabt. Und Franzi war sonst immer in ihrem Zimmer und las, aber Liz meinte, dass sie wahrscheinlich bei der Nachbarin sei.

  Das alles kam ihr ziemlich komisch vor, vor allem wenn man bedenkt, dass das Versteck nur im äußersten Notfall benutzt werden sollte.

  Verena bog in die Wiesenstraße ein und schaute sich um. Nirgends war ein Polizeiauto zu sehen.

  Verena fuhr nun langsam weiter. Sie sah sich um und konnte nichts ungewöhnliches entdecken. Also fuhr sie auf Liz' Haus zu. Bevor sie den Vorgarten betrat, schaute sie sich nochmal in alle Richtungen um, um ganz sicher zu gehen, dass sie niemand sah.

  Sie lehnte ihr Fahrrad an den Zaun und ging zur Tür. Sie wusste, dass im linken Blumenkübel ein Ersatzschlüssel für das Haus war, der verwendet wurde, falls mal jemand den Schlüssel vergessen hatte. Verena tastete die Erde im Blumenkübel ab, bis sie einen kalten Gegenstand fühlte – der Schlüssel. Sie nahm ihn in die Hand, steckte ihn ins Schloss und drehte ihn um. Die Tür ging auf und zum Vorschein kam der Flur.

  Er sah aus wie immer und war hell erleuchtet, obwohl es draußen mittlerweile dunkel geworden war. Überall brannte Licht und erweckte den Eindruck, dass im ganzen Haus Leben war.

  Verena ging durch den Flur. Nirgends war jemand zu Sehen und auch zu Hören gab es nichts. Sie schlich sich durchs Haus in Liz' Zimmer.

  Die Stille erschien ihr unheimlich, also machte sie das Radio an. Es lief gerade ihr Lieblingslied. Sie sang und tanzte zum Rhythmus und vergaß fast, weswegen sie gekommen war.

  Nach dem Lied fiel es ihr wieder ein und sie lief zum Schrank, in dem Liz' immer eine gepackte Tasche für Notfälle hatte. Verena nahm sie und guckte, ob alles drin war.

  Als sie fertig war, nahm sie noch eine Jacke und einen voll aufgeladenen Ersatzhandyakku von Liz mit.

  Dann machte sie sich daran das Haus zu verlassen. Sie knipste überall die Lichter aus und versteckte den Schlüssel wieder im Blumenkübel. Anschließend ging sie zu Frau Scarson und klingelte.

  Frau Scarson kannte Verena schon gut, da Liz mit Verena immer das Kaninchen besucht hatte. Sie sah erleichtert aus und ließ Verena herein. Anscheinend ahnte sie schon weshalb Verena gekommen war und rief Franzi zu sich.

  Franzi kam mit einem Kaninchenbaby im Arm in den Flur und schaute Verena überrascht an. Frau Scarson holte eine Tasche mit Franzis Sachen, die sie vor etwa einer Stunde drüben gepackt hatte und drückte sie Verena in die Hand. „Pass gut auf sie auf und sag Liz, dass sie kommen kann, wann sie will. Ich kann sie verstehen, ich würde auch nicht ins Heim wollen.“ Dann wandte sie sich zu Franzi: „Bringst du Max zurück in den Käfig?“ Franzi antwortete ihr leicht vorwurfsvoll: „Das ist doch Maja!“ Dann verschwand sie wieder im Wohnzimmer, sodass Verena und Frau Scarson wieder alleine waren.

  Frau Scarson sagte nun: „Ich habe Franzi ein paar Äpfel und Knabbereien eingepackt. Drei Liter Wasser sind auch noch dabei. Falls ihr irgendwas brauchen solltet, könnt ihr gerne vorbeikommen. Aber lasst euch nicht erwischen!“ Verena wollte gerade etwas sagen, als Franzi wieder in den Flur kam: „Also von mir aus können wir gehen. Wo geht es denn hin? Zu Tante Elli nach New York?“

  Bevor Verena antworten konnte, schob Frau Scarson die beiden aus der Tür. Wenn sie nicht wusste, wo sich die drei Mädchen verstecken, konnte sie auch niemandem davon erzählen..

  Draußen ging Verena wortlos auf ihr Fahrrad zu und ließ Franzis Fragen unbeantwortet. Franzi blieb erst noch im Hauseingang stehen und zog sich den Reißverschluss von ihrer Jacke bis zum Kinn zu, damit das Kaninchenbaby nicht anfing zu frieren. Dann lief sie Verena langsam hinterher. Diese hatte gerade Franzis Tasche sicher auf dem Gepäckträger verstaut und lief nun schnell Richtung Wald.

  Als Franzi ihr nicht schnell genug hinterher lief, nahm Verena ihre Hand und zog sie hinter sich her. Sie wollte schnell zu Liz und endlich erfahren, was los ist.

  Verena drehte sich nicht mehr um. So sah sie nicht, dass im Haus der Jeicees eine Gestalt am hell erleuchteten Fenster stand und ihnen lange nachsah.

Abenteuer UndergroundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt