4. crazy mind

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Ich realisierte erst, dass ich mir schützend die Hände über den Kopf gehalten hatte, als ich mein Blut unregelmäßig durch meine Ohren rauschen hörte. Unfähig zu atmen übertönte der Klang meines Pulses die Wellen des Meeres und verursachte dieses Mal sogar einen dumpfen Schmerz in meinem Brustkorb. 

Mit aufgerissenen Augen suchte ich Orientierung in der Dunkelheit, aber ich konnte keinen einzigen Umriss erkennen, als sei ich erblindet. In mir stieg so viel Panik hoch, dass ich auf den Boden fiel und meine Hände schließlich verzweifelt im Sand vergrub, bevor ich durch eine zaghafte Berührung an meiner Schulter zusammenschreckte und schnappartig nach Luft rang.

"Gwaenchanayo?!", erhaschte ich Taehyungs Stimme neben mir und schloss darauf, dass es seine Hand sein musste, die mich berührte. Ich erkannte diesen Ausdruck, es war koreanisch für Bist du Okay? 

Er holte mich damit wieder zur Besinnung zurück und ich konnte hinter meinem Ohrenrauschen das Gemurmel der anderen Bandmitglieder und Sandra wahrnehmen. Aber nichts war Okay. Rein gar nichts. Noch nie in meinem Leben hatte ich meine Augen so weit aufgerissen, dass es wehtat. Trotzdem half es einfach Nichts. Es war stockduster. 

"Ich kann nichts sehen! Ich bin blind!", rief ich verzweifelt und fühlte die Hand einer anderen Person, wie sie über meine Schulter tastete und diese sich dann vor mich hinhockte. "Nein Krissi, wir können alle nichts sehen! Es ist einfach dunkel!", erklärte Sandra laut und verursachte damit, dass ich hörbar meine Tränen herunterschluckte und zitternd ausatmete. 

"Ich bin hier. Alles ist gut, uns passiert nichts", tröstete sie mich nun mit ruhiger Stimme und strich über meine Arme. "Was ist das? Das macht mir Angst. Ich will das nicht", fragte ich und versuchte, mich zu beruhigen. "Ich weiß es nicht..." 

"Is she okay?", fragte Taehyung in gebrochenem Englisch, der sich scheinbar auch hingehockt hatte. "It's scary", antwortete Sandra ihm indirekt. "Yes...", war seine Reaktion darauf. 

Und dann wurde es plötzlich wieder hell. Als wäre es niemals dunkel gewesen. Ich zuckte unter der stechenden Helligkeit in meinen Augen ein weiteres Mal zusammen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen, bevor ich meine Anspannung mit einem großen, erleichterten Seufzer ausatmete. Durch die Runde hallte nach und nach die Frage, ob es allen gut ging. 

Als ich mich schließlich mit schmalen Augen umsah wurde mir klar, dass es nicht mehr Morgen, sondern Tag war und der Himmel in seinem schönsten Blau strahlte. Das war faszinierend und beängstigend zugleich. Was war das hier für ein seltsamer Ort? 

"Creepy shit", sagte Namjoon und formte meine Gedanken zu Worte, während er selbst den Himmel betrachtete. Sandra half mir schließlich auf und schob mich mit der Hand am Rücken Richtung Apartment, während die Jungs hinter uns miteinander auf koreanisch murmelten und uns folgten.  



Als wäre ich selber nicht mehr in der Lage dazu, führte Sandra mich zum Sessel im Wohnraum und drückte mich in das weiche Leder. "Geht schon, geht schon", winkte ich ab, während sie mich weiterhin besorgt musterte. "Wirklich?", wollte sie wissen. "Ja... Das Schlimmste ist, wie verdammt peinlich das gerade ist. Ich heule hier total rum und ihr seid alle so gefasst", murmelte ich und rieb mir dabei die Stirn, als würde es Irgendetwas weniger unangenehm machen. 

"Du hast dich erschrocken, das ist Okay", versuchte sie mich zu beruhigen. "Ich habe echt gedacht, ich sei blind. Das ist eins der schlimmsten Dinge, die mir passieren könnten", erklärte ich ihr und sie nickte verständnisvoll. 

Währenddessen bekamen wir nur am Rande mit, dass jemand die Glastafel auf den Wohnzimmertisch gelegt hatte. Sie leuchtete pulsierend in einem sonderbar violetten Farbton, während auf ihr zu lesen war: Belohnung wählen.

moheom island » btsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt