•~Kapitel 7~•

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Überrascht dreht der Junge den Kopf und bestätigt meine Vermutung, die ich in den letzten Sekunden so stark versucht hatte, aus meinem Kopf zu verdrängen.

Als sein Blick auf mich fällt, weiten sich seine braunen Augen ein bisschen vor Überraschung, bis sich ein hämisches Grinsen in seine Visage schleicht. „Ach Mila, wie schön dich zu sehen", sagt er mit einem gemeinen Lächeln auf den Lippen. Der Hohn in seiner Stimme ist kaum zu überhören.

Ich antworte nicht, sondern starre ihn nur aus großen Augen an. Mein ganzer Körper zittert, als er sich nun vollkommen von dem Mädchen am Boden abwendet und einen Schritt auf mich zumacht. Die Hand von Alice schüttelt er dabei ab, wie eine lästige Fliege.

Schritt für Schritt kommt er auf mich zu, und jedes Mal machte ich einen weiteren Schritt zurück- weg von ihm. Doch wie sollte es auch anders sein? Nach nur wenigen Schritten stieß ich mit dem Rücken an die Wand. Mit vor Schreck geweiteten Augen schaue ich zu ihm auf...

Keine Panik. Einfach weiteratmen... Mit aller Kraft, die ich aufbringen kann, dränge ich den Schwall an Erinnerungen zurück.

„Ich wusste ja gar nicht, dass du auch hier auf die Schule gehst, kleine Nutte",  sagt er leise zu mir und greift plötzlich mit einer Hand kräftig in mein Haar. Ich beisse mir auf die Unterlippe um einen Aufschrei zu unterdrücken.
„Aber das wird es natürlich um einiges spaßiger machen. Du und die kleine, fette Streberin...-"

„Lass sie sofort los", höre ich Alice, die bei dem Mädchen am Boden hockt, sauer sagen. Die Sorge um mich steht ihr ins Gesicht geschrieben.
Doch nach einem weiteren Ruck an meinen Haaren, richte ich meinen Blick wieder zu dem mir bekannten Typen mit den braunen Augen.

„Och Mila", sagt er gespielt enttäuscht, „das mit dem angucken hatten wir doch schon...", und mit einem Ruck liege ich auf dem Boden und falle geradewegs auf mein verletztes Handgelenk. Ich kann mir ein Wimmern nicht länger verkneifen und lasse meine gesunde Hand an meinen Kopf durch die Haare streichen. Mein Gesicht drücke ich auf meinen Unterarm am Boden. 

Vorsichtig massiere ich mit meinen Fingern über die strapazierte Haut. Es tut verdammt weh... Warum kann der Kerl nicht einfach für immer aus meinem Leben verschwinden? 

Doch plötzlich höre ich nur noch einen erstickten Laut und mit einem lauten Rumps, landet etwas direkt vor mir auf dem Boden, sodass ich aufschrecke.

Vorsichtig hebe ich den Kopf und erblicke hellblondes Haar. Er rappelt sich wieder auf, hält kurz mit einer Hand sein Kinn und spuckt dann jemand anderem vor die Füße.

„Scheiße, Mann! Was soll das, willst du Stress?!", schreit er die Person vor sich aggressiv an. Von der anderen Person ist nichts weiter als ein belustigtes Schnauben zu hören. Mit einem aggressiven Knurren stürzt sich der Blonde auf die Person vor sich und zusammen gehen sie zu Boden.

Während ich mich geschockt aufrichte, ist auf einmal Alice mit dem kleinen, braunhaarigen Mädchen neben mir und hilft mir beim aufstehen.

Und jetzt mal ganz im Ernst, sie ist wirklich klein... Ich meine, Alice ist mit ihren 1,60 Meter schon nicht die größte, aber das Mädchen neben ihr ist mit Sicherheit nochmal fünf Zentimeter kleiner als sie.

Besorgt sieht Alice mich an. Noch bevor sie nach meinem Wohlbefinden fragen kann, hören wir ein Würgegeräusch. Wir drehen uns zu den zwei Kämpfenden um und endlich kann ich sehen, wer,- ich glaube, man kann schon mein Retter sagen, ist. Und das überrascht mich jetzt wirklich. Denn die Person, die gerade mit einem siegessicheren Grinsen auf den Lippen kalt auf die Person vor ihren Füßen sieht, die sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Bauch hält, ist niemand anderes, als „Thomas?". 

ThomasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt