Kapitel 4

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Und auf diesen Kalenderblatt würde nun nicht Maja abgebildet sein, sondern Tanja.
Maja hatte vor zwei Tagen aus der Karibik angerufen, wo sie sich gerade mit ihren derzeitigen Liebhaber aufhielt.

" Der Mann kann mich aus dem Nebenzimmer zum Orgasmus bringen, ich glaube er ist der einzig Richtige."

Hatte ihre Schwester vorgeschwärmt, ja klar der Richtige, als wenn es diesen Mann tatsächlich gäbe.
Seit Jahren war Tanja Zeugin wie Maja sich unsterblich in einen Mann nach dem anderen verliebte, wann würde ihre Schwester endlich erkennen das sie ihren Gefühlen nicht trauen konnte.
Was wusste Maja schon über die Liebe, sie ging nur nach Äußerlichkeiten und wenn der anfängliche Reiz erst einmal verblasst war, hatte sich die Liebe meist auch erledigt.
Wie dem auch sei, Maja hatte Tanja regelrecht angefleht für sie ein zuspringen, denn sie hatte den Vertrag für die Fotos schon unterschrieben und versprach sich davon einen Riesenkarriereschub.

Tanja wiederum maß sich kein Urteil an was an diesem vermeintlichen Karrierschub dran war, außerdem wollte sie Majas Hoffnungen nicht trüben, denn schließlich war sie immer noch ihre Schwester.
Maja lebte in ihrer Wildheit alles aus, was sich Tanja nie trauen würde.
Dennoch konnte Tanja sich schwerlich vorstellen wie ein Foto in durchsichtige weißer Spitze Maja Schauspielerkarriere vorantreiben sollte, wenn es nicht einmal eine Reihe echter kleiner Rollen geschafft hatten.

Aber wer weiß, das Leben steckte manchmal voller Überraschungen, also sprang sie brav für Maja ein, hilfsbereit und zuverlässig wie es nunmal ihren Wesen entsprach.
Vielleicht war dieser Kalender ja wirklich der entscheidende Auftrag und vielleicht war dieser Mann in der Karibik ja wirklich der Richtige.
Wenigstens sah Tanja auf diese Weiße einmal Kauai aus der Nähe, eine Insel die sie bisher nur von Bildern kannte und sie erlebte den täglichen Tropenregen.

Wie oft hatte sie in Los Angeles von Regen geträumt, wenn sie in ihren winzigen Arbeitszimmer saß und über den Folgen für die Seifenoper schwitzte, für die sie das Skript verfasste.
Sie sollte den Ausflug genießen, es war höchste Zeit das sie sich mal ein bisschen Abwechslung gönnte.
Vielleicht würde ihr dieser Job sogar Spaß machen.
Sie war zwar etwas besorgt, weil sie wertvolle Schreibzeit einbüßte, aber es war Wochenende und rein theoretisch sollte sie sowieso frei haben.

Theoretisch deshalb weil sich das Studio im Laufe der Jahre daran gewöhnt hatte dass Tanja praktisch immer arbeitete und gar keine Freizeit kannte.
Natürlich war sie selber daran schuld, denn sie hatte es ja so weit kommen lassen, andererseits hatte sie sich mit Fleiß in eine Position hochgearbeitet, von der andere Sechsundzwanzigjährige nicht einmal zu träumen wagen.
Sie war immerhin die rechte Hand der Autorin, leider war die Frau eine ware Tyrannin, die ihre Leute erbarmungslos ausbeutete.
Trotzdem ließ Tanja es sich gefallen, Woche für Woche.

Und nun hatte sie sich eben mal eine kleine Pause genehmigt, die darin bestehen sollte sich dieses lächerliche Kostüm überzuziehen und vor der Kamera zu posieren.
Zugegeben bei den Gedanken wurde ihr reichlich mulmig, aber sie würde es tun für ihre Schwester und auch für siçh.

" Können wir jetzt bitte anfangen?"

Hörte sie die ungeduldige Stimme hinter den Laken, Tanja blieb beinahe das Herz stehen.
Sie musste Dominik bloß hören und sofort fiel ihr ein das er Majas Beschreibung viel zu sehr entsprach, er war groß, sehr muskulös, sah sehr gut aus und entsprach hundertprozentig dem Bild von einem Traummann.
Nun er hatte nicht direkt glücklich gewirkt, als sie vorhin den Pfad hinuntergekommen war, aber wer wollte ihm das verübeln, er hielt sie für Maja und Tanja wusste wie anstrengend und unberechenbar ihre Schwester sein konnte.
Wahrscheinlich war er davon ausgegangen dass dieser Fototermin sich zu einem Alptraum entwickeln würde.

Und er würde sicher nicht begeistert sein wenn er hinter ihrer kleinen Scharade kam, nein er durfte auf keinen Fall merken das sie dass sie nicht Maja war.
Sollte er etwas mitbekommen würde er die Fotoserie sofort abblasen und das konnte sich Maja nicht leisten.
Tanja hatte ihr versprochen sich nichts anmerken zu lassen.
Nervös zupfte sie an dem Kostüm herum, aber da war nicht viel zum zupfen, wie würde sie in dem Ding wohl aussehen?
Unwillkürlich musste sie lächeln, nun wahrscheinlich sehr sexy, nicht mehr und nicht weniger.

Sie hielt das Tob hoch, los geht's, redete sie sich Mutt zu, sie war auf einer Insel, weit weg von Zuhause und allen Menschen mit denen sie normalerweise zu Hause zu tun hatte, was sollte da schon passieren?

" Beeil dich."

Drängte Dominik und im nächsten Moment wurden die Laken auseinander gezogen, vor Tanja stand der durchnässte Fotograf und sie konnte nichts anderes tun als ihn anzustarren.
Sein dunkles Haar sah nass noch dunkler aus, das blaue T-Shirt klebte an seinem muskulösern Oberkörper und die ausgebliche Jeans schien noch enger zu sitzen als vorher.
Nein ihr stieg wohl das Kostüm zu Kopf zu steigen, das sie überhaupt an etwas anderes als das Fotos dachte, hektisch verschränkte sie ihre Arme vor der kaum verhülten Brust.

" Ich bin noch nicht fertig."

Sagte sie zu unsicher ihm.

"Aber ich."

Keine Frage Maja, musste ihm bei den vorherigen Terminen zur Raserei getrieben haben und Tanja durfte es jetzt ausbaden.

" Dir ist es wahrscheinlich egal, aber ich brauche das Licht, das mit jeder Minute schwächer wird."

Erklärte er gereitzt und wirkte dabei als würde ihr Körper ihn nicht die Spur interessieren, so viel zu dem Ego, von dem sie bislang immer geglaubt hätte es gar nicht zu besitzen.
Dominik packte ihre Hand und zog Tanja aus der Behelfskabine hinter sich her den schmalen Pfad entlang, er ging so schnell dass sie laufen musste um Schritt zu halten.
In kürzester Zeit war ich außer Atem, ich muss unbedingt mehr Sport treiben, dachte sie kläglich, aber daraus würde ohnehin nichts.
Wenn sie nicht gerade schrieb, grübelte sie über neue Handlungsstränge nach und in den wenigen Stunden die ihr dann noch blieben schlief sie.
Die Arbeit bestimmte ihr Leben, nein die Arbeit war ihr Leben.

Wie sollte sie dieses Fotoshooting nur überstehen?

Auf Hawaii die Liebe finden.  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt