6.

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»Hey, Mick, da bist du ja endlich!«
Als Mick ins Freibad kam, wurde er von seinen Freunden schon sehnsüchtig erwartet. Es war später Nachmittag und die anderen saßen selbstverständlich schon eine Ewigkeit auf ihren Handtüchern und versuchten mit regelmäßigen Abkühlungen im Wasser der Hitze zu entgehen. Aus irgendeinem Grund, hatte Mick aber nicht viel Lust gehabt, schwimmen zu gehen. Vielleicht lag es auch daran, dass er seine Freunde nicht sehen wollte. Trotzdem hatte er darauf gewettet, dass Eli hier sein würde, weshalb er sich einen Ruck gegeben hatte und doch zum Freibad gegangen war. Und er wurde nicht enttäuscht, Eli war in der Tat im Freibad und saß diesmal sogar mit den anderen zusammen auf der Liegewiese.
Aber als er ihn und Tessa sah, wie sie zusammen auf Tessas Handtuch saßen und Händchen hielten, fühlte sich Mick, als hätte man ihm einen Schlag in die Magengrube verpasst. Warum konnte er sich nicht darüber freuen, schließlich schien sein Plan doch aufzugehen?

»Habt mich wohl schon vermisst«, scherzte er und zwinkerte Sofia zu. Er versuchte seine schlechte Laune zu verbergen, eher vor sich selbst als vor den anderen. Dann würde er sich eben ein bisschen ablenken. Allerdings war das leichter gesagt, als getan. Es wollte einfach nicht klappen, denn alles, woran er denken konnte, war Eli. Und die Tatsache, dass Sofia und er absolut nicht auf einer Wellenlänge waren, machte das Vorhaben an irgendetwas oder irgendjemanden außer Eli zu denken um einiges schwerer. Warum musste die Sache mit Sofia auch so kompliziert sein? Und wieso hatte Eli seine Gedanken so sehr eingenommen?

»Kommst du mit schwimmen?«, wurde er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen. Sofia stand vor ihm und hielt ihm ihre Hände hin, damit sie ihn hochziehen konnte. Mick schüttelte den Kopf.

»Mir ist nicht nach schwimmen«, erklärte er. Sie ließ die Arme sinken, sah ihn aber mit Rehaugen an, um ihn umzustimmen.
»Später vielleicht«, brummte Mick um sie endlich loszuwerden. Sofia zuckte enttäuscht mit den Schultern und watschelte dann den anderen hinterher in Richtung Schwimmbecken.
Mick seufzte. Er legte den Kopf auf die Arme und bemerkte, dass Eli noch immer auf Tessas Handtuch saß. Als er Mick erblickte, stand er auf und setzte sich zu ihm.

»Drückst du dich schon wieder vor'm Wasser?«, neckte Mick, während Eli es sich neben ihm bequem machte. Immerhin trug er seine Badehose, um wenigstens so zu tun, als würde er schwimmen wollen.

»Vielleicht«, grinste Eli. »Und du? Bist du auch noch K.O.?«, er gähnte wie zur Bestätigung. Er kicherte und sah den anderen hinterher.

»Mh«, murmelte Mick. Es wäre einfacher gewesen sich mit Eli zu unterhalten, wenn er nicht die ganze Zeit Tessa angestartet hätte.

»Ist alles gut bei dir?«, fragte Eli etwas besorgt. Natürlich hatte Eli bemerkt, dass etwas im Busch ist. Oder vielleicht war Mick nicht gerade ein Profi darin seine Gefühle für sich zu behalten.

»Ja, klar«, erwiderte Mick schnell.

»Bist du dir sicher? Du siehst irgendwie traurig aus.« Obwohl Eli die ganze Zeit nur hinter Büchern zu finden war, bekam er doch eine ganze Menge mit.

»Ach Quatsch, das bildest du dir ein«, antwortete Mick und zwang sich zu einem Lächeln. »Aber ich bin ehrlich gesagt doch schon ziemlich müde. Sei mir nicht böse, aber ich werde wohl langsam wieder gehen.«

»Du bist doch gerade erst gekommen«, sagte Eli, seine Stimme klang fast schon flehend.

»Stimmt«, grinste Mick, »aber es würde mich wohl niemand nach Hause tragen wollen, wenn ich jetzt hier einschlafen würde.«

»Auch wieder wahr«, bestätigte Eli und er grinste ebenfalls, »dann schlaf dich aus.«

»Mach ich.« Mick kramte seine Sachen zusammen und schulterte seine Tasche. »Und morgen komme ich dich morgen besuchen, Eli.« Er winkte.

»Das klingt wie eine Drohung«, erwiderte Eli lachend.

»Natürlich!« Er drehte sich noch einmal um und sah Eli zum Abschied winken. Dann ließ er die Liegewiese, die Schwimmbecken und den Imbiss hinter sich und schlüpfte durch das Drehtor nach draußen auf den Parkplatz.
Es war eine gute Entscheidung gewesen, ins Freibad zu gehen, auch wenn es nur zwanzig Minuten waren. Tatsächlich hatte Eli es geschafft, seine miese Laune zu vertreiben und er war sich nicht einmal sicher, wie er das angestellt hatte.
Vielleicht würde Eli ihm dieses Geheimnis irgendwann einmal verraten.

Es viel Mick gar nicht auf, dass er den gesamten Heimweg schon wieder nur an Eli gedacht hatte.

Ein ganzer Sommer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt