Kapitel 1

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Laila

Das Finale habe ich schon eine Woche hinter mir gelassen, morgen heißt es wieder, ab in die Schule für mich. Papa meinte, das müsste sein, worauf ich allerdings so gar keine Lust hatte. Julia und Lisa würden mich weiter ärgern. Immer das gleiche. Wenn ich an Schule denken muss, wird mir sofort wieder übel. Eine gute Sache gibt es allerdings doch, ich sehe Liliana endlich wieder.

Einfach unglaublich, dass ich gewonnen habe. Das Finale war einfach noch aufregender als die Zeit davor, besonders die Entscheidung und dann noch dieser Fehler. Zoe hat mir in diesem Moment richtig leid getan, auch wenn ich die offizielle Siegerin bin, haben wir jetzt beide gewonnen.

„Laila? Hast du deine Sachen gepackt?" Jetzt erinnert er mich auch noch an Schule, kann einmal, wirklich einmal nicht Schule in meinem Kopf sein? Da denke ich mal an das Finale und er kommt wieder mit Schule. Trotzig gehe  ich nach unten mit meiner gepackten Tasche. „Hier ist sie Papa, kannst ja mal reinschauen, ob ich alles habe, eine Sache findest du aber nicht, und das ist mein Gehirn, welches gerade im Urlaub ist und nicht weiß, wann es wieder kommt. Also kannst du mich nicht ohne Gehirn in die Schule schicken, weil ohne Gehirn kann ich nich denken." So genau hat er das wohl nicht verstanden, da er mich lachend und verwirrt anschaut.

„Ach, wenn das so ist, dann dürftest du gar nicht reden, denn wenn du redest, denkst du auch." Nein, er hat's nicht gecheckt, ist ja auch ein alter Papi, der braucht etwas länger. So fit im Kopf ist er lange nicht mehr, Songs schreiben geht, aber weiter nicht, da ist er echt verloren, wie ich finde.

Erstmal muss ich das mit verschiedenen Handzeichen erklären. „Ne ne ne, Papa, du kannst das nicht. Auf jeden Fall, musst du Lailarisch sprechen und verstehen können, ganz einfach, wenn man ich ist. Für einen alten Papa, der erfolgreich ist und Mark heißt, wird das schwer. Du musst wissen, dass reden nicht zum denken zählt. Mein Mund redet und nicht mein Gehirn oder hast du mal dein Gehirn sprechen gehört? Nein, hast du nicht, also gehört das nicht dazu." Wie wild fuchtel ich mit meinen Händen durch die Luft, was ihn ziemlich sehr zum Lachen bringt.

„Ach, und was du vorher sagst, kommt nicht aus deinem Hirn? Du musst doch erst denken was du sagst und dann reden. Außerdem möchte dein junger Papa wissen, was Lailarisch überhaupt ist. Aber denk vorher mal nach, wie du mir das erklärst." Er versteht es einfach nicht. Denken muss man nicht, nur reden muss ich, sonst nichts. Schwer ist das nicht, genauso wie Lailarisch. Ich bekomme einen halben Wutanfall, werde rot im Gesicht und springe wie ein Ball durchs Wohnzimmer.

„Man Papa, Lailarisch ist meine Sprache, du kannst sie auch lernen, weil ich zur Hälfte du bin. Wenn Mama hier wäre, würdet ihr das schneller lernen, weil ich auch zur Hälfte so bin, wie Mama ist. Vielleicht versteht Lena auch Lailarisch." Mit den Füßen stampfend ging ich in die Küche zu Lena, die gerade Tee kochte.

„Leni, weißt du was Lailarisch ist?" „Versteht dein Papa das nicht?" Ich schüttel stark den Kopf. „Ne, aber vielleicht liegt es daran, dass er zu alt ist. Lailarisch ist ganz einfach, sagst du mir, was das ist?" Sie bekommt die Erleuchtung und hebt mich hoch. „Ganz einfach, das ist deine Sprache, du kannst sie am besten und ich glaube, dass ich sie auch lernen kann. Worüber habt ihr denn diskutiert?" Sie setzt mich neben den Herd hin, sodass ich besser reden kann.

Aber Lena hat's verstanden, warum versteht das Papa nicht? Vielleicht, weil Lena jünger ist als er. Er ist ja schon alt, ein großer alter Papi. „Er versteht nicht, dass mein Hirn im Urlaub ist und ich deswegen nicht in die Schule kann. Reden und denken sind nämlich zwei verschiedene Dinge oder hast du mal ein Hirn reden gehört? Das macht der Mund, nicht das Hirn." Diesmal bringe ich auch Lena zum Lachen, jedoch nicht so stark wie bei Papa.

„Ich verstehe dich Laila. Probier trotzdem mal ohne dein Gehirn in die Schule zu gehen, dann kommt es nämlich wieder und du kannst lernen." Na gut, sie versteht mich nur halb, auch egal. Natürlich weiß ich, dass mein Gehirn immer da ist, sonst würde ich doch nicht leben, aber ich bin noch in den Ferien und muss es so mit nicht richtig benutzen. Ich durfte länger wach bleiben, länger schlafen und mehr essen als sonst. Meistens bin ich trotzdem früher aufgestanden, ganz heimlich und habe morgens schon Eis, Chips und Gummibärchen gegessen. Mit der Zeit hat Lena das gemerkt und Papa verboten mir neues Zeug zu kaufen, beide meinten nämlich, dass ich sonst krank werden würde. Ich esse doch nur, was kann da denn schon passieren? Ich versteh das nicht.

Die Zeit danach (Lenark)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt