Zombey
Kühler Wind verwehte meine Haare, als ich nach einer halben Stunde des Laufens endlich stehen blieb. Keuchend stützte ich meine Hände auf die Knie und versuchte zu Atem zu kommen. Hier irgendwo musste die Kamille stehen, die er beim letzten Mal hier noch stehen gesehen hatte. Er suchte kurz die winzige Lichtung mit den Bäumen, die gelbe Blätter trugen, ab und fand kurz darauf, was er gesucht hatte.
Zwei weitere Stunden später hatte er auch ein gutes Bündel Vogelmiere in seiner Tasche und befand sich auf dem Weg Richtung Frühling. Auch wenn die Temperaturschwankungen im Wald nicht so extrem waren, schwitzte ich sehr, als ich durch den Sommerwald lief. Die seltsame Baumkrankheit entdeckte ich nicht, doch einige Bäume sahen besorgniserregend trocken aus. Auch der Boden war sehr trocken und staubig. Wie lange hatte es schon nicht mehr geregnet?
Im Frühling fühlte sich die Temperatur wieder normal an und ich wunderte mich nicht weiter darüber. Vielleicht blieb im Sommer nur einfach schon die zweite Woche der Regen aus, etwas anderes konnte es wohl schlecht sein.
Wiesensauerampfer fand ich auch schnell und ich konnte mich wieder auf den Heimweg machen. Die Sonne hatte ihren Zenit überschritten und langsam begann mein Magen zu knurren. Im Sommer wurde mir dann vor lauter Hunger ganz schwindelig. Mein Körper schrie nach Wasser und etwas zu kauen. Ich fand einen kleinen Bachlauf und trank mit gierigen Schlucken aus meinen Händen.
Ich lehnte mich an einen großen Stein. Ein Busch mit kleines roten Beeren, die verführerisch in der Sonne glänzten, wuchs aus einer der Ritzen. Ich zögerte nicht lange, pflückte mir einige davon und aß sie schnell. Sie schmeckten sehr ungewohnt, aber nicht unbedingt schlecht. Irgendwie süßlich, aber auch bitter. Ich bekam sofort wieder Durst und stillte diesen schnell.
Weil es auch am Abend hier ziemlich mild war, merkte ich nicht, wie es immer später wurde. Ich konnte mich nicht aufraffen, den weiten Weg zurück zur Herbstburg zu rennen. Noch bevor ich diesen Gedanken zu Ende führen konnte, war ich eingeschlafen.
Am nächsten Morgen wachte ich auf dem harten Waldboden auf. Wann war ich gestern eingeschlafen? Ich konnte mich nicht richtig erinnern. Ich musste mir wohl eine Grippe eingefangen haben, mein ganzer Körper fühlte sich schwer an und ich bekam kaum die Augen auf. Außerdem war mich schlecht.
Ich musste schnell zurück und in mein Bett, damit ich mich möglichst schnell erholen konnte. Außerdem hatte ich immer noch Dinge mit Melody zu erledigen, damit mein Vater endlich in Ruhe einschlafen konnte.
Mehr schlecht als Recht stolperte ich den Weg durch das Unterholz und betete zu allem, was über uns wachen könnte, dass mich niemand sah. Weder Menschen aus dem Sommer noch unsere Soldaten. Ich war ja ein schöner Kronprinz, der völlig neben der Spur in fremden Gebieten herumirrte und kaum noch Orientierung hatte. Ich zog den Kompass aus der Tasche, den Melody mich gezwungen hatte, mitzunehmen. Die Himmelsrichtungen verschwammen vor meinen Augen und ich befürchtete, dass ich ohnmächtig werden würde. Aber irgendwie schaffte ich es, aus den Bäumen herauszutreten, einen weiten Bogen um das Dorf am Waldrand zu machen und über viele Felder und Plantagen zurück zur Burg zu gelangen. Normalerweise war ich auf dieser Strecke unsichtbar und unfassbar schnell, doch ich konnte in meinem Zustand kaum noch einen Fuß vor den anderen setzten.
Vor dem Tor richtete ich meine volle noch verbleibende Kraft darauf, unsichtbar zu werden.
So schnell es ging schlich ich an den Wachen vorbei. Auch wenn mein Körper nicht ganz mit dem Hintergrund verschmolz, verschwammen meine Konturen und verblassten meine Farben so, dass sie mich bei schnellem Gang nicht erkennen konnten. Kurz vor meiner Türe musste ich mich sogar an der Wand abstützen. Ich hatte einen kleinen Filmriss, wie ich die Treppen hinaufgegangen war und stellte zu meiner Bestürzung fest, dass ich generell nicht wusste, wie ich hierher gekommen war. Wo war ich denn gewesen? Ach ja, Kräuter für Juliane suchen. Ach nein, Melody. Meine Güte, war das kompliziert..
Mein Blick verschwamm abermals, als ich es endlich geschafft hatte, die Türe aufzudrücken. Ich ließ mich in mein Bett direkt neben Maurice fallen, der durch das Gepolter aus seinem friedlichen Schlaf aufwachte. "Michael, was-" Den Rest hörte ich nicht mehr, weil alles schwarz wurde und ich in die Kissen fiel.
Als ich das nächste Mal erwachte, lag Maurice ganz dicht bei mir, ich konnte seine Körperwärme durch die Laken spüren und genoss diese Geborgenheit. Mein Kopf dröhnte und die Morgensonne, die durch mein Fenster fiel, blendete mich und stach in meinen Augen.
Moment.. Morgensonne? Was ist denn mit gestern passiert?
Plötzliche Übelkeit packte mich mit scharfen Krallen und ich konnte mich gerade noch so über die Bettkante beugen, bevor mein kompletter Mageninhalt geräuschvoll auf dem Holzboden landete. "Michael", rief Maurice neben mir besorgt aus. streckte sich unter heftigem schmerzerfüllten Keuchen zu dem kleinen Tischchen neben seiner Betthälfte und wischte mir mit einem Tuch die Reste des Erbrochenen von den Mundwinkeln.
Auch sein Wasserglas für die Nacht reichte er mir und ich spülte meinen Mund aus. Bei dem Anblick des Erbrochenen, kam mir wieder Säure hoch und ich spuckte und würgte wieder. Maurice rettete meine vordersten Haarsträhnen und strich mit seiner anderen Hand beruhigend über meinen Rücken.
Immer wieder spuckte ich Galle aus und zitterte am ganzen Körper. Als es endlich vorbei war und ich mich so elend wie noch nie fühlte, ließ ich mich nach noch einem Schluck Wasser in die Kissen fallen. Maurice legte sich wortlos ganz dicht zu mir und ich schlief sofort ein.
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Der Anfang (Grenzen I) [Freedomsquad]
FanfictionStellt euch ein fernes Land vor, in dem es Zauberkräfte gibt und verschiedene Landesteile unterschiedliches Klima haben. Es gibt dort nur Extreme. Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Nichts dazwischen, außer unüberwindbaren Grenzen, die keiner zu ü...