Berlin

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Johns Sicht
Ohne meinen Besuch angekündigt zu haben, stehe ich drei Stunden später vor Raphaels Tür. Ich klingle Sturm, was ihn dazu animiert die Tür zu öffnen. Schnellen Schrittes steige ich die Treppen auf, bis ich vor Raphael zum stehen komme. Dieser merkt sofort das etwas nicht stimmt, da ich bei jedem Besuch davor den Aufzug benutzt habe. „Bruder, ist was passiert? Du sagst nicht Bescheid und stehst plötzlich hier auf der Matte?" Raphael klingt besorgt und zieht mich in sein Apartment. Lange habe ich sein Eigenheim nicht mehr von innen gesehen. Verändert hat sich jedoch nichts. Die Anzahl der Palmen haben sich nur verdoppelt. „Setz dich, John. Und dann sagst du mir endlich was los ist.", reißt mein Freund mich aus den Gedanken, weshalb ich kurz nicke und auf der großen Couch platz nehme. Raphael setzt sich zu mir und schaut mich erwartungsvoll an. „Es geht um Thea..", fange ich an, werde jedoch von Raphael unterbrochen. „Deine Freundin?" Ich nicke und fahre fort. „Ich hab sie den Jungs vorgestellt, weil ich dachte es wäre an der Zeit ihnen meine Freundin zu zeigen. Weil sie ja quasi zur Familie gehört. Die Jungs fanden sie total nett, nur Alex hat natürlich wieder faxen gemacht. Du kennst ihn ja, hat meine Freundin als Betthäschen von Maxwell betitelt. Ich hab mir nichts dabei gedacht und wollte einfach nur dass sie normal miteinander reden. Und dann haben sie es wirklich geschafft sich wie normale Menschen zu unterhalten. Aber die letzten Wochen war Thea kaum noch zu Hause. Es kam mir vor als wäre sie der Rapper in unserer Beziehung. Und dann heute schleudert sie mir ins Gesicht, dass sie ein Verhältnis mit Alex hat." Raphael hört mir aufmerksam zu. Bei meinem letzten Satz jedoch, starrt er mich mit offenem Mund an. „Du verarschst mich. Das kann nicht stimmen, John." Noch immer perplex mustert mich Raphael, wohl in der Hoffnung das es nur ein Scherz ist. Ich schüttle jedoch den Kopf und merke, wie mir langsam die Tränen in meine Augen steigen. „Alex war wie ein Bruder für mich, wenn nicht sogar mehr als das. Ich dachte, ich könnte ihm vertrauen. Aber wenn ich nichtmal meinem besten Freund vertrauen kann, wem dann?" Verzweifelt blicke ich zu Raphael, welcher mich besorgt mustert. „Tut mir so leid für dich, Bruder.. hast du mit Alex nochmal geredet?" Wieder schüttle ich den Kopf. „Ich hab davor mit Alex geredet. Er hat mir eiskalt ins Gesicht gelogen, einfach so. Und ganz ehrlich, ich hab keinen Bock mehr auf die scheiße." Raphael runzelt die Stirn. „Wie meinst du das?" Ich zucke mit den Schultern. „Ich trenne mich von 187. Wir haben so viele Jahre zusammen verbracht und alle haben sie mein Vertrauen missbraucht." Streng mustert Raphael mich. „Ist das nicht etwas überstürzt, John? Vielleicht wussten Maxwell und so gar nichts davon? Ich wusste es ja auch nicht, und stehe fast im täglichen Kontakt zu euch allen. Schlaf da lieber noch 'ne Nacht drüber. Am Ende bereust du es." Seufzend vergrabe ich meinen Kopf in den Händen. Wie soll es jetzt nur weiter gehen? Raphael ist mir ehrlich gesagt keine große Hilfe. Wenn es um solche Angelegenheiten geht, ist er leider viel zu vernünftig. Er ist zwar mein Manager und Freund, jedoch muss ich in manchen Situationen auch meine eigenen Entscheidungen treffen. „Nein, mein Entschluss steht fest. Morgen beende ich das ganze.", erkläre ich Raphael mit fester Stimme, nachdem ich meinen Kopf wieder gehoben habe. „Du bist so ein Sturkopf, John. Aber mach, was du für richtig hältst. Frag dich nur bitte einmal, ob du wirklich wegen einer Frau deine zweite Familie aufgeben willst." Seufzend erhebe ich mich von der Couch. „Wenn sie mir ins Gesicht lügen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, ist es dann wirklich noch eine Familie?" Raphael sagt daraufhin nichts mehr. Er merkt jedoch, dass ich nicht länger diskutieren möchte. „Willst du hier pennen?", wechselt Raphael das Thema, woraufhin ich nicke.

Am nächsten Morgen wache ich völlig fertig auf. Ich habe im Gästezimmer von Raf geschlafen. Wenigstens ist es ein Bett und keine Couch. Noch immer etwas müde stehe ich auf und verlasse das Gästezimmer. Sofort prasseln die Erinnerungen der vergangenen 24 Stunden auf mich ein und ich fühle mich mies. „Guten Morgen. Gut geschlafen?", höre ich die Stimme von meinem Freund und Manager, woraufhin ich kurz nicke. Besorgt mustert Raphael mich und kommt auf mich zu. Er legt seine rechte Hand auf meine Schulter. „Steht dein Entschluss noch?" Ich erhebe meinen Kopf und schaue in Raphaels Gesicht. Unter seinen Augen zeichnen sich leichte Augenringe ab. Das kommt, wenn man Tag und Nacht arbeitet. Noch immer schaut Raphael mich fragend an, weshalb ich nochmals nicke. „Ja, meine Entscheidung steht. Ich kann so nicht weiter machen. Für die Jungs, die nichts davon wussten, tut es mir leid aber... was würdest du denn machen? Ich kann Alex nicht mehr ins Gesicht schauen, nach alldem was passiert ist. Ich kann es einfach nicht, und ich will es auch nicht." Raphael schaut etwas enttäuscht drein, nickt jedoch verstehend. „Ich habe auch nochmal nachgedacht, letzte Nacht. John, ich stecke da nicht drin und sollte mich auch nicht einmischen. Deshalb akzeptiere ich deine Entscheidung." Leicht lächelnd nehme ich Raphael in den Arm. „Danke, Bruder. Auf dich kann ich immer zählen."

Nachdem Raphael und ich gefrühstückt haben, mache ich mich wieder auf den Weg zurück nach Hamburg. Ich habe Raphael versprochen, ihn nach dem Gespräch mit den Jungs anzurufen. Aufgeregt drücke ich aufs Gas und lenke mein Auto auf die Autobahn, Richtung Heimat.

Was ist passiert? (Bonez MC FF) *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt