Kapitel 3

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Lucina wurde von wild durcheinander redenden Stimmen geweckt. Erneut erwachte sie in einem Krankenbett im Lazarett der Schule. Am Stand der Sonne konnte Lucina ungefähr abschätzen dass es Nachmittags sein müsste, jedoch wusste sie nicht wie lange ihre Ohnmacht angedauert hat. Sie hätte Tage ohnmächtig dort liegen können. Eine frische Brise wehte durch das Zimmer und erfüllte den Raum mit dem erfrischenden Gefühl des Frühlings. Die in dem hellen Zimmer konzentrierte Ruhe wurde jedoch von dem Wortgefecht der beiden Personen in ihrem Raum gebrochen und verwandelte diesen kleinen Ort der Ruhe in ein chaotisches durcheinander aus brüllenden Stimmen. Als sie aufsah erkannte sie zwei Menschen die hektisch mit den Händen fuchtelten und sich Vorwürfe entgegen schleuderten. Bei genauerem Hinsehen erkannte Lucina den Schuldirektor ihrer Schule höchstpersönlich! Ihm war sein Alter deutlich anzusehen doch das ist keinesfalls eine schwächende Eigenschaft. Regar Moris war für seine Weisheit im Direktorat und für sein stürmisches und ungezügeltes Verhalten auf dem Schlachtfeld bekannt. Welche ihm ebenfalls einen berüchtigten Ruf verliehen. Das graue Haar hing ihm lang bis über die Schulterblätter und seine harten Züge waren von einem kurzen weißem Bart umrahmt. In seinem Blick spiegelte sich abwechselnd Empörung und Erschrockenheit. Über seinem durchaus muskulösen Körper trug er die offizielle Robe eines Schuldirektors, welche in den für die Schule typischen Farben rot und schwarz leuchtete und mit dem Siegel der Schule, einer goldenen Chimära, bestickt worden war. Sein gefürchtetes Runenschwert trug er an seiner Seite in einer bestimmten Schwertscheide die den dauerhaften Zufluss von magischer Energie blockierte. Lucina hatte schon viele Geschichten über diesen Mann und der Art von Schwertern gehört. Solche Schwerter sollen verhindern, dass sich der Träger durch seine starke magische Affinität selbst tötet. Anders gesagt hatten die Träger dieses Schwertes solch starke magische Auren, dass sie einen speziell gefertigten Gegenstand brauchten, um nicht selbst von ihrer rasenden, übermächtigen Magie verschlungen zu werden. Träger dieser sogenannten Runenwaffen hatten Fähigkeiten die ihnen noch Äonen nachgesagt wurden und auch als Heldengeschichten bekannt waren. Diese verbreitete man im gesamten Land und jede Familie kannte sie. Regar wurde nachgesagt er habe, wohl mal in jungen Jahren, eine ganze Armee aus politischen Gegnern seines Landherrns alleine ausgeschaltet, nur mit der geballten Kraft seiner Magie und seines Runenschwertes. Es gab nur wenige Menschen die gleichzeitig Magie und Waffe führen können und selbst Regar konnte das nur begrenzt. Der Schuldirektor stritt sich mit einer Person die Lucina nicht bekannt war, aber anhand ihrer Uniform konnte man erkennen dass sie hier im Lazarett arbeitete. Die Abzeichen, die sie trug ließen Lucina sie ebenfalls als äußerst hochrangig gestellte Person einschätzen. Sie war eine äußerst stämmige Frau mit Armen wie Baumstämme, de eher an einen Schmied als an eine Krankenschwester erinnerten. Sie schien äußerst aufgeregt mit Regar zu diskutieren. Jedoch drangen die Laute nur teilweise zu Lucina durch. Es war als würde sie all diese Geräusche nur durch waberndes Wasser wahrnehmen und ihre Sinne fühlten sich betäubt an. Als die Frau kurz zu ihr hinüberschaute und bemerkte dass sie aufgewacht war, brach sie kurzzeitig die Diskussion ab um einige Krankenschwestern zu alarmieren die anschließend das Zimmer betraten und begannen die Wunden schmerzvoll mit Alkohol auszuwaschen und die vor Blut schon tropfenden Bandagen auszutauschen, während die Krankenschwester wieder anfing das Streitgespräch weiterzuführen. Nachdem die Prozedur der Versorgung Lucinas abgeschlossen war beendeten die beiden Kontrahenten mit einem tiefen seufzen Regars das Gespräch. "Ich bin wie, du bestimmt schon weißt dein zukünftiger Schuldirektor Regar Moris und ich bin hier um den Zwischenfall mit Ravel zu klären." die letzten Worte spuckte er förmlich aus. "Genau und ich bin Amane Laro, ich leite dieses Lazarett und versuche diesem sturen Bock hier schon die ganze Zeit zu erklären dass wir die Einzelheiten unserer Patienten nicht rausgeben dürfen." "Aber glauben sie mir doch es ist wirklich wichtig für den weiteren Bestandteil unserer Schule!" erwiderte Regar. Amane runzelte ungläubig die Stirn. "Ich glaube wohl kaum dass eine Schülerin die ein paar Wunden von dem Turnier davongetragen hat gefährlich genug ist um den Fortbestand unserer Schule zu bedrohen." erwiderte sie. "Es geht doch nicht um sie! Es geht um Ravel!" brüllte der Schuldirektor förmlich verzweifelt in ihr Gesicht. "Ach Sie immer mit ihrem Ravel! Auf mich hat er einen sehr netten Eindruck gemacht." "Ja aber sie wissen doch nicht wie er arbeitet. Er klaut uns unsere Schüler! Er manipuliert sie indem er ihnen Macht verspricht, keinen der Schüler habe ich je wiedergesehen und keiner seiner Schüler nimmt am unseren Turnier teil! Was soll ich da denken? Vielleicht ist er auch einfach nur irgendein Psychopath der gerne Schüler umbringt!" "Das ist vielleicht nicht etwas das wir vor den Augen einer angehenden Schülerin klären sollten." sagte nun die Krankenschwester mit gesenkter Stimme, in der Hoffnung das Lucina es nicht hören würde. Beschämt senkte Regar den Kopf in einer Geste der Vergebung Richtung Lucina. "Es tut mir leid für mein explosives Verhalten Lucina. So etwas sollte ich einer angehenden Schülern nach so einem Unfall nicht zumuten. Ich bin sehr gestresst wegen der Vorbereitungen auf das nächste Schuljahr, bitte verzeihe mir. Ich bitte dich innerhalb der nächsten drei Tagen in mein Büro zu kommen und mir den Vorfall mit Ravel genauer zu erklären. Er scheint ein etwas..." Regar suchte offensichtlich nach einem treffenderem Wort als "Psychopath". "Ein etwas unkonventioneller Schuldirektor zu sein und ich würde gerne wissen was er an meinen Schülern zu suchen hat." Mit diesen Worten drehte sich der Schuldirektor zur Tür um und nickte der Krankenschwester kurz zum Abschied zu. Doch gerade als er die Türklinge betätigen wollte wurde sie hastig aufgeschlagen und hätte sicher Regar erwischt wäre er nicht blitzschnell zurückgesprungen. Lucina war überrascht. Diese Schnelligkeit und Reaktionszeit würde sie einem Mann diesen Alters gar nicht mehr zutrauen. Ihre Verehrung für ihren kommenden Direktor stieg weiter. Herein stürmte schwer atmend eine kleine Krankenschwester mit einem Briefumschlag in der Hand. Nachdem sie kurz stehengeblieben ist und sich am Türrahmen anlehnte um kurz Luft zu holen ging sie durch Regar und Amane vorbei und verneigte sich kurz vor den beiden. Anschließend ging sie zu Lucinas Bett und reichte ihr keuchend mit verschwitzter Hand den Brief. "Ravel hat ihnen einen weiteren Brief hinterlassen." sagte die Krankenschwester und Stille breitete sich im Raum aus...

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