Woher soll ich wissen,was ich denke,bevor ich gehört habe,was ich sage

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"Was meint ihr, schläft sie wirklich?"
"Nein, guckt euch das doch mal an. Diese Position kann unmöglich bequem sein"
"Glaubt mir, sie kann wirklich überall schlafen, wenn sie will"
"Ach echt?"
"Ja. Sie ist einmal bei einem Konzert im Central Park direkt neben den Boxen eingeschlafen. Und vor paar Jahren hat sie sich einmal ausgesperrt und hat sich einfach auf den Treppen schlafen gelegt, um auf uns zu warten"
"Wenn ich das sagen darf, deine Schwester ist der seltsamste Mensch, dem ich jemals begegnet -au! War das jetzt nötig Paul?"
"Sorry, meine Hand ist ausgerutscht"
"Könnt ihr jetzt mal die Klappe halten? Sie ist so schön ruhig, wenn sie schläft. Zerstört es bitte nicht"

"Sie ist übrigens wach und kann euch hören, ihr Volldeppen", brummte ich genervt und erhob mich von meiner Konstruktion aus drei aneinander geschobenen Stühlen, welche nebenbei bemerkt wirklich nicht bequem war, und baute mich vor dem Anabolikatrupp. "Habt ihr nichts besseres zu tun, als mich zu beobachten? Und ich bin nicht seltsam, Wuschelkopf!" Ich funkelte den Werwolf so finster an, wie ich konnte. Er wich tatsächlich zwei Schritte zurück. Braves Hündchen.

"Eigentlich wollten wir jetzt gleich los. Das Feuer wartet auf uns"
"Wir sind schon fertig?", fragte ich verwundert.
Mason klopfte mir lachend auf die Schulter. "Na, wenn du die Hälfte der Zeit mit Schlafen und Essen verbringst, ist ja klar, dass sie für dich wie im Flug vergeht"

"Hey" Ich schlug ihm fest gegen seine Brust. "Das stimmt doch gar nicht. Ich habe tatkräftig mitgeholfen", beteuerte ich und verschränkte die Arme, als es plötzlich still wurde und alle meinem Blick auswichen. Toll, was für eine Kameradschaft! "Na vielen Dank auch"

"Nimm's ihnen nicht übel. Sie werden sich schon an deine Faulheit gewöhnen", grinste Mason.
"Sagt der, der ein Jahr lang Pizzaschachteln in meinem Kleiderschrank sammelt, anstatt sie wegzuschmeißen. Und soll ich erstmal von den alten Butterbroten anfangen, die du damals unter deinem Bett versteckt hast? Oder von den-" Weiter kam ich nicht, denn ich hatte plötzlich eine große Hand vor dem Mund, die aber wieder verschwand, als ich reinbiss.

"Au", rief Mason und sah mich schockiert an.
"Was? Tu nicht so, als hättest du mir das nicht zugetraut"
"Auch wieder wahr", murmelte er und rieb seine Hand. Ein kleiner, roter Halbmond war darauf zu sehen und bereitete mir innerliche Freude. Geschieht ihm ganz recht!
"Und da sagt man, Hunde die bellen, beißen nicht", lachte Wuschelkopf und die anderen stimmten mit ein. Ich aber nicht. Elende Idioten.

In meinem Koffer wühlend suchte ich nach einem wärmeren Pullover. Mom hatte mich mit nach Hause genommen, damit ich mich umziehen konnte. Ich hatte das Gefühl, unangenehm nach Putzwasser zu riechen. Wie das nur wieder passieren konnte...

Mason würde in einer halben Stunde kommen und mich abholen. Doch meine Lust auf ein Lagerfeuer war noch nicht entfacht (*hier bitte Schlagzeuggeräusche einfügen*). Am liebsten würde ich mich in mein Bett verkriechen und schlafen. Aufräumen und putzen war furchtbar anstrengend. Und der viele Kuchen ließ meinen Magen verrückt spielen. So langsam bereute ich es doch.

Aber es half nichts. Wenn ich mich jetzt davor drückte, würde ich es mir bis in alle Ewigkeit anhören müssen. Und wenn es hart werden sollte, konnte ich mich auch dort schlafen legen. In der Hinsicht hatte Mason Recht, ich konnte überall schlafen.
Nachdem ich beinahe vor der Haustür eingeschlafen bin -und Mom über mich gestolpert war-, kam mein verehrter Bruder endlich. Dieses Mal mit nur vierzig Minuten Verspätung. Eine Glanzleistung.

"Ich hab heute gar nicht mehr mit dir gerechnet", murmelte ich, knallte mit meiner Stirn gegens Auto und stieg ein. Das wird morgen 'ne Beule geben...
"Hey, ich bin voll pünktlich", stritt er meine Anschuldigung ab und schüttelte den Kopf.
"Du bist in etwa so pünktlich wie ich sportlich bin, mein Lieber. Und ich lebe schon hart an der Grenze", erwiderte ich und rieb meine Stirn, die jetzt unangenehm kribbelte. Hätte ich mich doch nur für mein Bett entschieden. "Wann musst du auf Patrouille?"
"Heute"

Der alltägliche Wahnsinn- jetzt neu: Auch mit WerwölfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt