Ich wollte heute nett sein, doch dann bekam ich Hunger

1.9K 80 23
                                    


„Ich habe gestern schon Dienst mit den Kleinen gehabt, du bist dran", fuhr Paul meinen Bruder an.

Es war Dienstagnachmittag und wir saßen bei Emily und Sam am Esstisch. Mit wir meinte ich das gesamte Rudel plus Geprägte. Wir schauten dem Wortkrieg der beiden Volltrottel gespannt zu, der entstanden war, nachdem Sam es ihnen überlassen hatte, selber zu entscheiden, wer von den Beiden mit den zwei jüngsten Rudelmitgliedern heute Patrouille laufen soll. Ich hatte genau sein verschlagenes Grinsen gesehen, als er sich von ihnen abwandte und hatte es gedanklich erwidert.

„Ich bin viel öfter mit denen unterwegs, dir schadet das nicht"

„Du willst doch immer Verantwortung übernehmen, das ist doch DIE Aufgabe für dich, du Möchtegernoberguru", knurrte Paul. Beinahe wäre ich aufgesprungen und ihn darauf hingewiesen, dass ich „Oberguru" offiziell patentiert hatte, doch dann viel mir ein, dass ich mich ja nicht einmischen wollte. Zugegeben, der Streit war auf Kindergartenniveau, sowie der Grund, weshalb sie sich überhaupt stritten, aber ich wollte nicht jetzt schon angefangen, kleinbei zu geben.

Seit geschlagenen zehn Minuten hatten wir nun das Vergnügen, der Unterhaltung zu lauschen und fühlte sich auch kein anderer dazu verpflichtet, die beiden Streithähne zu unterbrechen. Stattdessen hatten Quil und Embry Wetten abgeschlossen und Colin und der andere -ich vergaß ständig seinen Namen, die beiden waren aber auch so irrelevant, da war das in Ordnung- saßen beleidigt auf ihren Stühlen, weil die weder mit Holzkopf noch mit Volltrottel durch den Wald streifen wollten. Sam hatte aber bedrohlich mit dem Kopf geschüttelt und ihre Einwände souverän unterdrückt.

„Tori, du bist so ruhig. Alles in Ordnung?" Jared sah mich erwartungsvoll an, als würde er mir damit sagen wollen, ich sollte beim Schauspiel einsteigen, zur Belustigung aller Anwesenden.

Ich schnaubte. „Einen Mord plant man doch nicht laut", murmelte ich und sah ihn herausfordernd an. Jared wandte sich augenblicklich ab und flüsterte Kim etwas zu.

„- nicht möchte, dass du mit Tori alleine bist", hörte ich Mase sagen und mein Kopf schnellte zu ihm rüber. Oh oh, ganz dünnes Eis, Brüderchen.

„Es kann dir doch egal sein"

„Nein, du hast sie schon einmal verletzt, das kann dir jederzeit wieder passieren!"

Ich hatte es geahnt. Kaum war es ausgesprochen, waren sie kurz davor, sich zu verwandeln. Paul brüllte zurück und Mason tat es ihm gleich.

Flehend sah ich zu meinem Cousin rüber. Dieser überlegte kurz, entschied dann aber, dass ihm seine Küche wohl lieber war, als zwei sich beißende Hunde zuzusehen und stand auf.

„Es reicht jetzt. Mason, ich habe dir gesagt, du sollst das Thema gut sein lassen. Wir haben es alle abgehakt. Da ihr beide nicht fähig seid, euch zu einigen, werdet ihr beide den Dienst übernehmen. Jeder nimmt einen von den beiden mit sich und passt auf sie auf" Sein Blick sagte deutlich „Keine Widerrede" und er setzte sich wieder zu Emily, die in der Zwischenzeit eine weitere Ladung Pfannkuchen aufgetischt hatte.

Mase und Paul waren beleidigt in verschiedene Richtungen abgerauscht und dann wandten sich alle Blicke zu mir.

„Was hast du denn mit Paul alleine gemacht?", fragte Wuschelkopf und grinste. Sam wandte sich abrupt von Emily ab und starrte mich an, als erwartete er, dass ich gleich mit Unterhose auf dem Kopf auf dem Tisch tanzen würde.  

„Hausaufgaben", sagte ich knapp und bestrich einen Pfannkuchen mit einer schönen Schicht Nutella. Hungrig schnitt ich mir ein Stück ab und wollte es mir gerade in den Mund schieben, als ich bemerkte, dass mich immer noch alle ansahen. „Was habt ihr denn?", fragte ich genervt und ließ meine Gabel sinken.

Der alltägliche Wahnsinn- jetzt neu: Auch mit WerwölfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt