35~ Hilflos

2.4K 153 86
                                    

"Oh ja", nickte Daniel übertrieben zufrieden mit unseren erblassten Gesichtsausdrücken.
"Bezahlt von mir, geschickt von mir, überwacht und kontrolliert von mir."
Er zeigte jedes Mal spielerisch auf sich selbst und zu Christopher, der weiterhin regungslos und still dastand, uns emotionslos anblickte. Immer noch schafften seine blonden Locken und sein so unschuldig erscheinendes Gesicht, mich zu täuschen und glauben zu lassen, dass er doch auf unserer Seite war. Aber ich hatte mich wohl zu sehr von der Sanftheit in seinen blauen Augen manipulieren lassen.

Daniel ging auf ihn zu und klopfte ihm stolz auf die Schulter, wobei ich immer noch versuchte zu realisieren, was gerade passierte, wie alles gerade aus unseren Händen geglitten war, anscheinend ohne in unseren Händen gewesen zu sein.
"Ich liebe es, Menschen kaufen zu können. Er war schon bei einer kleinen Summe damit einverstanden, euch auszuspionieren."
"Du kleiner Bastard", zischte Brian plötzlich wutentfacht und wollte auf die beiden zustampfen, aber genau da packte mich einer der Männer neben mir so grob und fest, dass ich aufschrie und Brian wie gewünscht sofort stehenblieb.
"Aufpassen, Sohnemann, eine falsche Bewegung deinerseits und..."

Daniel deutete auf den Mann neben mir und als ich zu diesem Muskelprotz schaute, gefror mir das Blut in den Adern. Er hatte eine Seite seines schwarzen Jackets geöffnet und erlaubte uns somit einen Blick auf die Waffe in der Innentasche. Ich erinnerte mich schlagartig an den Mann zurück, der einmal so hinter Brian gestanden hatte, um mir Daniels Drohung klarzumachen.

Ich schluckte schwer über meine trockene Kehle und guckte zu Brian rüber, der sichtbar mit den Zähnen knirschte und sich so fest anspannte, dass ich schon in der Luft spüren konnte, wie seine Wut in ihm kochte. Die rote Krawatte hing ihm locker über dem leicht geöffneten weißen Hemd, dennoch sah er immer noch perfekt gestylt aus mit den ausgezeichnet sitzenden Haaren. Einzig und allein der Ausdruck in seinem Gesicht, in seinen glühenden Augen, die Adern auf seinen Händen, die aufgrund seiner fest geballten Fäuste herausstachen und seine Haltung verrieten einem, dass in ihm gerade als Kontrast pures Chaos an Gefühlen herrschte.

Sein Blick wandte sich von dem Security Typen, der seine Finger weiterhin schmerzhaft in meinen Arm grub, ab und traf meinen. Sofort sah ich ihn seine markanten Gesichtszüge etwas weicher werden und erblickte dieselbe versteckte Verzweiflung in seinen Augen schimmern, die in mir unwohlige Schauer durchströmte. Meine Brust verkrampfte sich bei diesem Blickkontakt, der Situation, in der wir uns befanden und der Erkenntnis, dass alles, was wir mit solch großer Sicherheit unserer Liebe geplant hatten, den Bach runterlief.

Ich konnte nicht anders, als betrübt mein Gesicht zu verziehen und verzweifelt meinen Kopf schief zu legen. Wir waren gerade hilflos.

"Aw, sieh mal einer an."
Mitleidig guckte Daniel zwischen uns hin und her, verschränkte seine Arme hinter dem Rücken und seufzte tief, sorgte dafür, dass wir wieder von unserer Betrübtheit in den Hass zurückkehrten.
"Will man den einen verletzten, tut es dem anderen weh."
Er machte dem Mann neben mir eine Andeutung, woraufhin er verstehend meinen Arm noch fester drückte und einmal ruckartig daran zog. Automatisch schrie ich bei dem zischenden Schmerz durch meinen Arm  auf und gleich darauf zuckte auch Brian auf mich zu.
"Hör auf damit", brüllte er mit unterdrückter Stimme und hinderte sich selber daran, auf uns zuzustürmen und den Mann zu verprügeln.

Amüsiert darüber lachte Daniel nur. Er genoss es mit ganzem Herzen, alles an Jan kontrollieren zu können.
"Wie witzig. Ich hätte ja Brian damit drohen können, dich umzubringen, wäre auch lustig geworden", sagte er vorgespielt nachdenklich und legte dann schockiert seine Hand auf den Mund
"Ups, jetzt habe ich es gesagt. Bin ich entlarvt? Kennt die Welt jetzt mein hässliches Gesicht?"
Mit großen Augen kam er auf mich zu und beugte sich abrupt über meine Brust. Ich bekam gar keine Zeit, darüber überrascht oder überfordert zu sein und er winkte schon meiner Schulter zu.

More Than Just Love ~Unser VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt