Kapitel 2 - Anbruch eines neuen Tages

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(Videls Sicht / Erzählung)

„Ugh... W-Wo bin ich...?" Ich schien zu liegen. Als ich um mich herum fühlte, spürte ich eine weiche Oberfläche. „Bin ich in einem Bett? HAT die Hölle überhaupt Betten? Man möchte meinen, die Hölle hat Betten aus Stacheln. Oder Spinnen. Stachelige Spinnen. „Spinneln"... Außer ich bin nicht in der Hölle... Aber wenn ich tot bin, möchte ich doch hoffen, dass alle Vermutungen, wo ich hinkommen würde, richtig waren."
Ich öffnete meine Augen, und sah seltsame maschinelle Teile über mir. Viele Kabel und Schläuche, die an mir befestigt waren, und mich mit seltsamen Flüssigkeiten versorgten. Abgesehen davon waren noch einige Vorrichtungen an mir, welche mich in der Liegeposition am Rücken hielten. Als ich mich umsah, bemerkte ich auch, dass ich in einer Art... Behälter oder so war. Wie eine Box aus Glas in welcher ich lag, aber nichts um mich herum erkennen konnte, da es liniert war.
Was ich im Ungefähren erkennen konnte, waren einige Lichter verschiedener Farbe direkt neben meinem Kopf. Auch hörte ich regelmäßige Pieptöne, welche ich nicht wirklich verstand.
„Die Hölle ist verdammt weird."
, bemerkte ich seufzend, und wollte gerade aufstehen, bis ich merkte, dass mir alles bei der kleinsten Bewegung wehtat. „Nun, das hätte ich wohl erwarten sollen. Nach einem Fall von einem Hochhaus würde dir natürlich ziemlich viel wehtun. Hätte ich gewusst, dass ich diesen Schmerz in die Hölle mitnehmen würde, hätte ich was anderes gemacht. Selbstvergiftung, oder Erhängung. ALLES ANDERE wäre im Nachhinein weniger schmerzhaft gewesen. Gott, Videl, du bist so ein Idiot!"
„...Ist das was Neues...?"
, hörte ich meine zweite Stimme in meinem Kopf.
„Oh, dich gibt's auch noch, wie?"
, seufzte ich innerlich, wobei meine Brust wieder schmerzte.
„Natürlich ist sie noch da. Es ist DEINE STIMME! Du kannst deine eigenen Gedanken nicht abschalten."
, antwortete die Stimme.
„Dann warum denke ich Gedanken, die mich selbst beschimpfen?"
„Sieh es ein, du hasst dich selbst genauso wie deine Familie dich hasste."
„Oho, ja... Vater, Mutter, Shiroma, Minoru... Hey, kann ich die als Geist heimsuchen? Verlockend würde es klingen."
, überlegte ich.
„Wer weiß. Im besten Fall tust du das schon allein durch deinen Suizid."
„Nah, ich glaub nicht... Die markieren das Datum meines Todes sicher als persönlichen Feiertag."
, schluchzte ich in mich hinein, wobei wieder mal mein Brustbereich schmerzte, „So oder so, die Hölle kann nicht schlimmer sein als mein Leben. Hier kann ich mich zumindest nochmal rüber rollen und wieder einschlafen... Nun, wirklich „rüber rollen" werde ich mich nicht, aber ich werde noch eine Runde schlafen. Und nicht mal Satan persönlich wird mich daran hindern!"

Nachdem ich noch eine Runde geschlafen hatte, fühlte ich mich interessanterweise bereits um Längen besser. Ich konnte mich bereits relativ frei bewegen, ohne mich dabei selbst quälen zu müssen. Also schob ich die Box auf, und saß auf. Wie sich herausstellte, waren die Kabel, an die ich gebunden war, unfassbar elastisch. Sie schränkten mich in keiner Weise ein, was angenehm war, da ich noch nicht mal mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Zwar stand ich auf, aber meine Beine waren noch schwach, und brachen unter mir sehr bald zusammen, aber ich verletzte mich bei meinem Fall nicht. Alles um die Box herum war abgesichert von Matten. Ich richtete mich mit Müh und Not wieder auf, und lehnte mich momentan an den Rand der Box.
„Okay... Wie sieht mein Bereich der Hölle aus...?"
Ich sah mich um, und so wie es aussah war ich in einer Art Forschungseinrichtung. Die Wände waren metallisch, genau wie der Boden. Ausgeleuchtet war der Raum von großen rechteckigen Lichtern an der Decke, welche ein wenig blendeten.
An der gegenüberliegenden Wand hing der große Monitor eines Computers, welcher momentan ausgeschaltet war. An den Rändern des Raumes waren mehrere Schreibtische voller unorganisierter Blätter, und auch Werkbänke gefüllt mit einigen Werkzeugen, die ich nicht alle erkannte. Ich erkannte einen Schraubenzieher, eine Zange irgendeiner Art, einen Elektrobohrer... „Das ist mir alles ziemlich unheimlich... Ist meine persönliche Hölle, für die Ewigkeit ein Versuchskaninchen zu sein?"
Ich ging die Wand angelehnt entlang, bis vor zum Computer welche ich mit nichts Weiterem als einem Klick auf der Tastatur aktivierte. Er war nicht einmal gesperrt. „Seltsam... Nicht abgeschaltet, nicht gesperrt.", dachte ich misstrauisch nach, „SOLLTE ich das hier finden?"
Ich suchte gar nicht lang herum, sondern fand direkt am Desktop einen Ordner mit MEINEM NAMEN! Selbstverständlich von meiner Neugier gesteuert öffnete ich den Ordner und fand genau vier Audiodateien. Auch diese waren kein bisschen geschützt. „Ich habe immer noch mein Misstrauen gegen all das. Aber vielleicht bringt DAS HIER ja etwas Licht in die Sache."

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