Ich hatte mich endlich dazu entschlossen mal wieder zu lesen. Ich war nach der Arbeit in meine Heimatstadt gefahren, hatte mir im Thalia ein Buch gekauft und mich anschließend an den Springbrunnen in der Nähe gesetzt. Die Luft war frisch und angenehm auf der Haut. Ich zog meine Jacke aus und legte sie mir über die Beine. Dann öffnete ich mein neues Buch. Wie immer, wenn ich las, verflog die Zeit schnell und war bereits auf Seite 75 als mich ein Räuspern aufsahen ließ. Ich blickte in zwei wunderschöne braune Augen die eine Zärtlichkeit vermuten ließ, die nicht zu der restlichen Erscheinung passte. Ein langes rotes Kleid mit tiefem Ausschnitt, schwarzen Stiefeletten und schwarzen Handschuhen. Die langen schwarzen Haare trug die Dame offen und ihr dezent rot geschminkter Mund verzog sich nun zu einem amüsiertem Grinsen. "Hallo, entschuldige bitte, dass ich dich störe. Ich suche das Kino. Kannst du mir helfen?" ihre Stimme erinnerte mich an eine Schauspielerin, deren Namen ich regelmäßig vergaß. Ich bemühte mich den eingeschüchterten Blick, wegen dem sie vermutlich geschmunzelt hatte, aus meinem Gesicht zu wischen und wies auf eine Gasse hinter ihr. "Dort rein, am Theater vorbei und dann müssten sie die Kinoplakate schon sehen." sagte ich mit einer Stimme die mir plötzlich sehr piepsig vorkam. Mein Herz schlug schnell als sie lächelte, einen kleinen Knicks machte und sich bedankte. Ich schaute schnell nach unten um mich wieder in mein Buch zu vertiefen. Ich hörte wie die Absätze sich entfernten. Sobald ich sicher war, sie weg war sah ich auf. Der Platz, auf dem ich saß, war ungewöhnlich leer um diese Uhrzeit. Sie hatte mich aber nicht fragen müssen. Sie hätte ja auch den Eisverkäufer fragen können, der verträumt in die Gasse sah, in die ich sie geschickt hatte. Ich atmete tief durch. Ich wusste, dass ich homosexuell war, aber so heftig hatte ich noch nie auf eine Frau reagiert. Ich rief mir ihre Erscheinung noch einmal ins Gedächtnis. Helle Haut, rotes Kleid, schwarze Details und diese weichen braunen Augen. Hatte sie Schmuck getragen? Ich erinnerte mich nicht. Ich atmete tief durch und widmete meine Aufmerksamkeit wieder meinem Buch. Vielleicht wäre die Geschichte hier schon zuende gewesen, hätte ich nicht nach einiger Zeit dieses komische Gefühl gehabt. Ich sah erneut auf. Der Platz war immernoch leer, der Eisverkäufer hatte sich mit seinem Handy nach draußen gesetzt. Dann sah ich in die Gasse. Die schöne Frau stand mit dem Rücken zur Wand vor einem recht jungen Mann, der sich mit der Hand neben sie abstützte. Mein Magen zog sich zusammen. War ich eifersüchtig? Blödsinn. Warum sollte ich? Ich wollte mich schon wieder den Seiten auf meinem Schoß zuwenden, als der Mann die Hand der Frau nahm und sie zu seinem Schritt führte. Die Frau versuchte ihre Hand wegzuziehen, aber der Mann lachte nur und packte sie jetzt am Arm. Ich hatte genug gesehen. Ich packte mein Buch in meine Tasche, warf sie mir über den Rücken und ging auf die beiden zu. "Hey!", rief ich, als ich vor ihnen stand, : "Was soll das?" fragte ich. Die Frau sah mich überrascht, aber hilfesuchend an. Der Mann, er war höchstens fünf Zentimeter größer als ich, reagierte erst nicht, nahm aber eine Hand von der Frau, um eine wegscheuchende Bewegung in meine Richtung zu machen. "Geh spielen Kleine!" ich griff nach der Hand, die mir am nächsten war, zog sie zu mir, griff in den Ellenbogen und schleuderte ihn mit diesem Hebel von der Frau weg. Er war nur ein paar Schritte zur Seite genaumelt, doch es hatte einen vernünftigen Abstand gebildet. Die Frau ging ein paar Schritte Richtung des Brunnens, an dem ich gesessen hatte, doch weglaufen tat sie nicht. Ich konzentrierte mich auf die Bewegungen des Mannes. Der nun wütend auf mich zuging. Ich blockte den Griff der rechten Hand in Richtung meiner Schulter ab, nahm die zweit Hand, drehte ihn daran von mir weg und boxte ihm in die Rippen. Er schnappte nach Luft. Bevor er zu Atem kam, trat ich von hinten an ihn heran, drehte ihm einen Arm auf den Rücken und drückte ihn an die Wand. Er wehrte sich, doch der Schmerz in seinem Arm und seinen Rippen lies ihm kaum Bewegungsfreiheit. "Ich hoffe Ihnen ist klar, das die sexuelle Belästigung, die Sie an der Frau verübt haben, wesentlich schwerer wiegt als der blaue Fleck den ich Ihnen verpasst habe. Sie haben jetzt die Wahl aufzugeben und mir zu versprechen nie wieder eine Frau anzufassen, wenn sie es nicht will oder wir rufen jetzt die Polizei.", sagte ich ruhig, aber bestimmt. Der Typ grummelte etwas in die Hauswand, aber schließlich sagte er:, "Ich fass' keine Frau mehr an, wenn sie es nicht will." Ich ließ ihn langsam los und er machte keine Anstalten noch einmal auf mich loszugehen. "Du verpasst was, Süße!" sagte er über meine Schulter. Ich stellte mich in sein Sichtfeld. "Verpiss dich!", sagte ich. Er gab klein bei und drehte sich um. Ich atemte tief durch und versuchte mich zu beruhigen. Ich hatte fesster zugeschlagen als ich wollte. Die Rippen könnten geprellt sein. Ich war so wütend geworden. Das war nicht gut. Als ich der Meinung war, mich ausreichend bruhigt zu haben, spührte ich eine Hand auf meiner Schulter. "Danke für deine Hilfe!" Die Stimme der Frau! Ich hatte vollkommen vergessen, dass sie noch hinter mir stand. Ich drehte mich langsam um. Aufgrund unseres Höhenunterschiedes waren meine Augen genau auf der Höhe ihrer Brüste. Ich sah schnell hoch, aber ich konnte nicht verhindern, dass ich rot wurde. Sie lächelte. "Danke, dass du mir geholfen hast. Wo hast du das gelernt?" sagte sie. Ich schluckte, in der Hoffnung, dass meine Stimme nicht so piepsig werden würde:, "Ein Kumpel von mir hat Karare gelernt und gegen Nachhilfe in Mathe hat er mir verschiedene Griffe gezeigt." "Sowas lernt man in Karate?" fragte sie erstaunt. Ich schüttelte den Kopf: "Man lernt wie die Gelenke des Körpers funktionieren und ab welchem Punkt sie nicht mehr funktionieren. Wenn man lernt die Hebel umzulenken und zu verdrehen kann man jemanden sehr leicht aus Gefecht setzen." sagte ich. Sie nickte. Wir standen kurz stumm voreinander. Sie ließ ihren Blick über meinen Körper schweifen. Ich fühlte mich unwohl. Mit meinem schwarzem Undercut, meinen lockeren Hosen und dem hellgrünen schlabbrigem Shirt sah ich neben ihr aus wie Gollum. Schließlich setzte sie ein Lächeln auf: "Ich würde dich gerne zum Dank auf ein Eis einladen. Hättest du darauf Lust?" fragte sie. Ich schluckte. Mit dieser Frau eine dreiviertel Stunde in einem Café sitzen? Würde ich das schaffen? Ich gab mir einen Ruck. Du bist 20 Jahre alt und nicht 15! Nutz die Chance! Also sagte ich: "Klar, gerne!"
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Zeig mir mich selbst in besser (GirlXGirl, BoyXBoy)
RomanceHomo-kurzgeschichten. Wann immer ich Lust habe sie zu schreiben.