»Hey, Eli!«
Mick hatte den blonden, nicht mehr ganz unbekannten Jungen inmitten der Schwimmbadgäste wiedergefunden, brüllte quer über die Liegewiese nach ihm und machte wild mit den Armen fuchtelnd auf sich aufmerksam.
Eli sah sich um, auf der Suche nach demjenigen, der seinen Namen gerufen hatte, und machte Mick ausfindig. Dann winkte er zaghaft zurück.Mick gab seinen Freunden Bescheid und schlenderte kurzerhand hinüber zu Eli, der auf einem Handtuch lag und in ein neues Buch vertieft war.
»Eli, du hast Ferien«, stellte Mick mit einem belehrenden Unterton fest und ließ sich neben Eli auf dem Handtuch nieder. Dieser schob noch schnell ein Lesezeichen zwischen die Seiten und packte das Buch dann in seine Tasche.
»Ja. Und?«
»Die sollst du genießen«, Mick beobachtete Eli, der seinen Blick durch die Ferne schweifen ließ. Seine Augen glänzten im Sonnenlicht, welches durch die kleinen Lücken in der Baumkrone auf sie fiel, wie Honig.
Dann wandte er sich Mick zu.»Ich genieße die Bücher«, erwiderte Eli ernst.
»Ja, klar. Weil man spanische Literatur als Nicht-Spanier so gut genießen kann.« Mick grinste schief.
Eli antwortete nichts und errötete.»Mal ehrlich, was hast du im Sommer geplant?«
»Nichts«, murmelte Eli. Mick schüttelte ungläubig den Kopf.
»Ach komm, irgendwas hat doch jeder vor«, ermutigend stupste er Eli gegen die Schulter.
»Ich muss mich nach meiner Mutter richten, sie hat darauf bestanden, dass ich sie auf ihrer Lesereise begleite. Und deswegen bin ich hier gestrandet.« Der Blonde seufzte.
»Ich verstehe das Problem nicht. Dann hast du halt hier Spaß.« Mick zuckte mit den Schultern.
»Spaß? Hier? Wie soll ich sagen, naja, hier ist einfach nichts los.«
»Mh, da könntest du allerdings Recht haben«, musste Mick unfreiwillig zugeben. Das Örtchen, in das es Eli und seine Mutter verschlagen hatte, beherbergte gerade ein kleines Hotel und das Freibad, in dem sie gerade saßen. Die Gäste des Hotels waren hauptsächlich Wanderer, die sich an der wunderschönen Natur der Umgebung erfreuten, mehr gab es nicht zu entdecken. Nicht gerade ein Paradies für Jugendliche.
»Aber für's erste schuldest du mir noch eine Tüte Fritten«, erklärte Mick schließlich, worauf hin Eli zu lachen begann.
»Jetzt gleich?«
»Na klar«, Mick sprang auf und machte sich auf den Weg zur schwimmbadeigenen Imbissbude, während Eli noch in seinem Portemonnaie kramte und ihm dann hinterher rannte.
»Wo bleibst du denn, Eli?«, rief Mick, der schon längst in der Schlange stand, »Du musst schließlich bezahlen.«
»Wie schaffst du es nur immer jeden dazu zu bringen, dir deine Pommes zu kaufen?« Ein Mädchen, das ebenfalls in der Schlange stand, hatte sich zu den beiden umgedreht.
»Hör nicht auf sie, Eli. Das stimmt überhaupt nicht!« Schmollend zog Mick die Unterlippe vor.
»Und ob«, erwiderte das Mädchen lachend. »Also, wie hat er dich rumgekriegt?«, fragte sie an Eli gerichtet.
»Ich habe ihn angerempelt«, murmelte Eli.
»Siehst du, es war nicht meine Schuld«, mischte sich Mick ein.
»Du hast garantiert wieder rumgeblödelt«, schimpfte sie.
»Ich bin übrigens Tessa«, sie hielt dem Blonden ihre Hand entgegen, welcher sie mit einem leisen »Eli« kurz schüttelte.
»Und falls er dich zu sehr nervt, sag Bescheid, dann rette ich dich.« Zwinkernd drehte sie sich um, nahm ihre Bestellung entgegen und ging mit einigen anderen wieder zur Liegewiese.»Zwei Mal Pommes rot-weiß«, bestellte Mick, als sie an der Reihe waren.
»Ist Tessa auch von hier?«, fragte Eli leise, es war schon fast geflüstert.
»Klar. Wir sind alle aus der Stadt. Du bist der einzige Exot hier.« Mick grinste. »Willst du ihre Nummer haben?«
»Was? Ich, äh... Nein, Quatsch!«, stammelte Eli sofort und wurde knallrot im Gesicht.
Mick nahm ihre Tüten entgegen, reichte eine an Eli weiter und wedelte über seiner Tüte mit der Hand, damit die Fritten schneller abkühlten.
»Mensch Eli, warum so verklemmt? Genau das meinte ich mit Spaß haben, dazu ist der Sommer da!«Eli erwiderte nichts, sondern begann damit Fritten auf den Zahnstocher aufzuspießen.
»Ich helfe dir natürlich dabei.« Mick hob seine Frittentüte und schlug sie symbolisch gegen Elis, »auf einen wunderbaren Sommer. Und danke für die Fritten«, er zwinkerte, »ich heiße übrigens Mick.«
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Ein ganzer Sommer
Romance- eine kleine Geschichte über einen einzigen Sommer - in der ein Junge den Wingman für einen fremden Urlauber spielt, sich aber selbst in ihn verliebt.