3. lights out

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Ich stellte mich neben Sandra und schielte auf das gläserne Schriftstück. Tatsächlich stand darauf alles auf deutsch. Das machte überhaupt keinen Sinn. Aber der Rest, der hier passierte, machte auch überhaupt keinen Sinn, deshalb nahm ich das mal wortlos so hin.

Auf der gläsernen Tafel stand folgendes: Wählt weise, wenn es soweit ist. Ihr könnt nur Drei auswählen.

Darunter war eine Liste, die verschiedene Symbole zeigte. Ich berührte neugierig ein Symbol, das einen Kühlschrank zeigte und plötzlich veränderte sich die Zeile. Funktionierende Küche, stand dort nun ausgeschrieben.

"Woah", gaben Hoseok und Jimin von sich, als sie sahen, was passierte. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie sie sich hinter Sandra und mich gestellt hatten, um sich die Tafel ebenfalls genauer anzusehen. Die Zeile veränderte sich schließlich kurze Zeit später zurück zu ihrer ursprünglichen Darstellung. Plötzlich sammelten sich alle noch enger um die Platte in Sandras Händen und tippten wie wild auf den Symbolen herum. Es war ein totales Durcheinander und Gedrängel, bis die Tafel fast herunter fiel und Sandra sie im letzten Moment noch halten konnte.

"Yah, stop!", grölte Jin uns alle an und riss meiner Freundin das Ding aus den Händen. Er meckerte irgendetwas auf koreanisch, wir verstanden natürlich kein Wort, aber wahrscheinlich war es sowas gewesen wie: "Ihr Idioten macht das noch kaputt", oder so. Er stellte die Tafel auf einem der Wohnzimmerschränke ab und gab allen ein drohendes Handzeichen, dass sie ihre Finger davon lassen sollten.




Die Stimmung fiel tief und wir saßen wenig später mit ernsten Mienen in der Wohnlandschaft verteilt. Auf langes Schweigen folgte ein lauter Seufzer aus Namjoons Mund. Er saß mit seinen Ellbogen auf den Oberschenkeln gestützt auf dem Sessel und hatte eine tiefe Sorgenfalte auf der Stirn. Seine Hände waren vor seinem Kinn zusammen gefaltet.

Ich musste zugeben, dass er mir wirklich leid tat. Scheinbar war es nicht nur vor der Kamera so, dass er als Bandleader ständig die Verantwortung für alles übernehmen musste. Jetzt musste er es hier auch noch tun. Seine Jungs verließen sich darauf, dass er sie führte. Und für Sandra und mich war er der Einzige, mit dem wir reden konnten. Die Anderen konnten für ein flüssiges Gespräch einfach nicht gut genug Englisch. Eigentlich eine totale Katastrophe, aber wir hatten gerade trotzdem andere Probleme.

Besagte Tafel zum Beispiel.

"So it seems like we are trapped here. This thing...", begann Namjoon und zeigte auf die Glasplatte auf dem Schrank. "... might be our only clue on what's going on while we try to get help." Wir nickten und hörten ihm geduldig zu.

"We should discuss which three choices we'll make. No one should decide on their own", bat Sandra höflich und ließ einen besorgten Blick durch die Runde schweifen. Auf ihre Aussage wurde einstimmig genickt und danach herrschte kurz unangenehme Stille, die ich mit einem: "Let's do it together" durchbrach. Mich wunderte mein eigener Mut, an dieser Stelle das Wort ergriffen zu haben. Wahrscheinlich würde ich den Rest der Konversation bloß schweigen, so wie ich mich kannte. Aber na gut, ich hatte meinen Teil dazu beigetragen.

"I'm hungry", jammerte Jungkook, nachdem es wieder einige Zeit still gewesen war und lehnte sich erschöpft nach hinten. "Nado", stimmte Hobi auf koreanisch zu und ich war absolut begeistert davon, endlich mal ein Wort verstanden zu haben. Vielleicht würde das hier ja besser werden als jede Duolingo-Einheit, die ich je gemacht hatte. Irgendetwas positives -außer natürlich, dass ich mit BTS abhängen konnte- musste dieses sonderbare Ereignis hier doch bieten können.

Jin trottete auf Jungkooks Aussage zu unserem nicht funktionsfähigen Kühlschrank und öffnete ihn. Ich wusste nicht, was wir anderes erwartet hatten, aber alle seufzten enttäuscht auf, als der Älteste von uns dort immer noch gähnende Leere vorfand. Joon gesellte sich zu ihm und öffnete hoffnungsvoll nacheinander die Schränke in der Küchenzeile. Gläser, Töpfe, Schüsseln, Teller, Pfannen und allerlei anderes Geschirr blitzte hinter den Schranktüren auf. Namjoon pikste nach einer Weile aufgeregt in Seokjins Hüfte und zeigte nach unten. Hinter einer der Türen im unteren Bereich funkelte ein Sack Reis heller als jedes polierte Geschirr es je hätte tun können und Jubelschreie hallten durch das Haus. "It's nothing big, but it's something", sagte er stolz, als er den Sack anhob und auf die Theke stellte.

moheom island » btsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt