Sparks fly

713 38 5
                                    

Schon auf den endlosen Landstraßen, die von Feldern und Wildnis begleitet wurden, schaute ich mehr in die Gegend als auf die Straße, aus Hoffnung ein bestimmtes blondes Mädchen und ein unbeschreiblich schwarzes Pferd zu entdecken. Doch Grandma ermahnte mich dauernd. Als wir endlich ankamen, war die Sonne bereits am Untergehen, ich war müde und mein Rücken tat entsetzlich weh. Trotzdem war ich bereit die Schule zu besuchen um ihr Häuschen zu stürmen. Sie reden zu hören. Lachen. Einfach Blake dabei zuzusehen wie sie lebte. Ich konnte es kaum erwarten ihre Stimme zu hören. Geschweige denn sie anzufassen und zu wissen, das sie jede Berührung spürte. Wenn ich daran dachte, das sie mich wieder anlächeln konnte, lief mir ein wohliger Schauer über den Rücken. Ich würde wieder in der Lage sein in ihre Augen zu sehen. Diese Dunkelblauen, tiefen Ozeanaugen. Lächelnd stieg in meinen Truck, als ob ich nicht gerade erst vierundzwanzig Stunden in ihm festsaß.

Als ich aus der dampfenden Dusche trat, hörte ich bereits Bässe von unten. Grinsend explodierte ich fast vor Vorfreude. Trotzdem stresste ich mich nicht. Mit Engelsgeduld trug ich dezente Schminke auf und öffnete neugierig das Fenster. Es standen bereits einige Schulkameraden mit roten Plastikbechern auf der Terrasse und unterhielten sich gut gelaunt. Ich atmete tief ein. Moment. Ich fühlte mich plötzlich, als ob mich ein Schlag traf. Hatte ich mir es eingebildet? Nein. Da war es wieder. Gierig füllte ich meine Lungen. Es roch nach Sommer. Wyoming Sommer. Er kam- war nicht mehr fern. Mein Herz explodierte. Sommer in Wyoming. Das bisher beste, das mir je passiert war. Jetzt hatte ich es doch eilig. Ich eilte durch mein Zimmer in meinen Schrank und riss wahllos das erste von der Stange, das nach etwas gutem Aussah und schlüpfte rein. Ein kurzes Kleid mit kleinen Blüten darauf, das sehr schön mitschwang. Dann verfluchte ich eine weitere halbe Stunde in denen ich meine Haare versuchte trocken zu bekommen. Dann griff ich nach meinem Handy und wollte gerade aus meinem Zimmer verschwinden, als mir eine Idee kam. Ich durchsuchte meine Kontakte und schickte anschließend eine Einladung an Mason, den Kumpel von Colt, den ich von Bradens Feier kannte. Denn bisher hatte Colt auf keiner meiner Nachrichten geantwortet. Vielleicht sah ich ihn ja doch noch heute und nicht erst im Laufe der Tage. Denn auch wenn ich die letzten fünf Monate nicht mitbekommen hatte, fühlte sich die Zeit die ich ihn nicht gesehen hatte viel länger an. Dann hüpfte ich zur großen Treppe und schaute runter. Die Musik war plötzlich ausgegangen und ein grelles Licht auf mich gerichtet. "Da ist sie!" brüllte Kean, der plötzlich neben mir stand und mich hochhielt wie eine Auszeichnung. Mit ohrenbetäubendem Lärm begrüßten mich die Jungs der Meadow Mustang Boarding School, Braden und ein paar der Mädchen die im Dorf wohnten und nur wegen den Jungs gekommen waren. Überglücklich ließ ich meinen Blick über die Menge schweifen und fühlte mich so willkommen und gut aufgehoben, das ich mir nicht vorstellen konnte jemals woanders zu leben. Kean grinste mindestens genauso glücklich und schob mich die Treppe runter. Dann beugte er sich zu mir runter und sagte "Lets go." Wie bestellt fing die Musik wieder an zu spielen und ich folgte Kean hüpfend und singend in die Küche. Hier fanden wir Pizza und Getränke. Außerdem Tyler, Braden und Raymond, die bereits gut dabei waren. Dann kam einer meiner Lieblingspartysongs und ich kreischte aufgeregt auf, ehe ich meine Freunde zu einer freien Stelle schob und anfing zu tanzen. Sie stiegen mit ein und wir hatten so viel Spaß, wie man ihn nur in unserem Alter haben konnte. Wir sangen, tanzten, lachten und rannten im Haus herum, während wir etwas tranken und gute Musik im Hintergrund hatten. Diese Art von Feier war ganz anders als die in den dreckigen Nachtclubs in New York. Hier feierte ich weil ich so glücklich war, nicht um glücklich zu werden. Meine Freunde würden nicht alle zwei Minuten verschwinden sondern mit mir zusammen eine gute Zeit haben. Bald standen wir wieder auf den Küchentheken und zogen unsere Kochlöffel Nummer vor der ganzen Party ab. Angetrunken und mit bunten Lichtern, war das ganze nochmal eine Nummer lustiger. Dann sah ich Draußen Autolichter und mein Herz machte einen Hüpfer. Colt? Ich sprang übermütig von der Theke und geriet ins taumeln. Ich ignorierte die besorgten Gesichter um mich herum und stürmte raus. Ein Truck! Doch nicht Colt stieg aus, sondern Mason, Carl und noch zwei andere von Colts Freunden. Ich versuchte nicht ganz so enttäuscht auszusehen, als sie auf mich zukamen. "Wie jetzt sie wohnt hier alleine, das ist ihr Haus?!" Fragte Carl und staunte nicht schlecht. "Unfair, ganz klar" erwiderte Mason und grinste mich schelmisch an. "Alter, dir ist klar, das Colt hier jetzt quasi auch lebt, richtig? Wie kann dieser ewig schlecht gelaunte Mistkerl so ein Glück im Leben haben?" Sagte einer der anderen Jungs. Mason kam auf mich zu und umarmte mich. Überfordert erwiderte ich sie. "Ich gebe dir so viel Geld, wenn du jede Woche eine Party schmeißt!" Rief er plötzlich und ich lachte laut auf. "Ich glaube Geld ist das letzte, was sie braucht" sagte Carl während er sich mein Haus näher ansah.

Ich blieb gleich draußen bei den Jungs und wir spielten Beer Pong mit Kean und Raymond, der übrigens froh war, mal jemanden in seinem Alter zum reden zu haben. Ich hatte einen Mordsspaß. Ich hatte fast vergessen Mason nach Colt zu fragen, als ich auf den Fluss vor meinem Haus blickte, in dem sich die Lichterketten aus den Herumstehenden Bäumen spiegelten. Doch dann tippte ich ihn an. Er schien direkt zu wissen was mein Anliegen war. "Ich hab ihm einige Nachrichten hinterlassen. Aber bis jetzt nichts. Der Junge muss mal in diesem Jahrhundert ankommen."


Als ich am Campus niemanden antraf, nahm ich an eine Party bei Braden Fader würde stattfinden, doch sein Hof war dunkel und keiner war da. Erst danach fiel mir trottel ein, mein Handy anzumachen um nach Nachrichten zu gucken. Doch so weit draußen bei Bradens Hof war kaum Empfang und so fuhr ich zurück zu Grace und dann füllte sich mein Bildschirm mit Nachrichten von Mason, Carl, Kean und - mein Herz stolperte- Blake. Ein Standort. Sofort startete ich meinen Motor und folgte der Wegbeschreibung. Hatte Mr Kingsman nicht was von einem Haus für Blake erwähnt? Das musste es sein! Ich tritt auf mein Gaspedal und sah keine zwei Minutenspäter Lichter in Bäumen und hörte dumpfe Musik. Mein Puls glich dem eines Kolibris. Sie war nur ein paar Meter weit entfernt von mir. Am Leben. Selbstständig atmend. Ich konnte sie gleich in die Arme schließen. Oh meine Blake, wie ich dich vermisst habe, wie ich dich brauche. Ich dachte an den Tag, an dem wir sie gefunden hatten. Wie sie am erfrieren in ihrem eigenen Blut lag. Dann im Krankenhaus völlig leblos für Monate. Jetzt würde sie wieder das aus Licht bestehende Mädchen sein und mein Leben auf den Kopf stellen. Jede Sekunde ohne sie kam mir sinnlos vor seit ich sie kannte. Ich schlug meine Autotür zu und sah im ersten Moment nur unzählige Gesichter. Tanzende Teenager, Musik und Frühlingsluft. Doch wie immer, war es auch in einer Masse wie dieser unmöglich Blake zu übersehen. Ihre langen blonden Haare blendeten mich fast. Sie trug ein kurzes Kleid. Viel zu kalt für diese Jahreszeit. Sie lachte laut ihr schallendes Lachen und hatte Spaß. SO glücklich hatte ich sie lange nicht gesehen und ich musste schlucken und mir Tränen verkneifen. Reiß dich zusammen McDrace! Ich konnte nicht fassen, wie sehr ich diesen Menschen liebte. Ich würde sie in weniger als einer Minute in den Armen halten könnte.

Sparks fly von Taylor Swift fing an zu spielen- ein Meisterwerk. Wie alles von Taylor Swift. Raymond verdrehte seine Augen. Er wollte sicherlich lieber Travis Scott hören. Doch dies war mein Abend. Glücklich hüpfte ich herum. Ich drehte mich im Kreis, während Kean schrie "Guck doch Blake!" Ich brauchte ein bisschen, bis meine Sicht sich klärte. Wegen meiner Drehungen- und auch ein bisschen wegen Alkohol. Taylor Swift sang:"Drop everything now" ich sah wieder klar. Keine zwei Meter entfernt stand er. Colt. Mein Retter. Mein Freund. Mein ein und alles. Taylor Swift sang:"Meet me in the pouring rain" Tränen traten in meine Augen, als ich endlich auf seinen Arm sprang und seinen vertrauten Geruch tief einsog. Taylor Swift sang:"Kiss me on the sidewalk, take away the pain, 'cause i've seen sparks fly, whenever you smile." Und das taten wir. Wir küssten uns, als ob unser Leben davon abhing. Und wer weiß. Vielleicht tat es das ja

Wyoming Love Story II - Coming homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt