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Marc

Ruhelos tigerte ich durch den Flur. Alles roch absolut ekelhaft. Desinfektionsmittel, Krankenhausluft und Chlor vom Schwimmbad aus der unteren Etage. Ich wurde hier fast verrückt, während ich auf irgendeine Nachricht wartete. Die Ärzte kämpften gerade um Kats Leben. Was sie genau taten, wusste ich nicht. Aber ich betete ununterbrochen, dass sie Erfolg haben würden. Ein weiteres Mal machte ich mich auf den Weg zum Automaten, um mir meinen siebten Kaffee innerhalb von zwei Stunden zu holen, was nicht gerade zu meiner Beruhigung beitrug. Aber eine andere Ablenkung hatte ich gerade nicht. Mein einziger Trost war, dass kurz nach der Abfahrt des Krankenwagens die Polizei gekommen war und Kats Ehemann verhaftet hatte. Ich hatte lediglich eine Aussage machen müssen. Dann durfte ich ins Krankenhaus fahren. Zuerst wurden meine Verletzungen verarztet. Dann hielt mich nichts mehr davon ab, mich auf die Suche nach Kat zu begeben. Da ich jedoch kein Verwandter von ihr war, wusste ich nicht, ob man mir überhaupt Auskunft zu ihrem Gesundheitszustand geben würde.
Also lief ich weiter rastlos durch den langen Gang und wartete, bis ich irgendwelche verdammten Informationen erhielt.
Die Tür vor mir schwang auf und ein Arzt im weißen Kittel kam hindurch, bog anschließend ins Schwesternzimmer ab. Sofort lief ich zu ihm, bat ihn um Informationen. Doch er wusste nichts. Er kam von einem anderen Patienten und konnte mir daher keine Auskunft geben. Ernüchtert zog ich wieder weiter und lief mir in diesem engen Flur die Füße platt.
Wenn das so weiterging, würde ich in Kürze den Laden hier komplett auseinander nehmen! Weitere Minuten verstrichen, ohne, dass ich aufgeklärt wurde. Da platzte mir endgültig der Kragen.
Ich griff mir die nächste Schwester, die an mir vorbei lief und stellte mich ihr in den Weg. Ich wollte Antworten! Und zwar sofort! Ohne Wenn und Aber! Und wenn ich die nicht umgehend bekam, würde hier gleich ein Unglück passieren!
Die Schwester zuckte zusammen, als ich mich vor sie stellte und ihr den Weg versperrte. Sie wirkte regelrecht verloren vor mir und ich bemühte mich redlich, meinen Ärger nicht an ihr auszulassen. Ich hatte nicht die Absicht, ihr Angst einzujagen. Aber wenn es mich meinem Ziel näherbrachte und es nicht anders ging, war mir trotzdem jedes Mittel recht.
Ich erklärte ihr die Lage. Skeptisch musterte sie mich, doch sie schien dann doch noch ein Einsehen zu haben. Sie bat mich, einen Augenblick zu warten. Dann verschwand sie in der Tür, aus der auch der Arzt eben gekommen war. Schon wieder warten! Gleich würde ich hier Amok laufen!
Ich musste schwer an mich halten, um nicht auszuflippen. Immerhin hatte ich nun eine Chance, dass man mir sagte, was los ist. Wenn ich hier nun anfing Probleme zu machen, würde ich die Informationen sicher gar nicht mehr erhalten.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die Tür erneut aufging. Die Schwester kam mit einem Arzt zurück, welcher sogleich an mich herantrat. Na endlich!
>Guten Tag. Ich bin Doctor Hopkins. Sie hatten um Informationen zu einer Patientin gebeten?<
>Richtig. Mir geht es um Kathrin.<
>Und wie heißt Ihre Kathrin weiter?<
Scheiße! Ich wusste es nicht. Verdammt!
>Ähh..< verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. >Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht.<
Misstrauisch sah mich der Arzt an.
>Sie ist meine Freundin und wurde vorhin bewusstlos eingeliefert. Es gab einen Streit am Strand und sie ist ins Meer gefallen. Ich habe sie herausgezogen und einen Notarzt verständigt.<
>Nun. Ich weiß, wen Sie meinen. Soweit ich jedoch informiert bin, ist die Patientin verheiratet. Und wenn ich das richtig sehe, sind Sie weder ihr Ehemann, noch mit ihr verwandt?<
Klar, ich hatte es befürchtet. Er würde mir keine Auskunft geben!
>Das ist richtig. Ihr Ehemann war jedoch dafür verantwortlich, dass sie überhaupt erst ins Wasser gestürzt ist und er hätte sie dort ertrinken lassen!< Mühsam beherrscht, versuchte ich dem Arzt die Geschehnisse zu erklären. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Ich hätte dieses Arschloch umbringen sollen! Das alles hatte Kat nicht verdient! Er hatte sie nicht verdient. Wut durchzuckte mich und ich musste ein paarmal tief durchatmen, bevor ich mich wieder im Griff hatte.
>Bitte, Doctor. Ich mache mir wirklich große Sorgen um Kathrin.< Flehend sah ich ihn an. >Sagen Sie mir doch bitte, wie es ihr geht.<
Der Arzt musterte mich noch einen Augenblick, dann seufzte er.
>Das könnte mich hier meinen Job kosten! Ich kann Ihnen leider keine Details mitteilen. So leid es mir tut.<
Ja, das hatte ich mir bereits gedacht. Niedergeschlagen ließ ich meinen Kopf hängen und raufte mir die Haare. Ich würde tatsächlich gleich verrückt werden.
Der Arzt legte mir daraufhin seine Hand auf meine Schulter.
>Hören Sie, es geht ihr noch nicht gut. Aber sie ist momentan stabil. Derzeit gehe ich davon aus, dass das auch so bleibt und sie spätestens morgen wieder wach sein wird. Geben Sie ihr etwas Zeit und gönnen Sie sich auch etwas Ruhe. Kommen Sie morgen wieder. Wenn sie dann wach ist, können wir sie fragen, ob sie damit einverstanden ist, dass Sie zu ihr gehen dürfen.<
Ich sah ihn an und war ihm unendlich dankbar, dass er mir zumindest ein paar Informationen gegeben hatte, die mich etwas beruhigten. Natürlich wusste ich von den Vorschriften und ich nahm es ihm nicht übel, dass er sich daran hielt. Wie gerne wäre ich trotzdem zu ihr gegangen und hätte mich selbst von ihrem Zustand überzeugt. Aber ich musste es akzeptieren. Ob ich nun wollte oder nicht. Daher bedankte ich mich bei Doctor Hopkins und verließ schweren Herzens das Krankenhaus. Bereits jetzt wusste ich, dass mir eine verdammt lange Nacht bevorstand, weil ich sicherlich kein Auge zubekommen würde.

Unexpected - Ich bin, was Du brauchst...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt