28

4.5K 162 21
                                    

Ema 

Wir standen gerade mitten im Wald und Darian suchte nach etwas. "Willst du mir zeigen wo du gestern hingepinkelt hast oder wie?", rief ich ihm zu, da er sich immer mehr ins Gestrüpp kämpfte. "Nö", erwiderte er einfach und suchte weiter. "Gefunden!", freute er sich nach gefühlten Stunden. Es waren bestimmt nur paar Minuten, aber es ist verdammt kalt hier. Er kam wieder zurück und übergab mir Kleidung? "Was willst du denn damit?", wollte ich wissen, doch er zog sich einfach die Jacke und seinen Pullover aus.

"Bist du Lebensmüde?", warf ich ihm aufgebracht an den Kopf. Wir haben bald Dezember und dieser Idiot zieht sich bei 7 Grad seine Kleider aus. "Darian du wirst krank, was zum Fick hast du vor?", fragte ich wieder. "Prinzessin, ich bin ein Werwolf, wir werden nicht krank.", antwortete er lässig und übergab mir die Kleidung. Soll ich jetzt auch noch den Kleiderständer spielen? "Und jetzt wäre es ein guter Moment für dich, dich umzudrehen.", meinte er beiläufig und drehte mir den Rücken zu, um seine Hose auszuziehen. 

Einen kurzen Moment blieb mein Blick an seinem Mond-Tattoo hängen, doch ich drehte mich schnell um, als ich sah, wie er nach seiner Boxer griff, um auch diese auszuziehen. "Bereit?", fragte er noch, doch mein Gehirn funktionierte nicht richtig, da Darian gerade ein paar Meter neben mir steht und das nackt! Plötzlich erklang dieses grauenhafte Knacken. Eine Gänsehaut hat sich auf meinen ganzen Körper verbreitet, wegen diesem Geräusch. Ich glaube das wird mich noch in meinen Albträumen verfolgen. 

Die Kotze gerade noch so zurückhaltend, landete ich unsanft auf dem Boden, als mich etwas von hinten anstiess. Verwirrt stand ich auf und klopfte mir den Dreck von der Kleidung und drehte mich zu Darian, welcher nicht mehr da stand sondern ein riesiger Wolf. Ich wusste nicht wirklich, wie ich diesen Moment reagieren soll. Also tat ich genau gar nichts. Er hätte mich auch warnen können oder mir zu mindest sagen was ich mit einen riesigen Wolf anfangen soll. Vorsichtig tritt das Tier näher an mich ran.

Ich habe keine Angst. Zumindest glaubte ich das. Er kam mir näher und berührte mit seiner gigantischen Schnauze meine Hand, die er jeder Zeit abreissen konnte mit diesen Reisszähnen. Der Wolf bückte sich noch mehr, sodass meine Hand nun auf seinem Schädel lag, jedoch zog ich sie wieder zurück. Keine Sekunde später erklang dieses schreckliche und ohrenbetäubende Winseln. Darian war als Wolf noch anstrengender als normal. "Isch schon gut!", rief ich schnell und warf beide Hände aufgebend in die Höhe.

Das Winseln verstummte und der Wolf legte sich zufrieden hin, dabei reckte er den Schädel in meine Richtung. Mit einem das-ist-nicht-dein-Ernst-Blick sah ich ihm entgegen. Langsam kniete ich mich vor Darian hin und fing an die Stelle hinter seinem Ohr zu kraulen. Ehe ich mich versah lag ein riesiger Wolfsschädel auf meinem Schoss und machte mich mental fertig. Innerlich schmiedete ich Pläne, wie ich ihn foltern konnte, da er mich gerade wirklich auf den arschkalten Waldboden hocken liess. 

Ich spüre jetzt schon, wie ich krank werde. Viel zu schnell erhob sich der Werwolf und knurrte etwas hinter mir an. Ich wollte auch aufstehen, jedoch wurde ich von einer riesigen Pfote wieder runtergedrückt. "Aua", maulte ich, und versuchte ihm einen bösen Blick zu zuwerfen, aber Darian war schon hinter mir verschwunden. Mühevoll rappelte ich mich auf und sah Darians Wolfshintern entgegen. Sein Knurren wurde immer lauter und ich fragte mich was zum Teufel da los war. 

Vorsichtig machte ich ein paar Schritte zur Seite und entdeckte einen Hasen. "Ist das dein Ernst?", meinte ich und verdrehte die Augen. Gerade wollte ich mich vor Darian stellen, schon hatte er sich zu mir gedreht und knurrte mich mit gefletschten Zähnen an. Die sonst so wunderschönen blauen Augen haben wieder diesen furchteinflössenden Rotton angenommen. Mit gehobenen Händen wich ich ein paar Schritte zurück, während mein Herz anfing schneller gegen meinen Brustkorb zu hämmern.

Der Wolf begriff schnell, wen er hier angeknurrt hat und was er angerichtet hat. Die roten Augen nahmen ihre herkömmliche Farbe an und das Knurren verstummte auf der Stelle. Mir war klar, dass er das nicht absichtlich getan hat, leider war mir auch bewusst, wie gefährlich diese Scheisse hier ist. Ich vertraue Darian, aber ich vertraue dem Tier in ihm nicht. Es kann jeder Zeit etwas passieren, wovon ich bleibende Schäden tragen konnte, ihm würde natürlich nichts passieren, aber nicht alle von uns haben von Natur aus übernatürliche Kräfte.

"Wir müssen sprechen!", meinte ich leicht angepisst und beobachtete den Wolf, wie er die Ohren hängen liess. Schnell überbrückte er den Abstand zwischen uns, schnappte sich die Kleidung, die ich auf den Boden geworfen habe und verschwand im Gestrüpp wie vorhin auch schon. Ich machte mich auf den Weg zum Wagen. Etwa 10 Minuten später kam Darian rüber gerannt. Sein Gesicht zeichnete ein bedrückter Ausdruck als er sein Auto aufsperrte. Mit verschränkten Armen setzte ich mich rein.

Er kann ruhig zu spüren bekommen, dass er etwas falsches gemacht hat. "Es tut mir leid.", durchbrach er leise die Stille und sah mich von der Seite reuevoll an. Meine Knie wurden durch diesen Blick weich. Verflucht seien diese super tollen beschissenen Augen! Verzweifelt warf ich meinen Kopf nach hinten. "Ich kann das nicht.", sagte ich und atmete tief durch. "Wie-Wie meinst du das?", wollte Darian wissen, die Angst war ihm deutlich anzusehen. "Darian wir gehören nicht zusammen, ich passe nicht in diese Werwolfs-Welt."

"Das meinst du doch nicht ernst oder?", fragte er. Stur blickte ich ihm in die Augen: "Ich könnte jeden Moment verletzt werden und das weisst du auch. Ich habe wenig Lust mit 16 von einem Werwolf zerfleischt zu werden." Der Blauäugige schluckte laut und sah weg. Sein Blick war auf das Lenkrad gerichtet und die Augenbrauen waren zusammengezogen. "Ich kann aber nicht mehr ohne dich Ema.", flüsterte er nach einiger Zeit in der wir beide unseren Gedanken nachgegangen sind. 

"Das ist nicht wahr Darian.", lächelte ich leicht und nahm seine Hand in meine. Sofort wurde mir warm und ein angenehmes Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus. Er schüttelte den Kopf: "Wenn man von seinem Mate abgelehnt wird, dann hat es meistens schlimme Folgen." Ungläubig betrachtete ich den Braunhaarigen. "Die meisten drehen durch, da das Gefühl der Leere unerträglich sein soll.", erklärte er, "Ich habe mich ja auch gehen lassen, als ich dachte du hasst mich."

"Heisst das, es gibt gar keine andere Wahl für mich?", fragte ich nach. Mit geweiteten Augen schüttelte er erneut den Kopf: "Natürlich hast du immer eine Wahl! Du wirst zu nichts gezwungen, ich-" Ich unterbrach ihn: "Aber ich muss dann mit dem Gewissen leben, dass ich dein Leben zerstört habe." Darian wich meinem Blick aus, also habe ich recht. Ich zog leicht seinen Arm zu mir und lehnte mich an ihn. "Ich will ja auch nicht ohne dich sein, aber das ist alles so verwirrend.", meinte ich leise und sah zu ihm hoch.

Er blickte zu mir runter und für einen kleinen Moment schien die Welt stehen zu bleiben. Sein Blick wanderte über mein Gesicht und blieb kurz an meinen Lippen hängen. Mein Herz begann höher zu schlagen. Wie lange haben wir uns nicht mehr geküsst? Ich hob meine Hand und fuhr seinen Wangen- und Kieferknochen mit meinem Finger entlang. Es war echt unfair wie schön Gott ihn gemacht hat. Darian befeuchtete kurz seine Lippen und griff dann nach meiner Hand, welche noch an seinem Gesicht ruhte.

"Darf ich dich küssen?", fragte er und kam mir noch näher. Der Zoo wurde wieder frei gelassen in meinem Bauch und der Nebel in meinem Kopf hatte sich auch schon verdichtet. Ich wusste nicht mehr, ob ich genickt habe oder sogar geantwortet habe, aber was ich weiss, war das dieser Kuss so anders war als alle vor ihm. Die Sehnsucht zum jeweils anderen war in der letzten Woche nur gestiegen und das hatte man deutlich gemerkt. 

~~~

familiarity is out :)

My AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt