Kapitel 1

2.7K 68 11
                                    

„Natasha?", Tony Stimme klang durch das kleine Mikrofon in ihrem Ohr. „Ja?", sie nippte an ihrem Glas und sah möglichst unauffällig in die Richtung des Mannes. Er stand gegen eine Wand gelehnt da und ließ seinen Blick durch die Menge wandern. Sie selbst saß auf einem schwarzen Ledersofa und schlürfte an einem Cocktail, während sie selbst aufmerksam umherschaute.

„Ich glaube, ich sehe ihn", kam es von Stark und sie bemerkte, wie der Mann in eine bestimmte Richtung nickte. Sie folgte seinem Blick und erkannte einen Typen in schwarzem T-Shirt und einer lockeren Jeans. Ehrlich gesagt hob er sich kaum von der Menge ab. Das Auge der rothaarigen Agentin war jedoch so geschult, dass sie die Wölbung einer Pistole hinten in seinem Hosenbund entdecken konnte.

Sie schluckte. Das war gar nicht gut. Zwar hatte sie nicht damit gerechnet, dass er unbewaffnet sein würde, doch dabei hatte sie eher an etwas wie ein Messer gedacht. Eine Schusswaffe brachte aber die Leute im Club in Gefahr, was ihr gar nicht gefiel. „Stark!", sagte sie deshalb sofort, während sich leichte Nervosität in ihr ausbreitete. Davon versuchte sie sich jedoch nichts anmerken zu lassen: "Sie haben recht, aber es gibt ein Problem."

„Was für eins?", schaltete sich nun auch Barnes ein, der sich über den beiden anderen im Sitzbereich befand und sich auf das metallene Geländer stützte. So konnte er am meisten Überblick über die ganze Situation bewahren und sie vorwarnen, wenn sich ungeahnte Gefahr näherte. „Er hat eine Pistole", flüsterte sie regelrecht, damit niemand in ihrer Nähe hören und in Panik geraten konnte.

Für einen Moment herrschte in der Leitung völlige Stille, als würden sie alle darüber nachdenken, wie sie mit dieser neuen Information umgehen sollte. „Okay, wir sollten versuchen ihn nach draußen zu bekommen. Am besten irgendwohin, wo keine anderen Leute sind", sprach Bucky wohl genau das aus, was ihnen allen durch den Kopf geschossen war. „Ja, das klingt vernünftig", stimmte sie dem Mann zu, sah aber weiterhin nicht zu ihm herüber. „Tasha, Schatz", begann Tony daraufhin und sie wusste, anhand seines Tonfalles, sofort, was er von ihr wollte. Dies schien auch ihm klar zu sein, weshalb er nicht weiter sprach. Die Rothaarige seufzte zwar, nickte dann aber. Das war die einzige Chance des Teams und das wusste sie genau.

„Auf keinen Fall", erklang Bucky wütende Stimme laut durch das Mikrofon in ihrem Ohr: "Vergiss es, Stark." Scheinbar war auch ihm klar, worüber Natasha und Tony gerade kommunizierten. Von ihrem Platz aus, konnte sie sehen, wie Tony mit den Augen rollten: "Es geht nicht anders, Barnes. Das weißt du auch." „Mach du es doch, wenn du glaubst, dass er erfolgreich ist", widersprach Bucky jedoch sofort.

„Jungs, reißt euch zusammen", mit diesen Worten stellte sie ihr Getränk weg und erhob sich von ihrem Platz: "Es ist okay, James. Beschäftigt euch lieber mal damit euch draußen gute Plätze zu suchen. Wehe ihr lasst mich wegen eures Platzhirschgehabes im Stich." „Keine Sorge", meldete sich Stark sofort und aus dem Augenwinkel beobachtete, wie er seinen Platz verließ. „James?", ihre Stimme war warnend und allein dieses Wort sagte ihm, dass sie eine Antwort von ihm erwartete. „Romanoff weiß, was sie tut", schaltete sich der Billionär wieder ein und in diesem Moment war sie ihm mehr als dankbar für seine Hilfe. Und das, obwohl die beiden eine komplizierte Beziehung zueinander hatten. Doch was in Natashas Leben war schon unkompliziert? „Na gut, aber nur dieses eine Mal", sie konnte hören, dass er immer noch nicht einverstanden damit war, dass sie sich an das Ziel heranmachen sollte, aber trotzdem zustimmte, um die Mission durch einen Streit nicht zu gefährden. Und das war genau die richtige Entscheidung. Fehler konnten sie sich nämlich erlauben. Später würden sie darüber aber noch diskutieren. Da war sie sich sicher!

Doch sie versuchte ihren Fokus zurück auf die Mission zu legen. Mittlerweile hatte sie die Bar, an der sich das Ziel glücklicherweise noch befand, erreicht und ließ sich auf den Hocker neben ihm fallen. Dabei konnte sie Buckys Blick jedoch noch einigen Sekunden auf ihr spüren, bevor er sich von seinem Platz zu lösen und Tony zu folgen schien. Ein wenig erleichtert atmete sie durch und konnte sich endlich auf den Typen neben ihr konzentrieren ohne, dass Bucky ein Auge auf sie hatte. Wenn sein Blick auf ihr lag, wurde sie merklich nervöser und das wusste er ganz genau. Bei dem Gedanken daran, was mit ihr geschah, wenn sie wusste, dass er sie beobachtete, sorgte dafür, dass sie sich leicht auf die Lippe biss, während ein warmes Prickeln sich auf ihrer Haut ausbreitete. Verdammt, Natasha, reiß dich zusammen, verfluchte sie sich selbst innerlich.

Tensions ▹ WinterWidow / IronWidow ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt