7. endless fall

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"...Ja", antwortete ich mit dem Blick auf meine Finger gerichtet, die ich unsicher knetete. "Ich... habe es vorhin erst Jungkook gesagt. Hast du etwa mitgehört...?"

Er lehnte sich wieder zurück und schmunzelte. "Nein." Dann blickte er aufs Meer, leckte sich kurz über die Lippen und legte seinen Kopf schief, bevor er mich wieder ansah. "Aber du hast gerade eben gesagt, wir seien alle so viel zusammen, da sei es normal sich zu streiten. Woher solltest du sonst wissen, dass wir viel Zeit zusammen verbringen? Außerdem konntest du auf Anhieb alle unsere Namen auswendig. Dann die Aussprache beim Essen, die Sache mit den Stäbchen und..."

"Okay ja, ist ein wenig auffällig gewesen", fiel ich ihm ins Wort, weil ich nicht noch mehr von den Sachen erfahren wollte, mit denen ich mich verraten hatte. Sandra hatte recht damit gehabt, dass wir uns auffällig verhielten. Meine eigene Unaufmerksamkeit hatte mich zu einem offenen Buch gemacht.

"Du verbeugst dich sogar entschuldigend, wenn du jemandem im Weg stehst und Platz machst", fügte er trotzdem noch an und hob etwas neckisch die Augenbrauen. Ich biss mir frustriert auf die Lippe und schaute betroffen den Sand vor mir an.

"Es tut mir sehr leid, wenn das für euch unangenehm ist. Ich habe mein Bestes gegeben, mir nichts anmerken zu lassen."

"Das hat nicht ganz so gut funktioniert", sagte er und grinste dann. Er grinste. In so einer Situation. Fassungslos starrte ich ihn an. "Stört es dich gar nicht? Jungkook hat auch so... cool reagiert. Ich hatte tierische Angst davor, dass es alles nur noch schlimmer macht und habe mir die ganze Nacht den Kopf darüber zerbrochen", erklärte ich immer noch nervös und traute mich nicht einmal, ihm dabei in die Augen zu sehen.

Taehyung jedoch beugte sich nach vorn, griff nach einer meiner Haarsträhnen und warf sie spielerisch auf die andere Seite meines Kopfes. "Mach' dir nicht so viele Gedanken, wir bekommen das schon hin." - "Okay... Danke."

"Nein, ich danke dir für deine Ehrlichkeit. Und dafür, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast."

Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte. Mein Kopf war plötzlich einfach nur noch leer, weil ich seine Reaktion genauso ungreifbar fand, wie die von Jungkook. Abwesend fasste ich nach der Haarsträhne und legte sie sorgfältig dorthin zurück, wo sie hingehörte.

Nachdenken. Ich musste nachdenken, was ich jetzt tun sollte.

Lass dich einfach darauf ein und verbinde es mit etwas Gutem, erinnerte ich mich an meinen eigenen Rat, den ich mir vorhin noch selbst erschlossen hatte.

"Also... erzähl mir etwas von dir. Was magst du gerne, abgesehen von unserer Musik?", fragte er erneut und sah mich mit einem so offenherzigen Blick an, wie nur Kim Taehyung es zu können vermochte.

Er verleitete mich tatsächlich dazu, dass sich meine Schultern entspannen konnten. Auch, dass zwischen uns nun keine Sprachbarriere mehr war, machte es sehr viel leichter, ihm alles zu erzählen was er über mich wissen wollte. Es fühlte sich richtig an.

Und so erzählte ich ihm davon, dass ich gerne zeichnete und früher Animes geschaut habe. Dass ich eher introvertiert war, aber es liebte in der Öffentlichkeit mit meinen Freunden herum zu blödeln. Als ich ihm erzählte, dass ich ein Hundemensch war und ein Hund zuhause auf mich wartete, sprachen wir sogar über Yeontan und welche Tricks Taehyung ihm letztens beigebracht hatte.

Das Gespräch mit ihm war unendlich locker und es war irgendwie, als hätten wir uns ewig nicht gesehen und jetzt einfach sehr viel zu erzählen. Taehyung vermittelte mir ein Gefühl des Vertrauens und sein eckiges Lächeln ermutigte mich richtig, aus mir heraus zu kommen. Es war das erste Mal, dass ich mich mit meinen Worten nicht unsicher fühlte. Er sagte sogar, dass meine Stimme auf koreanisch attraktiv klang, jetzt, nachdem diese sonderbare Übersetzung stattfand. Das war ein unglaublich großes Kompliment und ich wünschte, ich hätte mich selbst reden gehört.

moheom island » btsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt