"N-Nein", stotterte ich. Dann riss ich mich zusammen. "Aber du musst zugeben, dass über euch nicht die besten Geschichten erzählt werden. Ich habe alles Recht dazu." Einen Moment dachte ich, dass er schreien wird und mich schlagen, aber nach dem Moment, in dem diese Wut in seinen Augen auftauchte, waren sie wieder ausdruckslos und er zuckte mit den Schultern.
Allmählich spürte ich alle meine Glieder wieder und mir wurde sogar etwas heiß. Kurz überlegte ich noch, dann zog ich meinen dicken Mantel aus. Darunter trug ich ein hautenges Seidenoberteil. Einen Bruchteil einer Sekunde schien der Blick des jungen Prinzen an meinem muskulösen Oberkörper hängenzubleiben. Allerdings könnte es auch Einbildung sein. Oder Wunschdenken.
Der dunkle Klang einer Glocke hallte durch die Räume. "Essen", sagte der Winterprinz knapp. "Was esst ihr hier so?", platzte es aus mir heraus. Ich hatte schon wieder nicht nachgedacht. Kurz blitzte Belustigung in seinen Augen auf, dann verschwand sie wieder. Kühl antwortete er: "wirst du sehen"
Mit mir im Schlepptau verließ er den kleinen fensterlosen Raum und bog nach rechts ab. Noch einige Schritte nach rechts und durch einen weiteren Steinbogen, dann standen wir im Thronsaal, als nächstes in einem langen Tunnel. Die Decke war sehr hoch, sicher vier Meter ragten die Deckenverzierung über ihnen auf, und sie wurde von Säulen in regelmäßigen Abständen gestützt. Zwischen ihnen standen riesige Rüstungen, sicher getragen von Hünen im alten Krieg, die mich kühl von oben betrachteten. Sie waren kalt, Metallern und doch schienen sie.. lebendig. Das Licht aus den kleinen Fenstern direkt unter der Decke reichten bei weitem nicht aus, um gegen die Dunkelheit anzukommen und ließ die Gegenstände lange Schatten werfen. Es war düster und.. unheimlich.
Es schien sich ewig zu ziehen. Ich wusste nicht, wie viel ich dafür gegeben hätte, jetzt in meinem gemütlichen, hellen und vor allem warmen Zimmer zu sitzen, vielleicht meine Nase vergraben in neuen Büchern, deren Inhalt von den Wissenschaftlern unseres Landes langjährig erforscht und in mühevoller Kleinstarbeit auf dünnes Papier abgeschrieben wurde. Auch wenn Papier unfassbar teuer war, war lesen war bei uns nichts großartig besonderes. Alle Menschen in der Mittel- und Oberschicht besuchten zumindest fünf Jahre eine Schule. Kinder von Menschen wie Bauern, Fischern oder einfache Arbeiter in reicheren Häusern gingen meistens drei Jahre auf eine Schule in der Nähe des Dorfes, in dem sie leben. Es war üblich, dass die Kinder das Unternehmen oder den Hof ihrer Eltern übernahmen, doch wenn in den Schulen ein besonderes Talent entdeckt wird, wie große Kreativität oder besonderes Geschick, dann kann das Kind, insofern es einen Nachfolger gab, in den Bereich der Kunst gehen. So herrschte im ganzen Sommer überwiegend Reichtum und Glück.Alleine der Gedanke an meine Heimat ließ mich noch breiter Lächeln. Wenn ich doch nur dort wäre.. Durch eine weiteren Steinbogen gelangten wir in den riesigen Speisesaal. Ein langer Tisch aus Ebenholz stand in der Mitte des Raumes und es war etwas besser beleuchtet als die übrige Burg. Nur die beiden Tischenden waren gedeckt. Die beiden Könige saßen an jeweils einem. Automatisch wandte ich mich meinen Eltern zu und wir beide gingen in gegengesetzte Richtungen. Ich setzte mich schräg gegenüber meiner Mutter auf den harten Stuhl und begann sofort meine gemütlichen Kissen von zuhause zu vermissen. Den Platz neben mir ließ ich für meinen Bruder frei. Auch wenn er nicht da war, gehörte er dorthin.
Wie es sich gehörte sagte keiner ein Wort. Obwohl mir viele Fragen zu dem Gespräch auf der Zunge lagen, schwieg ich und aß meinen Kartoffeleintopf. Bei uns aßen wir hauptsächlich frische Früchte und Gemüse, das im Sommer erntefertig war. Auch einige Tiere hielten wir bei uns. Doch auch einige Zutaten bekamen wir aus dem Frühling. Vieles, was wir an Fleisch oder Milch aßen kam von unseren Nachbarn. Der Winter, das hatte ich in der Schule gelernt und in zahlreichen Büchern gelesen, konnte bei sich nur Wurzelgemüse anbauen und das auch nur in der Nähe zur Herbstgrenze. Ansonsten bekamen sie Äpfel, Kürbisse und Kastanien, aber auch spätreifende Gemüsearten von ihren Verbündeten. Aber Nahrung war gerade bei den niederen Schichten im Winter begrenzt und in besonders kalten Jahren war es nicht unüblich, dass ein großer Teil der Bevölkerung unterernährt war und die Schwächsten starben. Die Ernährung hier war sowieso schon sehr einseitig und wenn dann noch große Kälte oder unfruchtbare Böden, die dann auch den Herbst teilweise betrafen dazukam, dann war eine Katastrophe unvermeidbar. Doch die letzten Jahre waren recht mild gewesen und im Sommer umso heißer und gerade die königliche Familie musste wohl keinen Hunger leiden.
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Uff.. lasst doch gerne mal Feedback da :) Ich verspreche auch, dass es bald etwas spannender wird, aber im Moment muss ich euch erstmal die Welt in der unsere vier Freunde leben näherbringen. Wir sehen uns morgen! :))
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Der Anfang (Grenzen I) [Freedomsquad]
FanfictionStellt euch ein fernes Land vor, in dem es Zauberkräfte gibt und verschiedene Landesteile unterschiedliches Klima haben. Es gibt dort nur Extreme. Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Nichts dazwischen, außer unüberwindbaren Grenzen, die keiner zu ü...