Kapitel 12

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Mit Laila, die sich fest an mich klammert, gehe ich nach unten in die Küche. „Magst du mir sagen was passiert ist?" Sie schüttelt wieder den Kopf, verspricht mir aber, dass sie es mir später sagen würde, wenn Lena da ist.

„Papa, kannst du bitte nach meiner Wunde schauen? Hab mich gestern voll auf die Fresse gelegt. Ich sag dir aber später was genau passiert ist, wenn Lena da ist." Dabei muss sie selbst etwas lachen, was mich in diesem Moment so glücklich machte. „Laila, seid wann sagst du denn Fresse?" „Papa, jetzt mach bitte. Sonst heule ich wieder." In diesem Moment kullert auch die erste Träne ihre Wange hinunter.

Es belastet sie echt sehr, das sieht man auf dem ersten Blick. „Ach Maus, wen soll ich für dich schlagen gehen?" Ich reiche ihr ein Taschentuch, welches sie sofort nimmt. „Niemanden Papi. Weil ich möchte keinen Papi haben, der dann im Gefängnis ist. Ich brauche dich doch noch ganz ganz lange. Du sollst hier nicht kaputt gehen." Das war süß von hier, ihre Worte trafen direkt mein Herz.

„Dann werde ich ja dein persönlicher Arzt." Damit war sie nun auch nicht zufrieden. „Ne, dann bringst du-" In diesem Moment ging die Tür auf. „Bin wieder da und hab Kiwi dabei!" ruft Lena vom Flur. Genau das lässt sich Laila kein zweites Mal sagen und geht zu ihr. „Hab dich vermisst Kiwi." „Und ich?" fragt Lena gespielt beleidigt.

Da ich nun nichts mehr höre, gehe ich mir das mal anschauen. Das war einfach so süß, mein Herz könnte gleich explodieren. Sie umarmen sich und das sieht gerade so unfassbar süß aus. Ich weiß, dass sie Lena vermisst hat, aber nie hätte ich gedacht, dass sie sie so sehr vermisst.

Ich schließe mich beiden einfach an und nehme sie in den Arm. „Ich hab euch beide vermisst Papa." „Wir haben dich auch vermisst Mausi. Magst du jetzt reden?" Ich muss ihr das kein zweites Mal sagen. Ich nehme sie auf den Arm und bringe sie ins Wohnzimmer, wo ich mir erstmal ihre Wunde anschaue. „Autsch, aber das heilt wieder ganz schnell." Ich klebe ihr noch ein schönes Pflaster drauf, damit das nicht so reibt, wenn sie eine lange Hose an hat. „Bist der beste Papa der Welt. Danke"

Unter Tränen erzählt sie uns, was passiert ist. „Als du das gesagt hast, als ich danach aufgelegt habe, hat mich das an Mama erinnert. Ich wollt' nicht weinen, als ich telefoniert habe. Deshalb hab ich einfach so aufgelegt. Ich vermisse meine Mama ganz dolle. Ich wollte doch Mama und Papa haben, nicht nur Papa. Aber Papa, wenn wir alle tot sind, also du und Lena und Kiwi und ich, dann sind wir bestimmt wieder bei Mama."

Ich war erschüttert, als ich das hörte. Meine Tochter redet schon über ihren Tod, das ist hart. „Schatz, ich bin ehrlich und ich vermisse deine Mama auch. Aber bitte denk jetzt nicht, dass du extra sterben musst um wieder bei ihr zu sein. Wir kommen alle irgendwann zu ihr, das hat aber Zeit. Das wichtigste ist doch, dass sie auch so immer bei uns ist, besonders bei dir. Du kannst sie nicht sehen, aber spüren. Und ich spüre sie auch manchmal und weiß, dass sie immer auf dich aufpasst und immer dein Begleiter ist. Und sie ist genau da," ich zeige lächelnd auf ihr Herz.

Das bringt sie zum schweigen. Sie ist etwas unsicher und weiß nicht, was sie sagen soll. So legt sie ihren Kopf auf meinen Brustkorb und atmet tief durch. „Ich vermisse Mama aber ganz dolle. Ich wollte nicht, dass sie stirbt. Sie war doch viel zu hübsch, zu nett und einfach viel zu perfekt um zu sterben. Warum ist mein Leben nur so scheiße!?"

Es tut weh sie so verzweifelt zu sehen, sie so fertig zu sehen. Jetzt mischt sich auch Lena ein und streicht ihr sanft durch die Haare, wodurch meine kleine Maus leicht lächeln muss. „Dein Leben mag vielleicht nicht so laufen, wie du gerade willst. Aber es wird wieder gehen. Glaub mir da, ich...ähm dein Vater und ich, sprechen aus Erfahrung." Ihre ruhige Stimme führt dazu, dass Laila nicht mehr weint. Sie kam auf andere Gedanken.

„Und hör mal, wenn Elea und Liliana sich so scheiße benehmen, dann kannst du doch mehr mit Kayla etwas machen. Du hast es nicht verdient so zu leiden." Sie umarmt sie ganz fest und lässt mich nicht mehr los. „Hab euch lieb," sagt sie leise und muss kurz darauf Gähnen.

Während Laila auf Klassenfahrt war, haben Lena und ich uns eine kleine Überraschung überlegt. Eigentlich wollten wir ihr das erst später sagen, doch vielleicht fühlt sie sich dadurch besser.

„Laila, lässt du mich bitte ganz kurz los. Gleich können wir weiter kuscheln, aber ich möchte kurz mit Leni reden, es ist wichtig." Angst kann ich bei Lena erkennen, die Angst davor, dass es was schlimmes sein könnte. „Nichts schlimmes Leni. Ich möchte kurz über das reden, was wir gestern beschlossen haben."

Laila lässt mich los und ich verschwinde mit Lena im Schlafzimmer. „Schatz, ich würde es ihr jetzt schon sagen. Ich kann sie nicht so leiden sehen, das tut meinem Herz weh." Ich blicke ihr in die Augen, versuche sie irgendwie zu überreden, doch sie schaut mich nur unsicher an.

„Mir tut es doch auch weh, aber ja ok wir sagen's ihr. Mir fällt kein Argument ein, was dich überzeugen könnte es nicht zu tun." Sie lächelt mich an, gibt mir einen kurzen Kuss und zieht mich wieder mit nach unten.

Die Zeit danach (Lenark)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt