»Es wird langsam Zeit«, flüsterte Mick Eli ins Ohr. Die beiden saßen wie so oft auf dem Heuboden, Eli lehnte an Mick und Mick hatte seine Arme fest und Eli geschlungen, als würde er ihn nie wieder gehen lassen. Heute würden sie voneinander Abschied nehmen müssen.
Sie hatten kaum ein Wort miteinander geredet, sie beide waren in Gedanken versunken und dachten darüber nach, wie sie einen solchen Verlust verkraften sollten.Eli nickte und stand auf, hielt aber inne, als er bemerkte, dass Mick ihm nicht folgte. »Kommst du nicht mit?« Mick schüttelte den Kopf. Er würde es nicht verkraften Eli davon fahren zu sehen, also hatte er beschlossen auf dem Heuboden zu warten, um es leichter zu machen.
Eli setzte sich wieder und nahm Micks Hände in seine.»Es war der schönste Sommer seit einer Ewigkeit, Eli«, begann Mick und streichelte über Elis Handrücken. Er hatte keine Ahnung, wie er das, was er Eli zum Abschied sagen wollte, in Worte fassen sollte, so, dass Eli ihn verstand.
»Jaah«, flüsterte Eli, legte sich in Micks Arme und schmiegte sich an ihn. »Ich liebe dich.« Es war das erste Mal, dass Eli ihm diese Worte sagte, das erste Mal, dass Mick diese Worte hörte.
»Sag das nicht, Eli«, Mick versuchte gegen die Tränen anzukämpfen, die ihn bei Elis Worten in die Augen zu treten drohten. Er streichelte behutsam seinen Rücken, seinen Nacken, durch seine unordentlichen blonden Haare.
»Es stimmt aber!« Elis Stimme zitterte. »Es stimmt, Mick, und ich will, dass du das weißt!«
Mick spürte, wie Elis Körper von leisen Schluchzern geschüttelt wurde und auch Mick konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken.»Ich weiß es«, erwiderte er mit erstickter Stimme. Dann schwiegen sie, hielten sich gegenseitig im Arm und weinten.
»Bitte vergiss mich nicht«, sagte Eli leise, als er sich beruhigt hatte, seine Augen waren wieder trocken, aber sie sahen Mick so abgrundtieftraurig an, dass Mick fast wieder angefangen hätte zu weinen.
»Wie könnte ich dich vergessen?«, fragte er. Von der ersten Sekunde an war er sich darüber im Klaren gewesen, dass er Eli nie würde vergessen können.
»Versprich es mir, Mick, versprich mir, dass du mich nie vergisst«, verlangte Eli ohne auf Micks Frage zu reagieren.
»Ja«, Mick versuchte seine Stimme so fest und aufrichtig wie möglich klingen zu lassen, »ja. Ja, ich verspreche es dir. Ich werde dich niemals vergessen, Eli!«
»Ich werde dich auch nie vergessen, Mick«, flüsterte Eli.
Obwohl es längst Zeit für Eli war sich auf den Weg zu machen, klammerte er sich nur umso fester an Mick.
»Du musst gehen, Eli«, erinnerte er den Blonden.
»Werden wir uns wiedersehen?«, fragte er, während er sich langsam von Mick löste.
»Ganz bestimmt.«
»Ehrlich?« Statt einer Antwort küsste Mick ihn. Denn er hatte keine Antwort. Oder anders gesagt, gefiehl ihm die Antwort nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass er Eli wiedersehen würde, war verschwindend gering. Er wohnte am anderen Ende des Landes und es stand sowieso in den Sternen, wohin es Eli treiben würde, wenn er die Schule beendet hatte.
»Kommst du nicht mit?«, fragte Eli erneut, strich Mick ein letztes Mal über die Wange, küsste ihn ein letztes Mal. Dann stand er auf. Mick schüttelte erneut mit dem Kopf. Eli ging hinüber zu der morschen Leiter und kurz bevor er darauf kletterte, murmelte Mick »Ich liebe dich auch, Eli.« Er drehte sich ein letztes Mal um, lächelte und stieg dann hinab.
»Ich liebe dich«, wiederholte Mick leise, wieder und wieder.
Trotz des Abschieds war er glücklich. Glücklich, dass er den ganzen Sommer mit Eli verbringen konnte. Einen ganzen Sommer.
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Ein ganzer Sommer
Romance- eine kleine Geschichte über einen einzigen Sommer - in der ein Junge den Wingman für einen fremden Urlauber spielt, sich aber selbst in ihn verliebt.