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Grell POV

Ich drehte mich vor dem Spiegel im Kreis herum und betrachtete mein Outfit: ich trug meine typische, weiße Bluse, die bis auf die Halspartie von einem roten Mantel mit schwarzglänzenden Knöpfen bedeckt wurde. Dazu trug ich eine schwarze, eng anliegende Hose und hohe, schwarze Stiefel, die mir fast bis zu den Knien reichten. Meine feuerroten Haaren hatte ich bis auf mein Pony und einige Strähnen zu einem seitlichen Zopf geflochten, der mir locker über die Schulter bis hin zum Ellbogen fiel. "Ich sehe absolut fantastisch aus!", schrie ich fast und lobte mich selbst. "Keiner in dieser WG hat einen annähernd so guten Modegeschmack wie ich." Demonstrativ wischte ich mir den nicht existierenden Staub von den Schultern. Mein Blick fiel langsam wieder auf mein Spiegelbild, aus dem langsam das Lächeln verschwand. Williams Worte kreisten wie ein viel zu schnell fahrendes Kettenkarussell in meinem Kopf herum. Meine Antwort lautet nein! Jedes Mal ist es so. Jedes Mal stößt William mich von sich weg. Frustriert ging ich einige Schritte rückwärts, bis ich gegen einen Balken stieß, der in meinem Zimmer stand. Ich ließ mich daran runtergleiten und schlug die Hände vors Gesicht. "Ich mache mir doch nur etwas vor.", murmelte ich leise in den Raum hinein. Es ist egal, ob ich fantastisch aussehe oder nicht. Er wird für mich trotzdem unerreichbar bleiben. Er wird jedes Mal nein sagen. "William..." Meine Stimme brach und ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Mein Herz krampfte sich zusammen und ich konnte die Tränen nicht mehr aufhalten, die mir jetzt in Strömen über die Wangen liefen. Ich schluchzte und hörte einige Sekunden später, wie jemand an meine Tür klopfte. Ich erschrack und versuchte die Tränen schnell wegzuwischen und ein Lächeln aufzusetzen, bevor die Person mein Zimmer betrat. "H-Herein!", stammelte ich und atmete tief durch. Du schaffst das, Grell. Keiner wird etwas merk- "Was treibst du denn so lange, Sutcliff? Lizzy und Mey-Rin warten die ganze Zeit auf dich." Meine Augen füllten sich sofort wieder mit Tränen, als ich Williams Stimme hörte. "W-Was machst du hier?" Ich blinzelte schnell, damit William meine Tränen nicht sah. "Lizzy und Mey-Rin haben sich Sorgen gemacht, weil du so lange zum Umziehen brauchst. Deswegen haben sie mich gerufen, um nach dir zu sehen." Natürlich kam er nicht aus freien Stücken. Das hätte mir von Anfang an klar sein müssen. Aber trotzdem hatte ich für einen kurzen Moment die Hoffnung gehabt, dass er nach mir sehen wollte. Ich unterdrückte einen bissigen Kommentar und sagte mit überraschend gefasster Stimme: "Ein Mädchen braucht eben Zeit, um das perfekte Outfit auszusuchen." William seufzte und ging langsam wieder auf die Tür zu. "Wenn das so ist, kann ich auch wieder gehen. Ich sage Mey-Rin und Lizzy Bescheid." "Hm." Ich nickte und atmete tief durch. Bloß nicht die Fassung verlieren, redete ich mir ein. Gleich ist William wieder weg und du kannst in Trä-. Weiter kam ich mit meinem Gedankengang nicht. Ich konnte die Tränen keine Sekunde länger aufhalten und schrie: "Du kannst ihnen auch gerne ausrichten, dass ich nicht zur Teeparty komme! Mir ist die Stimmung vergangen..." William drehte sich zu mir um und riss erschrocken die Augen auf. "Grell..." Seine Gesichtszüge wurden weicher. Die Art und Weise, wie er meinen Namen aussprach, ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch wild durcheinander flattern. "Grell." Er sagte meinen Namen lauter und kam zögerlich auf mich zu. "Lass mich in Ruhe, William." Ich wandte mein Gesicht von ihm ab und versteckte es hinter meinen Haaren. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und die Farbe meiner Wangen machte meiner Haarfarbe mittlerweile ziemliche Konkurrenz. Leise hörte ich, wie Stoff raschelte und William sich neben mich setzte. "Was ist los mit dir?" Ich spürte einen leichten Windhauch neben mir, der durch seine Hand ausgelöst wurde, die kurz darauf unter meinem Kinn lag und mich zu sich zog. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, nicht laut aufzuqietschen. "W-William?"

One Hell of a WGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt