Ich hasse schwimmen

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Als ich langsam zu mir kam, schaukelte der Untergrund. Es war düster, sehr düster. Ich konnte nur ein paar Schatten erkennen.

Wir hatten uns am Nachmittag auf das Schiff geschlichen. Die Mannschaft hatte gerade Pause gemacht. Die Chance hatten wir genutzt und waren sofort los.

Nun saßen wir in irgendeinen Gepäckraum, zwischen Waren eingequetscht und hatten kaum platz. Ich konnte nicht mal meine Beine ausstrecken. Es stank nach Maschinenöl und irgendetwas verfaultem. Ich wollte wirklich nicht wissen, was diesen Geruch auslöste.

„Hey, wieder wach." mein Kissen bewegte sich einen Moment.

Und erst da ging mir auf, das ich Rileys Schulter als Kissen verwendete und dicht an ihr saß. „Sieht nur so aus." murmelte ich und rückte noch ein Stück näher. Viel zu gut fühlte sich dieser Kontakt an. Viel zu beschützend.

Ich wusste nicht woran es lag, aber in ihrer Nähe fühlte ich mich beschützt und sicher. Vielleicht lag es an der Stärke und den Mut den sie ausstrahlte, oder einfach daran, das ich mich schon immer Sicher bei ihr gefühlt hatte. Trotz all den Jahren.

Eine angenehme wärme erfasste mich, als ich ihren Geruch wahrnahm und konnte nur schwer ein seufzten unterdrücken.

„Wenn du so weiter machst, schläft meine Schulter ein." scherzte sie leise.

Amüsiert sah ich sie von der Seite an. „Ich wecke sie dir schon wieder auf. Ich hab da so meine Talente."

„Will ich wissen was du damit meinst?"

„Komm drauf an." ich sah grinsend auf.

Und obwohl es so düster war, konnte ich erkennen wie sie das Gesicht verzog und mich dann mit der Schulter anstieß. „Trottel."

„Ich bin doch kein Trottel." entgegnete ich gespielt entrüstet.

Sie schüttelte nur den Kopf, aber ich glaubte dort ein kurzes Schmunzeln zu erkennen.

„Hast du dich eigentlich schon bei Emma und Jordan gemeldet?" hakte ich schließlich vorsichtig nach.

Sofort versteinerte sich ihr Gesicht, sie spannte förmlich all ihre Muskeln an. „Nein."

Ich musterte sie ernst. „Sie sind deine Schwestern. Die einzigen die du noch hast. Meinst du nicht, so würden gerne wissen wollen das du noch lebst?"

„Ich bin sicher meine Eltern haben es denen schon weiter geleitet." sagte sie knapp. Sie wollte definitiv nicht über dieses Thema reden.

„Ry..."

„...nein nichts Ry. Lass es einfach." knurrte sie eisig.

Ich seufzte und ließ den Kopf nach hinten gegen eine Kiste fallen. „Sie wollen dich bestimmt treffen."

„Was weißt du schon darüber?" brummte sie abweisend.

Ich schnaubte. „Ich habe mich mit ihnen die ganzen Jahre zusammen gesetzt um über deinen Tod hinweg zu kommen. Ich habe mit ihnen getrauert. Ich war diejenige die mit Emma zu so einer dämlichen Therapie gegangen ist um die Trauer zu überwinden, während Jordan weiter gezogen ist um auf dem Meer Ruhe zu finden. Sie haben es also verdient zu wissen das du lebst. Du bist egoistisch wie immer. Hast du auch nur einmal daran gedacht, was für einen Schmerz du damit anderen zufügst? Natürlich hast du das nicht. Dir ging es ja nur wieder um dich selbst. Hauptsache weg von deinen Verpflichtungen. Du bist ein Feigling."

Es war ihr gegenüber nicht fair, aber ich konnte diese unterdrückte Wut in diesen Moment nicht zurück halten. Es ging nicht. Es hatte mich einfach zu tief verletzt.

Ice and FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt