Beim nächsten Training saß ich auf der Bank. Mein Fuß war dick einbandagiert und ein Paar Krücken lehnten neben mir an der Wand.
Die Ärzte im Krankenhaus hatten mich gründlich durchgecheckt. Sie sprachen von einem Bänderriss, dass ich mein Bein schonen müsse und erstmal für mehrere Wochen ausfallen würde. Von einem gebrochenen Herzen hatte jedoch Keiner gesprochen...
Mein 'Unfall' war erst wenige Tage her, doch richtig realisiert hatte ich ihn noch immer nicht. Nur über eines war ich mir im Klaren, ich hatte es verdient. Das war meine gerechte Strafe dafür wie ich mich Hoseok gegenüber benommen hatte.
Mit leerem Blick starrte ich in den Raum. Äußerlich musste es aussehen als würde ich meine Mitschüler bei ihre Aufwärmübungen an der Ballettstange beobachten, doch in Wirklichkeit bekam ich kaum richtig mit was um mich herum passierte.
Nachdem ich mit meinem bandagierten Bein und den Krücken in der Schule erschienen war, war ich natürlich Gesprächsthema Nummer eins. Ausnahmslos alle meiner Mitschüler sprachen mir ihr Beileid oder Mitgefühl aus, sogar Miyoung. Auch die Lehrer behandelten mich wie ein rohes Ei. Ständig fragte man mich ob es mir gut ginge, gab mir einfacherer Aufgaben als den Anderen und warf mir mitleidige Blicke zu. Ich fühlte mich wie in Watte gepackt, dabei hatte ich das alles gar nicht verdient.
Ich war die bemitleidenswerten Blicke der Anderen ja so leid. Ich hatte mich von Anfang an immer mehr selbst in den Schlamassel geritten. Ich hatte mir das ganz allein selbst zuzuschreiben. Ich wollte nicht bevorzugt behandelt werden! Das einzige was ich wirklich wollte, war alles wieder in Ordnung zu bringen und vor allem mich bei Hoseok zu entschuldigen. Doch ich wusste nicht einmal wo genau ich dabei anfangen sollte. War vielleicht auch gar nicht so schlimm, denn von Hoseok fehlte erstmal weiterhin jede Spur. Er wollte offenbar gar nicht mit mir reden.
Als ich versuchte dieses Thema mit meinen Freundinnen zu diskutieren, brachte mir das leider auch keine neuen Erkenntnisse. Soojin war immer noch der Meinung das Hoseok genauso Mitschuld an dem Streit trug und er ruhig auch mal den ersten Schritt Richtung Versöhnung machen könne. Eunsang hingegen wollte weder mir noch Hoseok die Schuld zuschieben und bezeichnete den Streit eher als eine Art 'Missverständnis'.
Wirklich weiter brachte mich das nun wirklich nicht. Ich wusste nicht mehr wo ich stand, und als zu allem Überfluss auch noch meine Mutter von der ganzen Sache Wind bekam, nutzte sie das natürlich mal wieder schamlos aus.
Wie üblich, nahm sie natürlich kein Blatt vor den Mund und im Endeffekt lief es mal wieder daraufhin hinaus, dass sie Hoseok die ganze Schuld zuschob und ihn mal wieder meiner Ablenkung beschuldigte, ihn als Rowdy darstellte und wir uns erneut deswegen stritten.
Das Schlimmste daran war jedoch, als ich im Nachhinein alles geschehene nochmal im Kopf durspielte und gegeneinander abwog, begann ich meiner Mutter langsam zu glauben.
Was war das nur für eine fixe Idee von mir gewesen, zu denke ich könnte wirklich einfach so einen anderen Weg einschlagen? Ich hätte einfach bei meinen üblichen Mustern bleiben sollen, dann hätte ich mir einiges Drama erspart. Ballett war das was ich wirklich konnte, was ich schon immer gemacht und geliebt hatte. Und auch wenn sich irgendetwas tief in mir dagegen sträubte, war es wohl besser meine Gefühle einfach zurückzustellen. Das war das Beste für mich und für Hoseok. Außerdem würde es mir sicher auch helfen über ihn hinweg zu kommen und mich abzulenken. Ich ersparte ich mir ein gebrochenes Herz und Hoseok würde ich dann auch nicht mehr in Schwierigkeiten bringen. Perfekt!
Also kehrte ich zu meinen normalen Verhaltensmustern zurück, gab die Grübeleien auf und hängte mich wieder voll rein in die Arbeit. Ich lerne wieder mehr für die Schule, beteiligte mich aktiv am Unterricht und trainierte heimlich, trotz verbot, immerhin mit meinem gesunden Bein. Beim offiziellen Training musste ich zwar noch aussetzten und von der Bank zuschauen, doch ich beobachtete meine Mitschüler dabei ganz genau, prägte mir die neuen Schritte und Choreografien ein und machte mir dazu Notizen. Ich tat alles um mich abzulenken und auf andere Gedanken zu kommen, einfach alles. Und es half, das tat es tatsächlich.
Zumindest bis zu einem bestimmten Tag, es war ein Donnerstag um genau zu sein. Ich war auf dem Weg zu meinem Schließfach als ich Hoseok das erste mal sah.
Da stand er, mitten im Gang, zusammen mit Taehyung, Jimin und Jungkook. Der Jüngste schien irgendetwas zu erzählen, dann begannen alle Vier zu lachen. Hoseoks Blick schweifte ab und blieb natürlich genau an mir hängen. Augenblicklich verstummte sein Lachen. Sein Blick wanderte an mir hinunter und blieb schließlich an meinem bandagierten Bein und den Krücken hängen, auf die ich mich immer noch stützte. Verdammt, wieso ausgerechnet jetzt?
Ich sah wie Hoseoks Augen sich weitete und er meinen Blick suchte, doch ich wandte meinen Kopf schnell ab und humpelt, so schnell es mir möglich war, davon. Was hatte ich dem Universum getan, dass es mir immer so gegen die Karten spielte?
***
Es dauerte ungefähr eine Woche bis Hoseok danach das erste Mal auf mich zukam und versuche mit mir zu reden, doch meine Freundinnen erstickten diesen Versuch im Keim. Ich hatte das Gespräch noch gut im Kopf.
Es war in der Mittagspause. Eunsang erzählte gerade eine lustige Geschichte über ihren kleinen Bruder, als Hoseok plötzlich an unseren Tisch trat. Sofort verstummten meine Freundinnen und es wurde still. Ich sah Hoseok nicht an, dafür fehlte mir die Kraft.
Sein Blick fiel auf mein Bein, dass ich, immer noch bandagiert, auf einem Stuhl hochgelegt hatte. „Können wir reden?", fragte er dann an mich gewandt. Beim Klang seiner weichen Stimme verkrampfte sich in mir alles.
Ich schluckte einmal, versuchte die richtigen Worte zu finden. Versuchte irgendwelche Worte zu finden. Meine Zunge fühlte sich plötzlich bleischwer an.
„Oh, ich glaube nicht das ihr Zwei noch etwas zu bereden habt.", schaltete sich Soojin schnell ein und verschränke demonstrativ die Arme.
„Ja genau, du hast sie ja überhaupt erst in diese Lage gebracht.", stimmte Eunsang Soojin jetzt zu und gestikulierte dabei in meine Richtung. Harte Worte...
Ich schaffte es noch immer nicht Hoseok anzusehen. Aber war es nicht das was ich wollte, dass er mich in Ruhe ließ? Wenn ich ihn lang genug ignorieren würde, würde er von selbst wieder verschwinden, oder? Ich wollte ihn schließlich nicht mehr in meiner Nähe, dann richtete ich nur noch mehr Schaden an. Er lenkte mich ab, für so etwas hatte ich keine Zeit.
Erst als Hoseok sich schließlich wortlos abwandte und wieder davon ging sah ich ihm mit schwerem Blick nach. Es versetzte meinem Herz einen Stich. Ach was redete ich mir hier nur für einen Blödsinn ein? Ich vermisste ihn, natürlich tat ich das. Ich hatte ihn die ganze Zeit über vermisst und mir unnötig viele andere Dinge aufgebürdet um mich von ihm abzulenken. Ich hatte alle Dinge die mich an ihn erinnerten aus meinem Leben verbannt, außerdem war er mir nie über den Weg gelaufen, so hatte ich keinen Gedanken an ihn verschwenden müssen. Doch jetzt wo ich ihn erneut so nah bei mir hatte, den Klang seiner Stimme hörte, ihm sogar kurz in die Augen gesehen hatte wurde mir klar, dass es mir nie möglich sein würde Hoseok aus meinem Leben zu verbannen.
Ganz tief in mir drinnen war mir das wahrscheinlich von Anfang an klar gewesen, allein diese Tatsache wurde durch Hoseoks grauen Pullover bestätigt, der ganz unten zusammengeknüllt in meinem Kleiderschrank vergraben lag. Ich hatte es einfach nicht übers Herz gebracht ihn wegzuwerfen.
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1327 Wörter
Wir nähern uns langsam dem Ende.. nur noch ein paar Chapter. Ich hab das Ende gestern bereits geschrieben, bin gespannt wie ihr es findet.... I'm nervous >_<
Ich hab ein paar neue Ideen für meine nächste Story gesammelt, naja ich hab mehrere Ideen. Ich überleg nur noch wen ich zum Hauptcharakter mache... ich hätt irgendwie Lust über alle BTS Member jeweils ne Story zu schreiben :'D Ich überlege ob ich mit Taehyung oder Jimin weitermachen soll.... Vorschläge????
Eure Nina ✿
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Ballerina Girl | OCxJung Hoseok ✔
FanfictionBallett hatte schon immer Minas Leben bestimmt. Strenge Diäten, hartes Training, das nächste Vortanzen, die nächste große Rolle auf der Bühne. Um nichts anderes war es bisher gegangen. Doch dann traf sie Ihn - Jung Hoseok - und alles änderte sich. S...