✖Kapitel 2✖

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Hinterher ärgerte es mich, dass ich mir das einfach so gefallen ließ. Hier betrachtete mich wohl beinahe jeder als persönlichen Fußabtreter.

Der Unterricht war fantastisch! Okay, du hast Recht, er war die Hölle. In Spanisch wurde ich von Señora Santos zusammengestaucht, weil ich schon wieder eine Sechs bekommen hatte, mein Mathelehrer dachte sich, er quält uns mit einem schönen Überraschungstest und in Kunst versaute ich meine eigentlich recht gut gelungene Tuschezeichnung, indem ich das Tuschefass umwarf. Meine darauf folgende Schimpftirade brockte mir Nachsitzen ein. Ein toller Tag, findest du nicht auch?

Als das Nachsitzen endlich vorrüber war (ich musste die Hausordnung abschreiben. Den Paukern fiel auch wirklich nichts neues mehr ein), trottete ich mit hängenden Schultern aus dem Schulgebäude in Richtung Parkplätze. Als ich unter der großen Eiche im Schulhof mit der ausladenen Krone entlang ging, wehten mir plötzlich lange Haare ins Gesicht und blitzblaue Augen blitzen mich unternehmungslustig an. Es war River, die kopfüber vom Baum hing.

»Naa?« Sie grinste mich an, doch ich antwortete nur mit einem finsteren Blick und stiefelte weiter. Ich hörte, wie sie vom Baum sprang und mir hinterher rannte.

»Fahren wir ans Meer?«

Ruckartig blieb ich stehen, zählte bis fünf, um sicher zu gehen, dass ich mich nicht verhört hatte. Hatte ich nicht.

»Warum willst du denn jetzt bitte ans Meer fahren? Und wieso mit mir?«

»Wir sind in Annapolis, Taylor, das ist nur zwei, drei Katzensprünge vom Meer entfernt, stell dich nicht so an!«

Annapolis. Hauptstadt von Maryland, USA. 38.722 Einwohner. Meine Heimatstadt, seit ich 17 Jahre und zwei Monate zuvor auf der Rückbank eines rostigen Pick-Ups schreiend das Licht der Welt erblickte. Oder eher die Dunkelheit, es war immerhin zwei Uhr nachts.

River zog mich mit sich und setzte sich auf den Beifahrersitz meines Wagens und glitzerte mich mit ihrem Augen an.

»Worauf wartest du?«

Schon komisch, nicht? Da sprichst du dein Leben lang nicht mit ihr und eines Tages springt sie in dein Auto und will mit dir ans Meer fahren. Verstehst du die Frauen? Also ich nicht.

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