2. code purple

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Ich konnte selbst kaum fassen, was mir gerade über die Lippen gekommen war. Code Lila.

Ich drückte meine Hand, die ich auf die Brust gelegt hatte fester an diese heran, denn ich fühlte viel zu deutlich, wie eine Welle Adrenalin von unten nach oben durch meinen Körper rauschte und mein Herz dazu brachte, unregelmäßig vor sich hin zu stolpern. Das unrhythmische Hämmern gegen meinen Brustkorb war unendlich unangenehm. Ich wusste, wenn es aufhören würde, würde es sich anfühlen, als wäre mein Herz stehen geblieben. Deshalb musste ich meine Hand dagegen halten, um sicherzugehen, dass ich noch einen Puls besaß.

Ich hatte das öfters. Manchmal dauerte dieser Zustand über Minuten an und mir wurde davon schwindelig, weil ich mich hinein steigerte und Panik bekam. Deswegen hatte ich bereits drei verschiedene Kardiologen besucht, nur damit man mir drei Mal sagte, dass es gar nichts Schlimmes war. Mein Herz war also eigentlich vollkommen gesund, weshalb davon auszugehen war, dass es bloß mein Kopf war, der für den Tumult in meinem Brustkorb sorgte.

Immerhin war ich seit Kindertagen ein Mensch mit erhöhtem Körperbewusstsein und meine innere Alarmanlage fing wegen jeder Kleinigkeit an zu heulen, als würde die Titanic gleich im nächsten Moment gegen den Eisberg krachen und danach im Meer versinken.

Und obwohl ich wusste, dass es nur mein Kopf war, ließ mich diese winzig kleine Wahrscheinlichkeit, dass es doch ein schlimmer Herzfehler sein könnte, viel zu oft in einen Angstzustand gleiten, aus dem ich nur schwer herauskam.

Wenn ich also jetzt in Panik verfallen würde; wegen Code Lila- dann würde dieser Traum platzen wie eine Seifenblase und ich würde mich unendlich ärgern, mir dieses Abenteuer wegen meiner blöden Psyche versaut zu haben.

Ich atmete also ganz tief durch, spürte dadurch zwar mein Herz noch stärker gegen meine Brust schlagen, aber es war okay. Zumindest redete ich mir das ein.

Irgendjemand sollte etwas sagen. Sich vorstellen, ein kurzes Hallo, oder ein Wer seid ihr?

Ich fühlte mich für Sandra verantwortlich, weil ich die Ältere von uns war. Was war, wenn sie sich genauso fühlte wie ich? Ich musste dann der Fels in der Brandung sein, die Person, die sie leitete und auf die sie sich verlassen konnte.

Aber ich brachte kein einziges Wort zustande. Ich holte mehrmals Luft, um meine Stimmbänder in Schwingung zu setzen, aber ich traute mich nicht, einen Ton hervorzubringen.

Scheiße. Was sollte ich nur tun? Hilfesuchend sah ich Sandra an und sie nickte schwer atmend. Ich fühlte mich völlig Fehl in meiner Rolle, als sie dann die Jungs ansah und für mich das Reden übernahm, aber ich war unendlich dankbar, dass sie mir diese schwere Aufgabe abnahm.

"H-hello", stotterte sie etwas unbeholfen. "I'm Sandra. This is Kristina", sprach sie recht langsam und zeigte erst auf sich, dann auf mich. Nach kurzem Gemurmel unter den männlichen Anwesenden trat Namjoon vor und blickte sich auf dem Weg zu uns im Raum um.

"Hi. I'm Namjoon...", stellte er sich schließlich zögernd vor und machte uns dann mit dem Rest der Gruppe bekannt.

Vielleicht wäre es keine schlechte Idee gewesen, ihnen zu sagen, dass sie uns nicht unbekannt waren, aber ich entschied mich dazu, lieber die Klappe zu halten. Letztendlich bekam ich sowieso fast kein Wort heraus, obwohl das Eis nun ein wenig gebrochen war. Außerdem war es sicher besser, wenn sie vorerst nicht wussten, dass wir ARMYs waren, bevor sie uns als verrückte Fans abstempelten und auch diese Tatsache meinen Traum zum Platzen bringen würde. Oder in diesem Fall dann womöglich in einem Albtraum enden würde.

"Do you know how you got here?", fragte ich stattdessen in einem gespielt mutigen Ton, der etwas schrill endete und mich innerlich vor Scham im Boden versinken ließ. Ich löste mich schließlich vorsichtig von Sandra, um eine selbstbewusste Haltung einzunehmen, die dann doch darin endete, dass ich mich mit meinem rechten Arm an meinem Linken festhielt. So ließ sich der Ausrutscher in meiner Stimme garantiert nicht kaschieren, aber ich konnte zumindest unauffällig zwei meiner Finger auf meine Pulsader legen und weiter checken, ob mein Herz wirklich noch schlug. Zum Glück schien das niemand mitzubekommen.

moheom island » btsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt