8. Dreamfighter, alias Harumi

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Ich konnte die ganze Nacht nicht schla-
fen als mich Erinnerungen überhäuften die ich schon lan-
ge vergessen wollte:

,,Nun werden deine Freunde ster-
ben, Lloyd. Und daran bist Du Schuld. Nur Du", lachte Harumi und leg-
te einen Blutfluch auf mich. Mir wurde die Luft zuge-
schnürt, mein Herz hörte auf zu arbeiten. Ich wünschte mir nicht an-
deres, als sterben. ,,Bring es zu Ende, Rumi", hauchte ich, es war kaum zu hö-
ren. Sie wollte mir grad den Schädel aufspalten, als ein Schmerz sie durch-
fuhr. Ich fiel vom Gebäude und knallte mit Wucht auf den Boden. Ich hör-
te, wie Sky, Nya und Dareth mich zu Mystaké brachten. Ich wollte gera-
de danke hauchen, als ich merkte, dass mein Kiefer gebrochen war.

Ich stand vor dem Badezim-
merspiegel und fuhr über meinen Kiefer. Auch heute noch konn-
te ich ihn schwer bewegen. Ich zog mir einen schwarzen Pullover, ei-
ne grüne Hose und schwarze Stiefel an. Harumi wartete auf mich. Offensichtlich hat-
te sie sich Kleidung gekauft. Denn sie trug einen lilanen Pulli und ei-
ne graue Hose. Ihre Schuhe steckten in großen Pelzstiefeln. ,,Morgen", be-
grüßte ich sie. ,,Morgen", erwiderte sie.
Ich nahm mir einen grünen A-
pfel und biss beherzt rein. ,,Hast Du immer noch diesen Grün-Tick?", frag-
te sie scherzhaft. Ich ignorierte die Frage. Dies schien sie nicht zu be-
merken. Harumi nahm sich ei-
ne Banane und begann sie zu schälen.
Kauend dachte ich über die letz-
ten Tage nach. Sie sah sehr müde aus. Ich aß den Apfel auf und nahm ei-
ne Pflaume. Jetzt hatte ich fast zwei Arbeitstage vermasselt. A-
ber, auch darüber warum ich diese Kräfte bekam. Ich war ein biss-
chen überfordert mit ihnen. Ich bin zu Mystaké gegangen, jedoch woll-
te sie es nicht verraten. Mein Haar war etwas versengt und ich hatte sie not-
gedrungen zurechtgeschnitten. Es sah zwar total behämmert aus, aber Ich musste vorerst damit klarkom-
men. Es war eine Woche vergangen, seit dem Zwi-
schenfall mit dem Rosengebräu. Mir ging ein Gedan-
ke nicht aus dem Kopf: hatte Loki ihn da zu gezwungen? Vorstel-
len konnte ich es mir. Ich musste unbedingt mehr über Loki heraus-
finden. Er erinnerte mich auch ein bisschen an den Halb-
gott Loki aus der germanischen Mythologie. Mutter hat-
te sich damals eine Weile beschäftigt.
Vielleicht hatte sie ihn deswe-
gen so genannt. Naja, auf jedenfall hatte sie bei mir keine so gu-
te Wahl getroffen: eigentlich hieß ich gar nicht Lloyd. Mein eigentli-
cher Name war Takeyoshi Garmadon.
Der Name Lloyd war nur ein Ko-
sename gewesen. Ich mochte den Namen Takeyoshi nicht be-
sonders gerne. Er bedeutete ,leiser Bambuskrieger, der ihm Kam-
pfe stirbt'. Jedoch meinen Freunden das zu sagen, hatte ich nie auf-
gebracht. Ich bemerkte gar nicht, dass ich den Wasser aufgedreht hat-
te. Wasser spritzte mir ins Gesicht. ,,Du siehst müde aus", sagte sie und be-
äugte mich besorgt. ,,Ich hatte nur schlecht geträumt", versi-
cherte ich ihr. Sie nickte, nicht gerade überzeugt. Sie seufz-
te und stand auf. ,,Ich werde mir gleich eine Arbeit suchen", sag-
te sie und aß ihr Müsli. Ich schaute auf meine Uhr.
Ich sollte schon ge-
hen. Schnell zog ich meine Jacke und meinen Schal an, verab-
achiedete Harumi mit einem kurzen ,Tschüss' und ging raus in die Kälte. Anscheinend wur-
de hier noch nicht gestreut. Gerade als ich an der Bushaltestel-
le angekommen war fuhr der vor meiner Nase davon. Was zum Hen-
ker? Ich guckte auf die Anzeige. Der nächste kam in zwanzig Mi-
nuten. Schlitternd kam ich bei
Chen's Nudelrestau-
rant an. Skylor bediente schon ein paar Kunden. ,,Morgen Lloyd", begrüß-
te sie mich. ,,Morgen Sky", erwiderte ich und setzte mich hin. ,,Na wie wa-
ren die vergangenen Tage für dich?", fragte sie munter. ,,Gut", erwi-
derte ich. ,,Und Dir?" Skylor gab einem Herren gerade Nudeln mit Ge-
müse und Erdnusssoße. ,,Ach eigentlich ganz gut. Es war zwar anstren-
gend, aber schön." Die Meisterin des Bernsteins nahm einen Notizblock. ,,Al-
so, was will der werte Herr denn?", fragte sie scherzhaft. ,,Nur ei-
nen starken Espresso. Ohne Milch", bestellte ich und gähnte. Sky-
lor lief nach hinten. Abrupt horchte ich auf. ,,Holly und Chika den-
ken immer noch das es diesen Shadow gibt?", fragte eine Frau ihrem Ge-
genüber, wahrscheinlich ihr Ehemann.
,,Ja. President Ra-
ven war gar nicht begeistert darüber, dass es einen Ninja in Dark Ci-
ty gibt", gab er leise zurück. ,,Außerdem wird vermutet, dass der grü-
ne Ninja wieder in Ninjago sei. Da wird die Echogarde viel zutun ha-
ben", fügte er hinzu. Innerlich seufzte ic erleichtert. Die Kinder ha-
ben überlebt. Zum Glück. Ich war nicht allzu überrascht, dass die Men-
schen hier in Ninjago unsere Hilfe brauchten. Die Otori zerstör-
ten alles. Auch jetzt gibt es schon Wohnungsmangel. Sehr vie-
le mussten auf der Straße leben. Aus Ninjago-City, der schö-
nen Hauptstadt, ist eine protzi-
ge Verbrecherbude geworden. Selbst die Echogarde, die Wa-
chen des Presidenten, waren zu faul. Die Echogarde sollte eigen-
tlich Sky brachte mir den Kaffe. Ich nipp-
te dran. Er war sehr stark. Aber er war okay. Als ich meine Mütze aus-
zog, stieß Skylor einen spitzen Schrei aus. ,,Was ist denn mit dei-
nen Haaren passiert?!", rief sie.
,,Inorio", sagte sie. Im Nu wa-
ren die angesengten Stumpfen wieder die dichten, dicken, platinblon-
den Haaren, die mich manchmal nervten. ,,Woher kennst Du die-
se Sprüche?", wollte ich wissen. Sie zuckte mit den Achseln. ,,Neu-
ro hat es mir beigebracht. Er wollte, dass ich mich vor den Oto-
ri schützte", entgegnete sie. ,,Harumi kann das irgend-
wie auch", fiel mir ein. Ich trank meinen Kaffe zu ende. ,,Ich soll-
te schon mal los zum Bus. Grüß die Anderen von mir", sag-
te ich und ging raus. Zum Glück schaffte ich es rechtzei-
tig, in den Bus ein. Ich gab dem Fahrer ein Yen. Heute war es näm-
lich immer noch so. Als ich mich hinsetzte, erklang Travva von Ju-
tr feat Linda. Mein Klingelton. Ich nahm an. ,,Hallo Lloyd", sag-
te Zane. Ich saß stocksteif da. ,,Hi Zane", sagte ich ver-
krampft. ,,Wie geht's dir so", fragte er so nebenbei. ,,Gut", erwider-
te ich. ,,Was machst Du so?", hakte Zane nach. ,,In die Arbeit", engegne-
te ich knapp. ,,Cole, Nya und Jay wollen mit dir reden."
,,Oh", entfuhr es mir. Ich hat-
te noch das Ereignis vor einer Woche vor Augen. ,,Zane, lei-
der geht es nicht. Wie gesagt, ich muss zur Arbeit", antwortete ich und leg-
te auf. Ich schau-
te auf. Draußen stand ein Wesen, halb Löwe, halb Adler, halb Skor-
pion. Ein Mantikor!, dachte ich erschrocken. Mantikore wa-
ren für Drachen tödlich. Er riss das Dach auf und schnappte sich ei-
nen kleinen Jungen. Ich verstwckte mich in eine kleine Ecke und verwan-
delte mich in The Shadow. Leichtfüßig sprang ich über den Wän-
den zur Kreatur. ,,Aha. Sieh an. Der Bruder von Sensei Loki", grin-
ste der Mantikor und stellte seinen Skorpionschwanz auf. Ich entfach-
te Spinjitzu und schleuderte ihn weg.
Schnell packte ich den Arm des Jun-
gen. Die Kreatur verbreitete sein Gift.
Ich baute einen grü-
nen Schild, um die Bürger vor dem Wegätzen zu schü-
tzen. Ich sprang vom Bus und auf ein Gebäude. Geschickt nahm ich mei-
ne zwei Schwerter und lächelte hinterlistig. Der Manti-
kor flog auf mich zu. Ich verschwand, tauchte hinter dem Man-
tikor auf und rammte die Schwerter in seinen Rücken. Ihm schien es offen-
schtlich nichts auszumachen. Im Gegenteil. Schnurrend pack-
te er mich und ich wurde zu Boden gerissen. ,,Wie wä-
re es denn mit Katz und Maus?", fragte die Kreatur. ,,Lass mich ra-
ten, Du bist die Katz und ich bin die Maus?", entgegnete ich. Er bleck-
te die Zähne und ließ mich los. Ich rannte auf eine Wand zu und verschwand darin. Der Man-
tikor lief wütend und sah sich hastig um. Der ahnte ja nicht, dass ich hin-
ter dem Blitzableiter versteckt war.
Ich lächelte ironisch. Er war da-
rauf reingefallen. Ich hob meine Hände und legte sie um den Ab-
leiter. Ein Blitz entstand. Schnell bog ich den Blitzableiter in den Bo-
den und fixierte mich auf die Kreatur. Der Mantikor wurde hart getrof-
fen. Stocksteif blieb er stehen. Doch der Stromschlag war so heftig, dass ich sel-
ber nach hinten geschmissen wurde.
Verzweifelt klam-
merte ich mich am Rand des Gebäudes und ich konnte mich nicht mehr hal-
ten.
,,Ich hab dich!", rief eine zar-
te Stimme. Eine zierliche Hand hielt meine fest. Ich schaute nach o-
ben. Es war Harumi. Sie half mir hoch und gab mir mein Schwert. Sie hat-
te einen blauschwarzen Kimono an, eine schwarze Pei-
sche schlang sich um ihr Handgelenk. In irem Dutt steckten zwei schwarz-
blaue Dolche und auf ihrer Maske war ein Halbmond zu se-
hen. ,,Was machst Du denn hier?", fragte ich überrascht. ,,Das-
selbe könnte ich dich auch fragen", sagte sie. ,,Aber zu erst müs-
sen wir dieses Scheusal loswerden."
Als der Mantikor Harumi ins Vi-
sier nahm knurrte er. ,,Dreamfighter! Dir werd ich die Hölle auf Er-
den machen, Du verdammtes Luder!", brüllte er und ras-
te auf sie zu. Ich beschwor einen Ich verpasste dem Mantikor ei-
nen Hieb mit der Faust. Autsch. Das war das blödeste, wenn man je-
mandem ins Gesicht schlägt: Man tut sich auch noch selber weh.

Ninjago - Das Böse in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt