Meine Füße schmerzten und ich konnte kaum noch die Augen offen halten. Es war nicht mehr weit bis in mein warmes, gemütliches Bett, ich hatte gerade die Grenze überschritten. Mir fiel auf, wie wenig mir das ausmachte, einfach in fremde Gebiete einzudringen.
Mein Kopf schwirrte vor den ganzen Informationen. Der Frühling soll einen Angriff planen? Woher sollte ich wissen, ob den beiden Glauben geschenkt werden durfte? Waren sie sicher keine Spione? Michael konnte nicht antworten, er war nur einige Minuten wach und war sofort danach eingeschlafen.
Melody hatte gemeint, er habe sich mit einer Beere vergiftet, die rot sein musste. Ich hatte mir fest vorgenommen, sofort, wenn ich zu Hause war, in allen meinen Büchern zu diesem Thema zu suchen, ob ich etwas hilfreiches entdecken konnte. Michael musste gesund werden. Er musste einfach! Er war so stark und schlau und hatte so viele große Pläne. Der Himmel musste ihn doch leben lassen!
Alleine der Gedanke, bald ohne ihn zu sein, schnürte mir die Kehle zu. Mir war egal, wie viele Menschen er hinter meinem Rücken bei sich im Bett schlafen ließ, solange er wieder gesund werden würde und bei mir sein konnte. Ich brauchte ihn so sehr wie die Luft, die ich einatmete. Er schenkte mir meinen Lebenswillen, die Kraft immer weiter zu machen. Ohne ihn würde ich nicht wissen, was ich noch auf dieser Erde sollte.
Ich schlich durch den kleinen Eingang in der Ostseite der Festung hinein, die schon stark von der Morgensonne angestrahlt wurde. Es würde ein sonniger, wolkenloser Tag werden. Ich rieb mir meine eingefrorenen Hände. Wie sehr freute ich mich auf mein Bett.
Ich wusch mich nur kurz, dann ließ ich mich auf die Matratze sinken und schlief sofort ein.
Die Sonne stand schon tief, als ich aufwachte. Einen Moment brauchte ich noch, dann kam alles in einer Heftigkeit zurück, dass ich mich zusammenrollte und haltlos anfing zu weinen. Starke Schluchzer ließen meinen ganzen Körper beben und ich wollte einfach nur, dass es aufhörte.
Das komischste an der ganzen Sache war nicht, dass ich mir in diesen Wänden die Blöße gab und weinte, sondern, dass ich, nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, unfassbare Sehnsucht nach Patrick hatte. Und weil ich zu schwach war, diesem Verlangen zu widerstehen, gab ich dem nach und machte mich auf zu seinem Zimmer. Ich schritt die enge Wendeltreppe hinunter und klopfte ganz leise an seiner Türe.
Was dachte ich mir eigentlich dabei? Diese Frage ließ mich die ganze Zeit nicht los, aber ich wollte ihn unbedingt sehen, Gott weiß wieso. Gerade wollte ich mich umdrehen, weil meine Vernunft gesiegt hatte, da öffnete sich die Türe, nachdem Patrick anscheinend auch geschlafen hatte, und er blinzelte mir müde entgegen. "M- Manuel?", murmelte er verwirrt, aber dann breitete sich ein riesiges Lächeln in seinem Gesicht aus. "Komm doch rein", bot er mir an.
Als wir uns nicht mehr im Zwielicht des Ganges befanden, konnte er mein verweintes Gesicht sehen und wollte mich umarmen. Ich zuckte kurz zurück, merkte dann aber selbst, wie sehr ich gerade menschliche Nähe brauchte. Ich schmiegte meinen Kopf an seine Schulter und spürte seinen Herzschlag, der trotz seiner Geschwindigkeit etwas beruhigendes hatte. "Manuel, was ist passiert?", fragte er leise. Ich schwieg. Wollte ich ihm das wirklich erzählen?
Ich entschied mich dafür, was sollte er denn mit der Information schon falsches anstellen? "Also.. ich habe.. eigentlich hatte ich eine Liebesbeziehung mit meinem besten Freund" Patricks Gesicht war, als ob es in sich zusammenfallen würde. Heftige Gefühle überschwemmten mich beinahe, ich musste noch nicht einmal in seine Gedanken eindringen. Er war wütend, aber auch.. verletzt? Ich zwang mich, es dabei zu belassen und erzählte weiter. "Er hat den Frühlingsprinzen verletzt im Herbstwald gefunden und geheilt. Dabei musste er in fremde Gebiete eindringen und Pflanzen sammeln. Dabei hat er sich mit einer roten Beere vergiftet. Die Menschen, die sich im ihn kümmern, wissen nicht, wie lange er noch lebt" "Was hat er denn?", fragte er neugierig nach, Eifer lag in seinem Blick. "Er bricht und ist fiebrig. Er kann nichts bei sich behalten und wird von Tag zu Tag schwächer" "Manuel, es kann sein, dass ich diese Pflanze kenne, die er gegessen hat. Weißt du, wo sie wächst oder wie sie aussieht?" "Sie soll klein und rot sein", antwortete ich. Ich wollte auf keinen Fall Hoffnung in mir aufkommen lassen, aber ich konnte es nicht verhindern. "Ja, ich glaube ich kenne sie. Ich müsste ihn mir noch einmal ansehen, dass ich es genau sagen kann" Ich zögerte. Was, wenn er.. nein, nichts in diese Richtung. Er konnte nichts machen. Aber.. ich wollte irgendwie nicht, dass die beiden sich begegneten. Das wäre, als ob sich fremde Welten vermischen würden und mein Gefühl sagte mir, dass das keine gute Idee wäre.
Er schien mein Zögern zu bemerken und auch die Trauer in mir. Diese Lage war mehr als nur schwierig. Wenn ich Patrick zu Michael nahm, dann würde dieser sehr wütend werden und ich würde einem Mitglied des Sommers die Schwäche des Herbstes zeigen. Andernfalls würde Micha aber sterben, die Antwort war eigentlich klar. Aber was, wenn Patrick ihm gar nicht helfen konnte?
"Manuel?", unterbrach er meine Gedanken, "darf ich dich aufheitern? Ich ertrage es nicht, dich unglücklich zu sehen" Wieder zögerte ich. Wollte ich wirklich starke Gefühle empfinden? War das nicht ein Verrat an Michael, der bisher der einzige war, der mich hat fühlen lassen? Nein, das stimmte nicht. Mit Patrick hatte ich einige der schönsten Momente in meinem Leben erlebt. Also nickte ich. Außerdem wollte ich endlich wieder glücklich sein, auch wenn es nur für kurz war.
Er sah mich intensiv an, legte dann seinen Arm um mich und zog mich in eine feste Umarmung. Sobald ich seine Körperwärme spürte, strömte Glück durch mich, alles schlechte war vergessen, es war ein Zustand völliger Gelassenheit und Geborgenheit. Nie wieder wollte ich ihn loslassen.
Als wir uns lösten, waren wir uns trotzdem so nahe wie noch nie. Das Zweilicht in seinem Zimmer ließ sein Gesicht wie gemalt wirken. Er sah so gut aus.. seine Lippen waren fast auf der Höhe der meinen. Sollte ich..?
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Der Anfang (Grenzen I) [Freedomsquad]
FanfictionStellt euch ein fernes Land vor, in dem es Zauberkräfte gibt und verschiedene Landesteile unterschiedliches Klima haben. Es gibt dort nur Extreme. Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Nichts dazwischen, außer unüberwindbaren Grenzen, die keiner zu ü...