Frage an den Alpha

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Fünf Tage später war Tronje der Meinung, dass ich nun gut genug im Bogenschießen war, um mich draußen im Wald, zur Not gegen das Silberlichten verteidigen zu können.
Ich konnte gut Zielen und bei den meisten Übungen traf ich immer die Mitte.
Und gerade kam ich von meinem ersten Ausflug aus dem Wald wieder.
Freyja hat mir noch ein paar weitere ihrer Klamotten gegeben, damit ich was zum Wechseln hatte und dafür war ich ihr sehr dankbar.
"Wie war es draußen?", fragte sie mich, kaum hatte man hinter mir das Tor hochgezogen.
"Ziemlich ruhig und entspannend", erwiderte ich und wir bauen uns freundschaftlich in den Arm.
"Es gibt bald Essen", sagte sie und deutete auf den gedeckten Tisch.
"Super, ich habe riesigen Hunger", verkündete ich lachend und setzte mich neben meiner Freundin an den Tisch.
Ich konnte es nicht glauben, das ich nun schon fast drei Monate hier lebte. Ich war so glücklich und konnte es kaum glauben Leute gefunden zu haben, die so sind wie ich.
"Den solltest du auch haben", erwiderte sie und ging mit mir zum Tisch, "Es Burger und Pommes".
Sie deutete auf das Essen, welche gerade von ein paar anderen Wölfen gebracht wurde. Es sah einfach köstlich aus. Sowas tolles gab es hier nur selten, was daran lag, das es schwer zu beschaffen war.
Ich setzte mich wie immer zwischen Klette und Freyja an den Tisch, die beiden Mädchen waren in den letzten Monaten meine besten Freunde geworden.

Etwa zwei Stunden später, die Sonne ging schon langsam unter und ich verzog mich mit Freyja in ihre Hütte. Klette würde direkt schlafen gehen.
Ich setzte mich auf eine Ansammlung an Kissen, welche in einer Ecke standen und eine Art Sofa bildeten. Freyja selbst schmiss sich auf ihr Bett.
Eine ganze Zeit lang schwiegen wir, dann sprach ich ein Thema an, welche mich schon länger interessierte, und zwar, die Sache zwischen ihr und Erik.
"Sag mal, was genau ist zwischen dir und Erik gelaufen?", fragte ich vorsichtig, während ich einen Tennisball auf und ab warf.
Sie schwieg und sah kurz weg, ich fing den Ball und hielt ihn still.
"Wir waren früher mal zusammen", begann sie zu erzählen.
Ich hätte überrascht reagieren können, aber ich habe mir schon sowas gedacht.
Ich nickte, als Zeichen das ich zuhörte und wartete ab, bis sie weitersprach.
"Dann kam das Mädchen aus dem Nebel und Erik und Jahomir verschwanden dahinter, um, um sie zu wetteifern. Ich war ab dem Zeitpunkt Geschichte".
Sie klang so niedergeschlagen und traurig. Sie tat mir einfach unendlich leid.
Dieses Nebelmädchen war echt schlimmer als pechschwefliges Rübenkraut. Sie machte einfach alles kaputt, was anderen lieb war.
Ich hatte dieses Mädchen noch nie gesehen und ich wollte es auch nie sehen, weil ich für meine Taten danach nicht mehr garantieren konnte.
Das war doch alles schlimmer als die Hottentottenalbtraumnacht.
"Das tut mir leid", sagte ich mitfühlend.
"Es ist schon in Ordnung, es ist ja nicht deine Schuld", nuschelte Freyja.
"Ich weiß, aber du gehörst zusammen mit Klette zu meinen besten Freundinnen, da ist Mitgefühl doch normal", sagte ich und setzte mich neben sie.
"Ich mag das nicht, so", gab sie verlegen zu, sah jedoch weg.
"Du vermisst ihn, oder?", fragte ich nach.
"Ja, dass tue ich, zumindest ein bisschen", stimmte sie zu, "jetzt habe ich ihn nur noch als Anführer und vielleicht als Freund. Früher waren wir viel mehr als das, doch das Mädchen aus dem Nebel hat alles kaputt gemacht".
Ich verspürte wieder diese Wut, auf die unbekannte. Niemand hatte das Recht so mit meinen Freunden umzugehen.
Ich nahm Freyja in den Arm und sie drückte sich an mich.
"Alles wird gut", versprach ich ihr.
"Das ist es doch schon", flüsterte sie, "ich habe dich und Klette".
Ich immer war ich unglaublich glücklich darüber, das man mich so behandelt, als würde ich dazugehören.
Aber das tat ich eigentlich nicht, überhaupt nicht und das schmerzte schon etwas. In dem letzten Viertel Jahr, habe ich keinen Gedanken daran verschwendet, weiterziehen. Es fühlte sich so richtig an hier zu bleiben, es war wie mein Zuhause.
Und auf einmal verspürte ich den Wunsch, aufgenommen zu werden. Eine Wölfin zu werden und endlich in einer richtigen Fußballmannschaft zu Spielen.
Doch würde Erik mich aufnehmen? Was ist, wenn die Wölfe schon vollzählig waren, würde er mich dann bitten weiterzuziehen und wenn ja, wo sollte ich dann hin.
Mir schoss all diese Fragen durch den Kopf und ich wurde innerlich ganz nervös.
"Alles in Ordnung?", fragte Freyja mich und blickte mich besorgt an.
Sie schien gemerkt zu haben, dass ich unruhig geworden bin.
"Nicht ganz", gab ich dann ehrlich zu, "ich bin nervös".
"Aber, warum den?", fragte sie und legte mir besorgt einen Arm auf die Schulter.
"Ich würde gerne eine richtige Wölfin werden, aber ich weiß nicht, ob Erik mich aufnehmen würde", gab ich zu.
Kurz schwieg meine Freundin Ehe sie sagte: "Beim Sternschnuppenspuckenden Feuerdrachen, du machst Scherze, Nameless?".
Sie schien ganz verwundert über meine Worte und blickte mich an.
"Nein, warum, sollte ich?", erwiderte ich total überrascht.
"Erik ist ganz begeistert von deinen Künsten auf dem Platz", sagte Freyja, "wir alle sind das. Bist du blind oder warum hast du das noch nie mitbekommen?".
"Ähm doch", antwortete ich.
"Ja, siehst du. Also beweg dich morgen zu Erik und erzähl ihm von deinem Wunsch", meinte Freyja, "er wird sich sicherlich darüber freuen".
Ich nickte und nahm es mir ganz fest vor.

Am nächsten Morgen wurde ich früh wach. Klette schlief noch und ich streckte mich ausgiebig und kemmte mir die Haare.
Ich fühlte mich überraschend frisch und ausgeruht, als ich Klettes Hütte verließ, um mich auf die Suche nach Erik machte. Es war noch relativ früh und ich war mir sicher, er schlief noch, weswegen ich mir erstmal einen Becher mit Wasser nahm.
Doch lange warten musste ich nicht, der Anführer verließ keine fünf Minuten später seine Wellblechhütte. Er kam zu mir und griff sich ebenfalls ein Glas Wasser.
"Morgen, Nameless", begrüßte er sie und trank einen Schluck.
"Gut geschlafen?", fragte ich und blickte ihn an.
Wie immer klang ich ausgesprochen selbstbewusste.
"Ja, klar. Warum bist du eigentlich schon so früh wach? Du bist doch sonst immer schlimmer als ein Siebenschläfer", lachte er.
"Weil ich mit dir sprechen wollte", sage ich ernst, aber lächelte ihn auch an.
Ich war aufgeregt, denn nun würde der Moment endlich kommen, an dem ich um Aufnahme fragte.
"Dann schieß los, was gibt es?", fragte er mich.
"Ich möchte hiermit um Aufnahme bei den Wölfen von Ragnerrök bitten", antwortete ich dann.
Nun war es raus und ich war im ersten Moment glücklich, weil eine so unglaublich große Last von mir viel, doch dieses Gefühl hielt nicht lange an, denn eine neue Welle der Nervosität ergab sich dann.
"Potzblitz, Nameless", sagte Erik erstaunt und erfreut zu gleich, "Ich habe schon gedacht du fragst überhaupt nicht".
Er grinste ein wenig und ich war überrascht. Hatte er gehofft, das ich fragen würde, ob ich bleiben darf?
"Dein Spiel ist Weltklasse, jemand wie dich in meiner Mannschaft zu haben, wäre einfach terrordynamisch", sagte er freudig.
Mein Herz schlug bis zu Brust. Ich wurde aufgenommen, Erik würde mich bei den Wölfen aufnehmen.
Ich konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken.
"Ich werde das Aufnahmeritual vorbereiten", schloss er dann das Gespräch ab.

DWK-FF: Die Chroniken der Wölfin - Die VerstoßeneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt