40

3K 110 33
                                    

Ema

Viel habe ich diese Nacht nicht geschlafen. Um ehrlich zu sein hatte ich Angst Annie wieder in meinen Träumen zu begegnen, also blieb ich wach. Ich weiss nicht, ob Darian noch geschlafen hat, weil ich ihm den Rücken zugekehrt habe. Viel zu sehr habe ich mich geschämt. Nicht nur habe ich ihn aus dem Schlaf gerissen, sondern weiss er jetzt auch noch über Annie bescheid und ich wollte das nicht. Ich will nicht behandelt werden wie jemand, der Hilfe braucht. Ich brauche keine weiteren Personen, die mir sagen, dass es nicht meine Schuld sei.

Früh morgens rutschte Darian zu mir rüber und kuschelte sich von hinten an mich. "Guten Morgen", erklang seine verschlafene Stimme, doch ich konnte mich nicht dazu bringen etwas zu sagen. Alles fühlte sich so leer an, so als ob es nicht echt wäre. Wie wenn ich jemanden zusehen würde, wie er für mich alles macht, aber selber spüre ich nichts. Genau aus diesem Grund lehnte ich mich an Darian, denn im Moment würde ich nichts lieber tun als weinen."Wie geht es dir?", flüsterte er gegen meinen Nacken und bescherte mir eine Gänsehaut.

Ich zuckte mit den Schultern als Antwort. Seine grosse Hand strich über meinen Arm, während er einen Kuss auf meine Schulter setzte. "Ich bin für dich da, okay? Du sollst mir vertrauen können Ema.", meinte er leise. Es machte mich noch trauriger zu sehen wie viel mühe sich mein Freund gab, damit ich mich besser fühlte. Ich konnte ihm nicht einmal in die Augen schauen. "Ich liebe dich.", brachte ich krächzend raus und merkte, wie sich meine Augen erneut mit Tränen füllten.

Ich dachte wirklich, ich hätte keine mehr übrig zum weinen. "Baby sieh mich an.", forderte er und drehte mich mit Leichtigkeit zu sich. Seine blauen Augen wanderten über mein Gesicht, bevor er mit bestürzter Miene sanft meine Tränen wegwischte. "Es tut mir leid.", wimmerte ich, während er sich immer noch über mich stützte. Sein trauriger Blick brach mir das Herz und der Hass auf mich selber wuchs jede Sekunde immer mehr. "Es ist okay. Du darfst weinen und dich schlecht fühlen, das gehört zum Leben. Entschuldige dich nicht dafür.", antwortete er ernst.

"Willst du frühstücken?", fragte er, "Meine Eltern scheinen jetzt gerade nicht hier zu sein." Mir fehlte der Appetit zwar, aber ich wusste, dass Darian mich sowieso zwingen würde etwas zu essen, also nickte ich. Er erhob sich und reichte mir seine Hand, damit er mich hochziehen kann. Langsam tapsten wir nach unten in unseren Pyjamas oder besser gesagt er in Unterwäsche und ich in seinem Shirt. Wären seine Eltern hier würde ich mich niemals so in die Küche trauen. Ich setzte mich auf den Tisch und schaute Darian abwartend an.

"Worauf hast du Lust?", wollte er wissen und stellte sich zwischen meine Beine. Seine Hände fuhren meine Oberschenkel hoch, doch mein Herz schmerzte viel zu sehr, um ansatzweise an irgendetwas anderes als Annie oder wie wenig ich ihn verdient habe zu denken. "Können wir uns einfach ein paar Brötchen belegen?", schlug ich vor und sah ihn nicken. Er holte Brötchen zum backen, währenddessen stellte ich den Ofen an. Als er zurück war und die Brötchen in ein Blech legte lehnte ich mich müde an ihn.

Ich weiss wie sehr er es mag, wenn ich anhänglich bin, weil ich normalerweise überhaupt nicht so bin. Doch heute brauche ich einfach eine gute Umarmung und viel Schlaf. Er strich meinen Rücken hoch und runter. "Ich fahre dich später Nachhause, sodass du mit deiner Mom sprechen kannst.", erklärte er mir und ich nickte. Nachdem ich gegessen habe, gab er mir Kleider von sich, weil meine von gestern dreckig waren. Wir machten uns auf dem Weg zu meinem Haus und Darian beschloss, dass er sich gleich in mein Zimmer schleichen wollte.

"Mama", rief ich, als ich das Haus betrat. "Was fällt dir ein!", wütete sie, sobald sie vor mir stand. Mit geweiteten Augen starrte ich sie an. Zu sagen ich hätte Angst wäre eine Untertreibung, aber ich wusste, dass Darian noch draussen im Wagen wartet. "E-es tut mir leid, ich, ich brauchte eine Pause, ich eh", stotterte ich herum und versuchte ihrem Blick aus dem Weg zu gehen. "Eine Pause?!", schrie sie schrill und ich war mir sicher, dass sie mir gleich alle Haare vom Kopf reisst. "Mom hör auf.", wurde sie von Tim unterbrochen. 

My AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt