3.

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»Du sollst doch nicht beim Laufen lesen, irgendwann verletzt du noch jemanden ernsthaft.«
Am nächsten Tag spazierte Eli den Bürgersteig zum Freibad entlang, die Nase wieder in ein Buch gesteckt. Er trug ein bunt gemustertes Hemd, welches er unordentlich in eine altmodische, blaue Jeans gesteckt hatte. Das war also Eli in normalen Klamotten. Wobei normal bei seinem Kleidungsstil vielleicht etwas unpassend war.
Mick, der gerade ebenfalls auf dem Weg ins Freibad war, fing ihn ab.
»Wobei, die Fritten sind deiner Lesesucht schon zum Opfer gefallen.«

»Du bist wirklich ein Spinner«, lachte Eli und sah auf. Seine Haare waren durcheinander wie eh und je, doch die Grübchen, die zum Vorschein kamen als er lachte, waren Mick zuvor noch nicht aufgefallen. Eli bat darum, die Seite in Ruhe zu Ende lesen zu dürfen und zu seinem und Micks Erstaunen, hielt Mick tatsächlich die Klappe.
Als Eli fertig war und ein Lesezeichen an die Stelle legte, an der er unterbrochen wurde, überquerten sie schon den Parkplatz vor dem Schwimmbad, der trotz den Ferien nur zur Hälfte gefüllt war. Es war einfach viel zu heiß, wer nicht auf sein Auto angewiesen war, ließ es stehen und auch das Fahrrad vermieden die meisten lieber.

»Denkst du, Tessa ist auch da?«, fragte Eli schließlich.

»Auf jeden Fall. Ich meine, das Schwimmbad ist der einzige Ort, an dem es sich hier einigermaßen aushalten lässt. Sofern man denn ins Wasser geht.« Mick zeigte seine Ferienkarte an der Kasse vor und Eli kaufte eine Tageskarte.
»Kannst du überhaupt schwimmen?«, fragte Mick, denn er hatte Eli immer nur außerhalb des Becken mit einem Buch in der Hand beobachtet.

»Klar doch. Aber ich mach's nicht sehr gern. Schatten tut's auch.« Eli zuckte unbekümmert mit den Schultern und steuerte das letzte schattige Fleckchen auf der Liegewiese an. Es roch sofort nach Chlor, warmer Sonnencreme und den fettigen Pommes, auf die die Verkäufer im Imbiss immer viel zu viel Ketchup schütteten.

»Eli, Eli«, kopfschüttelnd betrachtete Mick seinen Begleiter, »das mit dem Spaß müssen wir echt noch üben.«

»Finden deine Freunde es nicht komisch, dass du die ganze Zeit mit mir rumhängst?«, Eli ignorierte Mick und wechselte das Thema. Sie waren gerade an der Gruppe von Jugendlichen vorbei gelaufen, die Mick seine Freunde nannte. Allerdings waren sie zu beschäftigt damit sich zu sonnen oder anderen Badegästen hinterherzugaffen, um zu bemerken, dass Eli und Mick an ihnen vorbei gingen.

»Nö, die habe ich schließlich jedes Jahr an der Backe.« Sie breiteten ihre Handtücher im Gras aus und setzten sich. »Aber apropos Freunde, hast du nicht Lust morgen Abend mit uns zu Grillen? Tessa wird auch dabei sein, dann könnt ihr euch endlich richtig kennenlernen.« Mick grinste breit. Bevor Eli etwas antworten konnte, ergänzte Mick: »Ein nein wird übrigens nicht akzeptiert.« Obwohl Eli ein bisschen unsicher drein schaute, nickte er und Mick lächelte zufrieden.

»Und jetzt gehen wir ins Wasser«, kündigte Mick an, legte seine Brille ab und schaute Eli auffordernd an. Dieser gab seufzend nach und zog sein Shirt aus. Er sah wirklich gut aus, wie Mick fand. Bestimmt konnte er sich vor Verehrerinnen kaum retten. Mick selbst hatte seltsame Komplexe wegen einer Narbe an seinem Bauch, weshalb man ihn nie oben ohne zu Gesicht bekam. Und deshalb ging er auch immer mit einem T-Shirt ins Wasser, schob es aber auf eine schlimme Sonnenallergie, wenn ihn jemand darauf ansprach. So bekam auch Eli diese Geschichte zu hören.

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Trotz der Tatsache, dass Eli ein Bücherwurm war und Micks Shirt nass und leuchtend gelb an seinem Körper klebte, hatten beide viel Spaß dabei sich gegenseitig zu ärgern, von den Startblöcken Saltos vorzuführen (Mick war sehr erstaunt, dass Eli solche kunstvollen Sprünge zustande brachte) und um die Wette zu tauchen, bis sie irgendwann blaue Lippen hatten.

»Meine Augen brennen«, maulte Eli und rieb sich seine geröteten Augen, während die beiden zu den Umkleiden gingen, um sich trockene Klamotten anzuziehen.
Eli schlüpfte wieder in sein seltsames Hemd und die unförmige Hose und Mick tauschte das nasse, gelbe T-Shirt gegen ein trockenes weißes und die Badehose gegen eine einfache kurze Jeans. Im Gegensatz zu Eli empfand Mick sich als ziemlich langweilig.

»Und noch dazu habe ich dich beim Wasserball abgezogen«, neckte Mick, obwohl beide genau wussten, dass er haushoch verloren hatte.

»Träum weiter«, Eli verdrehte gespielt die Augen und sie fingen beide an zu lachen.

Ein ganzer Sommer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt