Die Jungs filzten alle meine Sachen nach möglich übrig gebliebenem Stoff, fanden tatsächlich noch ein paar Pillen und schmissen sie ins Klo. Colt verschwand für ein paar Stunden, tauchte aber wieder auf, sehr zum Ärger von Ray, der ihn wirklich verabscheute. Sonst hatten sie aufgehört zu versuchen ihn von mir fernzuhalten. Mir gings zwar besser aber noch weit entfernt von gut. Sie versuchten wirklich alles um mich aufzuheitern. Kean schaute mit mir alberne Serien. Tyler räumte meinen Schrank auf und sortierte alles nach Farben. "BLAKE!" schrie er einmal spitz. "DAS IST EIN BRANDNEUES KLEID VON OSCAR DELA RENTA UND ES LIEGT UNTER EINER LEEREN DONUT PACKUNG!" ehe er aufhob und verliebt anstarrte. Ich musste kichern. Raymond machte mit mir Hausaufgaben und half auch Kean, der in Mathe nicht durchblickte. Colt saß ein wenig entfernt von meinem Bett und sah mich einfach nichtssagenden an. Ich versuchte mich einfach an dem bevorstehenden Ausritt festzuhalten.
Tatsächlich stand ich kurz danach im Schnee und hielt Shadows gigantischen Schädel in meinen Händen. Weiße Wolken kamen aus seinen Nüstern und er machte schnaubende Geräusche. Wir waren schon längst ein paar Mal ums Gelände geritten als die Jungs endlich ihre Pferde fertig hatten. Am Anfang blieben wir bei ihnen doch dann hatte ich genug davon aufgepasst zu werden. Und wir entkamen ihnen Mühelos. Die Stille die uns in den zugeschneiten Tälern Wyomings empfang war so heilend wie starke Medizin. Endlich war ich allein. Und frei. Und mir gings gut. Shadow flog mit mir kreuz und quer bis wir an einem Bach hielten, bei dem einzelne Stellen nicht eingefroren waren. Er trank und ich hielt meine Nase in die Sonne, die erstaunlich wärmend war. Ich schloss die Augen und fühlte mich so unglaublich friedlich wie schon lange nicht. Ich erinnerte mich an die vielen Nächte in den Clubs in New York. Die Reizüberflutung. Wild blinkende Lichter, der Laute Bass, der Nebel, die vielen Menschen. Hier war alles anders. Es war kühl und leise und friedlich. Ich warf mir die beiden langen Zöpfe auf den Rücken, die ich mir geflochten hatte und richtete meine Ohrenschützer. Ich dachte viel nach. Über meine Mom und die erste Zeit nachdem sie tot war. Ihre Beerdigung, nachdem Reporter mich filmten während ich mir die Seele im schwarzen Kleid ausheulte. Ich öffnete meine Augen aus denen jetzt leise Tränen rollten. Shadow stupste mich an und ich musste lächeln. "Blake" ich drehte mich ruckartig um. Colt und Sunbursts Geräusche mussten vom Schnee verschluckt worden sein. Schnell wischte ich meine Wangen trocken und wollte wieder aufsteigen.
"Warte...bleib..mal kurz... wir müssen irgendwann mal reden" brachte ich stotternd hervor. Idiot, sagte ich zu mir selbst. Zögernd stellte Blake sich wieder neben ihr Pferd, das mich keines Blickes zu Würdigen schien. Sie hatte geweint. Ihre geröteten Wangen glänzten noch ein wenig feucht. Mein Magen zog sich zusammen. Ich wagte nicht mich von Sunburst zu entfernen aus Angst sie könnte zurückweichen. Sie räusperte sich. "Ja?" fragte sie unsicher und ein paar Strähnen wurden ihr ins Gesicht gepustet. Sie war so schön. "Blake so ist das doch..." ich suchte nach Worten. "Ich hasse es, wie es jetzt zwischen uns ist. Und ich weiß, es ist meine Schuld und glaub mir ich hasse mich dafür.." ich machte einen Schritt auf sie zu. Sie atmete auf. "Dafür was ich dir angetan habe." Beendete ich den Satz und schluckte. Ich hasste es über solche Sachen zu reden aber wenn ich dadurch wieder mit ihr reden konnte, tat ich das. Sie blickte zur Seite. Mein Magen zog sich weiter zusammen. Ich machte noch einen Schritt. "Als Raymond mir erzählt hat das du gehst, hab ich nicht... ich konnte nicht klar denken, ich wusste nur jede weitere Sekunde die ich mit dir verbringen würde, wären weitere, die ich ..." (Himmel Gefühle sind so anstrengend...!) "... die ich vermissen würde sobald du ins Auto gestiegen wärst. Ich wollte eben Distanz. Ich hab den Gedanken nicht aushalten können mich einfach... dir Tschüss zu sagen nachdem du mich... nachdem du mein Leben so verändert hast. Ich war wütend und... Ich hatte doch keine Ahnung was ich auslösen würde, was in deinem Leben passieren würde und ich hätte sich nicht einfach so aus meinem Leben ausschließen dürfen." Plötzlich schaute sie mich direkt an. Blake konnte einem mit ihren blauen Augen direkt ins Innerste der Seele blicken und so fühlte ich ihren Blick überall. "Was soll ich sagen Blake, ich verstehe das du mich hasst aber ich halte diese Distanz nicht aus. Ich halte aus nicht aus wie dein Licht verschwindet und wie du dich selbst umbringst ich kann nicht klar denken wenn ich nicht bei dir bin verstehst du ich brauch dich Blake wie ich noch nie jemanden oder etwas gebraucht habe. Ich muss wissen das du sicher bist, das du neben mir liegst und nicht von Klippen gestoßen, von Berglöwen gefressen oder von Drogen umgebracht wirst." Tränen liefen komplett lautlos aus ihren Augen. Jetzt riss es mich los und ich stand direkt vor ihr und hielt sie fest. Sie krallte sich in meine Jacke und ihr Körper zitterte. Ich löste mich vorsichtig und lehnte meinen Kopf an ihren. Kurz bevor unsere Lippen sich berührten... .
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Wyoming Love Story II - Coming home
Aventura[{TEIL 2}] Ein Jahr nachdem Blake ihr geliebtes Wyoming schlagartig verlassen musste, kehrt sie zu ihrem wirklichem Zu Hause zurück, trifft auf ihre Freunde, neue Spuren ihrer Mutter Ruth, ihrem Ex Freund Colt und natürlich Shadow.