Chapter 11 - Under the raincoat

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Namjoons Sicht:

Ich hatte keine Lust. Schon am Morgen ging mir alles und jeder auf den Sack und da hatte nur mein Wecker geklingelt. Der Himmel war in einem trüben grau gehalten, und ab und zu fanden einige Regentropfen ihren Weg auf den trockenen Boden.

Müde stapfte ich die Treppe hinunter und wollte so schnell es ging, gehen doch war dies natürlich nicht möglich.

„Namjoon! Guten Morgen." Strahlte mich meine Schwester aus der Küche heraus an. Kurz seufzte ich und setzte mir mein nettestes Lächeln auf, das mir in dieser Verfassung möglich war.

„Guten Morgen Noona." Natürlich sah sie mir nicht an, dass ich genervt und mal wieder viel zu müde war. Wie sollte sie das auch sehen, wenn sie mich auch nie richtig ansah?

„Möchtest du schnell was Frühstücken?" Es war schon traurig, dass ich meine große Schwester öfter sah, als meine eigenen Eltern und dass sie mit ihren zaghaften 26 Jahren einer Mutter ähnlicher war, als meine eigene.

Doch war ich heute ohnehin schon zu spät dran, und ich hatte keine Lust darauf mit ihr dieses gezwungene ja-wie-geht-es-dir-eigentlich-heute Gespräch zu führen. Zumal das eher einem traurigen Smalltalk glich, als einer Unterhaltung unter Familienmitgliedern. Denn trotz, dass sie eigentlich meine Schwester war, waren wir wie fremde... oder weit entfernte Verwandte, die sich einmal ihm Jahr zu einem Pflichtfest trafen.

„Nein, Danke. Ich bin schon zu spät dran." Lächelte ich schwach, doch wedelte sie mit den Armen.

„Ich kann dich doch auch fahren." Schlug sie vor, doch war das eine noch schlechtere Idee. Wenn mich die Schüler meiner Schule, als schnieke gebügelten Anstandsjungen aus dem Roséfarbenen VW Käfer meiner Schwester steigen sähen, dann wäre mein so gut aufgebauter Ruf am Arsch.

„Das ist sehr lieb, aber ich treffe mich noch mit Freunden." Log ich und wollte gehen, doch stand sie plötzlich hinter mir und hielt mich an meinem Arm fest. Fragend sah ich auf ihre kleine Gestallt hinunter und versuchte ihren traurigen Blick zu deuten.

„Warum gehst du mir aus dem Weg?" Verdutzt blinzelte ich sie an und suchte nach einer plausiblen Antwort. Ging ich ihr aus dem Weg? Grob gesagt... ja.

„Ist es, weil ich nicht so oft da war? Ich weiß, dass du dich einsam gefühlt haben musst, aber ich will das doch wieder gut machen. Bitte Namjoon. Sei mir nicht böse..." Ich fühlte mich mies, als ich die Tränen in den Augen meiner großen Schwester sah. Nein. Auf sie könnte ich nie böse sein. Sie ist weg gegangen, um ihren Traum zu leben, wie könnte ich ihr da je böse drum sein?

Doch hatte es andere Gründe, warum ich es einfach nicht schaffte ihr gegenüber zu sitzen und gute Miene zum bösen Spiel betrieb.

Ohne etwas zu sagen nahm ich sie in den Arm und drückte sie an mich. Zwar war sie meine große Schwester, doch war sie vom Gefühlswesen noch immer das 18 Jahre alte Mädchen, dass damals gegangen war.

Doch würde unser Verhältnis nicht so schnell wieder so werden, wie es früher war. Das musste sie leider akzeptieren.

Wenn man jemanden fast acht Jahre nicht gesehen hat, dann kann man vorher noch so ein gutes Verhältnis gehabt haben, die Person kam einem dann einfach Fremd vor.

Sie wusste nicht, was alles vorgefallen war, und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass ich nicht mehr der kleine elfjährige Junge von Damals war, sondern der Neunzehnjährige, der ich nun bin.

Doch könnte ich ihr das so nie sagen. So viel würde ihr sensibles Herz niemals aushalten.

„Ich könnte dir niemals böse sein, Noona. Aber ich muss wirklich los, und du sollst nicht wegen mir zu spät zur Arbeit kommen." Lächelte ich sie an, woraufhin sie zögerlich nickte.

Black LotusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt